Hamburg. Kurz nach den emotionalen Derbys gegen Rostock und den HSV wartet im DFB-Pokal-Achtelfinale die nächste wichtige Aufgabe.
Homburg – da war doch was? Natürlich spielt der FC Homburg in der lebhaften Geschichte des FC St. Pauli eine besondere Rolle. Die Älteren werden sich mit einer Mischung aus Euphorie und Schrecken sehr gut erinnern an jenen 18. Juni 1995.
Letzter Spieltag Zweite Liga, mit einem Sieg steigt St. Pauli in die Bundesliga auf. Es steht kurz vor Schluss 5:0. Euphorie am Millerntor. Dann ein Pfiff von Schiedsrichter Bodo Brandt-Chollé. Fans stürmen den Platz, denken, das war der Abpfiff.
Schiedsrichter Brandt-Chollé schreibt Vereinsgeschichte
Das Problem war nur: Es war erst die 87. Minute. Aber es gab keine Chance, die Anhänger zurück auf die Ränge zu bringen. Auch als Stadionsprecher Rainer Wulff voller Panik „Ihr verspielt den Aufstieg“, ins Mikrofon rief. Also deklarierte Brandt-Chollé seinen Elfmeterpfiff zum Abpfiff um. Kein Abbruch, kein Punktabzug. Guter Mann, der ein Kapitel St. -Pauli-Geschichte geschrieben hat. Gegen den FC Homburg.
Ein kleineres Kapitelchen Vereinshistorie kann die Mannschaft auch an diesem Dienstag im Achtelfinale des DFB-Pokals (20.45 Uhr/Sky) beim viertklassigen Regionalligisten FC Homburg hinzufügen. „Es ist nicht nur eine große Chance für den Verein, sondern auch für Spieler, etwas Großes zu erreichen“, sagte Trainer Fabian Hürzeler, „so oft war St. Pauli noch nicht im Pokal-Viertelfinale.“
Über 1,7 Millionen Euro winken bei Viertelfinaleinzug
Fünf Mal erst, um genau zu sein. Nur einmal, bei der legendären „Bokalserie“ 2005/06 wurde sogar das Halbfinale erreicht. Vor zwei Jahren im Viertelfinale bei der 1:2-Niederlage beim 1. FC Union Berlin hatte dafür nicht viel gefehlt. „Ich weiß, dass der Wettbewerb etwas Besonderes ist“, sagte Hürzeler, „die Mannschaft spürt auch, dass sie etwas erreichen kann.“
Neben dem sportlichen Lorbeer winkt außerdem eine Menge Geld für den Verein. Zu den rund 1,5 Millionen Euro aus den ersten Runden kommen bei Viertelfinaleinzug weitere 1,724 Millionen Euro.
Rotation möglich: „Sind in der Breite gut aufgestellt“.
Keine Atempause – nach den emotionalen Spielen gegen Hansa Rostock (3:2) und dem Stadtderby gegen den HSV (2:2) folgt nun also innerhalb von zehn Tagen das nächste sehr wichtige Spiel – gegen eine viertklassige Mannschaft. Den Fokus dennoch hoch zu halten, nicht in Gefahr zu geraten, den Gegner zu unterschätzen, ist die Aufgabe des Trainerteams.
Am Sonnabend wurden die Fehler gegen den HSV angesprochen, zum Teil sehr deutlich, am Sonntag begann die Einstimmung auf Homburg. „Die Anspannung ist eine andere als auf ein Derby, aber die emotionale Vorbereitung ist trotzdem total gegeben“, sagte Hürzeler. Er muss nur noch entscheiden, wer spielen darf. „Wir sind in der Breite sehr gut aufgestellt, wenn wir wechseln würden, wäre das kein Qualitätsverlust.“
Homburgs Trainer Schwarz hofft auf Torchancen
Hürzeler weist darauf hin, dass Homburg seit zwölf Spielen ungeschlagen ist, Tabellenführer der Regionalliga Südwest, stark im Umschaltspiel und sehr kompakt verteidigt. „Regionalligaspieler haben oft höher gespielt, sind meist sehr gut ausgebildet und haben die individuelle Klasse, immer Tore zu erzielen“, weiß Hürzeler.
Auf solche Momente hofft Danny Schwarz (48), sein Homburger Kollege: „Im Fußball hast du über 90 Minuten immer mal eine Chance, die müssen wir dann nutzen.“ Schwarz kennt Hürzeler aus seiner Zeit als Nachwuchstrainer bei Bayern München, wo Hürzeler ausgebildet wurde. Mit weiteren Homburger Spielern stand Hürzeler als junger Mensch sogar gemeinsam auf dem Platz.
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Erstligist Darmstadt 98 (3:0) und Zweitligist SpVgg Greuther Fürth (2:1) hat Homburg schon ausgeschaltet. Nun kommt also St. Pauli. Rund 11.000 Zuschauer werden erwartet, 3100 davon sind Hamburger. „Unser Club hat jahrzehntelang auf solch ein Ereignis hingefiebert. Das ist das Maß aller Dinge, die spielen wie ein Erstligist“, meinte der Homburger Coach.
Auch der FC 08 Homburg könnte mit einem Sieg Vereinsgeschichte schreiben. Ins Viertelfinale des DFB-Pokals haben es die Homburger bisher dreimal geschafft, zuletzt 1995/96. In der ersten Runde damals haben sie mit 2:1 nach Verlängerung gewonnen – gegen den FC St. Pauli. Die Älteren werden sich erinnern.
FC St. Pauli: Burchert – Dzwigala, Wahl, Mets – Treu, Hartel, Metcalfe, Ritzka – Afolayan, Eggestein, Amenyido