Hamburg. Der Wechsel des Aufstiegstrainers zu Brighton ist nachvollziehbar, ein anderer X-Faktor bleibt beim FC St. Pauli. Ein Kommentar.

Der FC St. Pauli setzt sich gern plakativ dafür ein, dass „ein anderer Fußball möglich ist“. So ehrenhaft das Vorhaben ist, so knallhart ist zu sagen: Herzlich willkommen in der Bundesliga!

Auf höchster Ebene des internationalen Sports, auf der Regeln gelten, denen sich selbst die Hamburger nicht widersetzen können. Wenn der steinreiche Premier-League-Club Brighton & Hove Albion Cheftrainer Fabian Hürzeler kaufen möchte, dann wird sich schon die passende Summe zusammenkratzen lassen – völlig unabhängig davon, dass der nun offenbar abwanderungswillige Hürzeler seinen Vertrag bei St. Pauli erst im März verlängert hatte.

Hürzeler-Abgang für FC St. Pauli zu verkraften

Natürlich kommen sich Fans da veräppelt vor, auch vom ehrgeizigen Coach, der vor vier Wochen noch Zweitliga-Meisterschaft und Bundesliga-Aufstieg feierte. Legt man alle Nostalgie und Romantik mal beiseite, ist aber nüchtern festzuhalten: Der Schritt ist nachvollziehbar, und zwar aus allen Perspektiven.

Für Hürzelers Karriere ist die Premier League ein gewaltiger Sprung, aus dem sich sportliche Möglichkeiten ergeben, die er bei St. Pauli niemals hätte. Der Kiezclub wiederum generiert eine Rekordablöse, die in den Sport investiert werden kann – auch darin, „einen anderen Fußball zu ermöglichen“.

Sportchef Bornemann wichtige Konstante bei St. Pauli

Das alles war im Übrigen nur möglich, weil der FC St. Pauli einen anderen Weg ging, sich im Dezember 2022 den marktüblichen Mechanismen widersetzte und anstelle eines gestandenen Trainers den vergleichsweise unerfahrenen Assistenten Hürzeler beförderte. Den Mut hinter dieser Entscheidung besaß Sportchef And­reas Bornemann, der seit fünf Jahren für eine kontinuierliche Entwicklung sorgt.

Er ist das Mastermind hinter dem Aufstieg, sein Abgang wäre ein genauso herber Verlust wie der Hürzelers. Aber er wird seinen Weg fortführen: erfolgreich und anders.