Beim „Denkmal am Ort“ öffnet der Bundesliga-Aufsteiger das Millerntor-Stadion, um an die Vereinsikone Max Kulik zu erinnern.

Der Zeitpunkt könnte vermutlich nicht passender sein. Leider. Denn heutzutage müssen jüdische Menschen selbst in Deutschland auf erschreckende Art und Weise wieder um Leib und Leben fürchten.

An die Verfolgung zur Zeit des Nationalsozialismus (1933 bis 1945) erinnert am Wochenende auch die Ausstellung „Denkmal am Ort“. Hierzu werden Haus- und Wohnungstüren geöffnet, um die Geschichten der Opfer sichtbar zu machen. Der FC St. Pauli öffnet dazu das Millerntor-Stadion.

Denkmal am Ort: FC St. Pauli öffnet Millerntor-Stadion

Genauer gesagt das Museum. Dessen Team stellt am Sonntag um 12 Uhr die berührende Lebensgeschichte von Max Kulik vor.

Der spätere Sportmediziner wurde 1898 auf St. Pauli geboren, lebte an der Annenstraße und war einer der herausragenden Fußballer des Hamburg-St. Pauli Turnvereins. 1915 war er maßgeblich auf Aufstieg aus der Dritten in die Zweite Hamburger Liga beteiligt.

Jüdischer Fußballer Max Kulik wurde von Nazis verfolgt

Nach dem Ersten Weltkrieg spielte Kulik als Stürmer für die erste Mannschaft des Eimsbütteler TV. Nach dem Ausschluss jüdischer Sportler aus Hamburger Vereinen wechselte er kurzzeitig noch zur jüdischen Sportgruppe Schild, bevor er 1938 aus Deutschland floh. Über Frankreich, die Fremdenlegion und Nordafrika rettete sich Kulik schließlich in die USA nach New York City.

Für die Sonderausstellung „Fußball. Flucht. Exil“ waren langwierige Recherchen notwendig. In Detektivarbeit rekonstruierten die Museumsmitarbeiter die Biografie des einstigen Kiezkickers.

Stadionführung bei St. Pauli nach Bundesliga-Aufstieg

Dabei wurden auch dessen Nachfahren mit einbezogen. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass selbst Besucher, die sich sehr gut mit der NS-Zeit auskennen, sehr berührt waren, weil die Ausstellung anhand einer persönlichen Geschichte erlebbar ist“, sagt Museumskuratorin Celina Albertz. Ihr Kollege Christoph Nagel hofft, dass ein Besuch „ein informatives wie aktivierendes Element hat. Denn solche Schicksale können jedem drohen, der in einer Diktatur lebt.“

Zusätzlich zur Sonderausstellung wird noch eine kleine Führung durchs Millertor-Stadion geboten. Auch dieser Zeitpunkt ist nach dem Bundesliga-Aufstieg passend. Diesmal zum Glück.

Beim Health-Bells-Festival unter dem Motto „Der Support für deine Gesundheit“ lädt der FC St. Pauli für den 20. Juni zu Konzerten ins Millerntor-Stadion ein. Unter anderem tritt Jupiter Jones auf.