Der Mexikaner Marco Rodríguez wurde von der Fifa auserkoren, das Halbfinale Deutschland gegen Brasilien zu pfeifen. Auffällig: Im Spiel Uruguay gegen Italien bevorteilte der 40-Jährige die Südamerikaner in zwei Situationen entscheidend.
Belo Horizonte. Die bislang wichtigste Szene seiner Laufbahn als Schiedsrichter hat Marco Rodríguez verpasst. Der Referee aus Mexiko übersah die Beißattacke von Luis Suãrez im WM-Spiel zwischen Uruguay und Italien. Dennoch wurde er – durchaus überraschend – zum Unparteiischen des brisanten Halbfinales der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Gastgeber Brasilien am Dienstag (22.00 Uhr MESZ) in Belo Horizonte benannt.
Die Fifa schätzte die große Erfahrung des 40-Jährigen offenbar höher ein als seinen Fauxpas im Gruppenspiel in Natal. Die Augen der Fußball-Welt werden auf Rodríguez gerichtet sein, wenn er nach den Debatten um vermeintliche Vor- oder Benachteiligung Brasiliens duch seine Schiedsrichter-Kollegen das brisante Semifinale leitet.
Für Rodriguez ist es der dritte Einsatz bei dieser WM und der siebte insgesamt. Nur vier Schiedsrichter pfiffen mehr Partien seit der WM-Premiere 1930. Am Zuckerhut leitete der Familienvater, der als sein Hobby die Bibellektüre angibt, zunächst die Partie zwischen Belgien und Algerien (2:1). Anschließend war er Referee des Gruppenspiels zwischen Italien und Uruguay (0:1), bei dem ihm die Beißattacke von Suárez an Giorgio Chiellini entging.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat an Rodriguez hingegen sehr gute WM-Erinnerungen. Vor vier Jahren war er Referee beim 4:0 im Auftaktspiel der DFB-Auswahl gegen Australien in Durban.
Wurde Brasiliens Wunsch erhört?
Rodríguez, der seit 1999 international pfeift, ist auf kontinentaler Ebene in Nord- und Mittelamerika einer der Top-Referees. Fünfmal kam er beim Gold Cup der CONCACAF-Zone zum Einsatz. Bei der Club-WM 2007 leitete er das Finale zwischen dem AC Mailand und den Boca Juniors aus Buenos Aires. 2006 in Deutschland war der begeisterte Schwimmer und Radfahrer mit 32 Jahren der jüngste WM-Referee und pfiff die Gruppenspiele zwischen England und Paraguay (1:0) sowie der Elfenbeinküste und Serbien und Montenegro (3:2).
Die Ansetzung des Mittelamerikaners Rodríguez dürfte auch den Brasilianern gefallen. Hatte die Seleção die Fifa zuvor doch wiederholt für die Ansetzung europäischer Schiedsrichter kritisiert. Diese würden die Fouls gegen Neymar & Co kaum pfeifen, wurde argumentiert. Bleibt zu hoffen, dass der Schiedsrichter am Dienstag in Belo Horizonte weniger in den Mittelpunkt rücken wird als die Spieler selbst.