Hamburg. Der Mannschaftskapitän verletzt sich beim Länderspiel Australiens am Knöchel. Welche Optionen Cheftrainer Fabian Hürzeler nun hat.

Es dürfte ein unsanftes Erwachen für Fabian Hürzeler am Sonntagmorgen gewesen sein. Der Cheftrainer des FC St. Pauli wollte übers Wochenende seine sechs Nationalspieler bei deren Länderspielen beobachten, für die Freundschaftspartie zwischen Australien und Mexiko im texanischen Arlington aber nicht extra in der Nacht aufstehen, sondern am Vormittag die Wiederholung schauen.

Stattdessen wurde der 30-Jährige nach dem Klingeln des Weckers mit einer Meldung konfrontiert, die seine Planungen in den kommenden Wochen massiv beeinflussen wird: Sein Kapitän Jackson Irvine hat sich beim 2:2 seiner Australier schwerer verletzt.

Irvine zieht sich Bänderverletzung zu

In der 87. Minute war der 30-Jährige im Zweikampf mit Mexikos Robert Alvarado umgeknickt, sein rechter Fuß drehte sich fast im 90-Grad-Winkel nach innen. Irvine blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem aus Versatzstücken zusammengeflickten und der Verletzung womöglich zuträglichen Rasen im AT&T Stadium liegen und verließ den Platz auf einer Trage.

„Er hat sich den Knöchel verdreht und hatte große Schmerzen“, sagte Australiens Nationaltrainer Graham Arnold nach dem Spiel. „Ich habe Jackson gefragt, ob er in Ordnung ist, was er verneint hat“, fuhr der 60-Jährige fort.

Bornemann: "Müssen Untersuchungen abwarten"

„Aktuell können wir noch keine seriöse Einschätzung zu Jacksons Verletzung abgeben. Wir müssen zunächst die weiteren Untersuchungen vor Ort abwarten. Unsere medizinische Abteilung steht dazu im engen Austausch mit den Kollegen bei der australischen Nationalmannschaft. Wir hoffen natürlich das Beste für Jackson“, sagte St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann am Sonntagvormittag.

Immerhin gab der australische Verband später Entwarnung und verlautbarte, dass bei einem ersten Check kein Bruch festgestellt wurde, sondern nur eine Knöchelprellung. Dennoch betrage die Ausfallzeit „ein paar Wochen“, sagte Arnold.

Irvine kaum zu ersetzen

Und allein das ist schon ein großes Problem für St. Pauli. Über Irvines Wert als Kapitän und Identifikationsfigur wird so viel gesprochen, dass dabei ab und an untergeht, welch immensen sportlichen Wert der Mittelfeldspieler besitzt.

Hürzeler sagt regelmäßig, es gebe angesichts der Konkurrenzsituation im Kader der Hamburger keine Stammplatzgarantien, ehe er stets den Einschub folgen lässt: „Es ist aber sicher kein Geheimnis, dass Spieler wie Jackson Irvine, Marcel Hartel und Eric Smith gesetzt sind.“

Wird Smith seine Position bekleiden?

Ebenjener Smith könnte nun zum ersten Vertreter seines Mannschaftsratskollegen werden. Der Schwede war ursprünglich im defensiven Mittelfeld beheimatet, bevor er bei St. Pauli zum Innenverteidiger umgeschult wurde, der die Position allerdings als eine Art moderner Libero interpretiert. Smiths Qualitäten im Spielaufbau kommen in dieser Rolle exzellent zur Geltung, sodass er der Schlüsselspieler in Hürzelers System und einer der besten Akteure der Zweiten Liga überhaupt ist.

Ihn auf die Sechs zu verschieben, würde die Kiezkicker zwar einiger Möglichkeiten im Aufbau berauben, ist aber sicher die logischste Variante. Hauke Wahl würde dann die Rolle im Zentrum der Dreierkette einnehmen, der hoch veranlagte David Nemeth in die Startelf rücken und neben Karol Mets die hinterste Defensivreihe komplettieren.

Irvines Landsmann Metcalfe eine Alternative

Eine Alternative, um Smith auf seiner ursprünglichen Position zu belassen, ist Irvines Landsmann Connor Metcalfe. Der 23-Jährige, der in Airlington auf der Zehnerposition begann und in der 68. Minute nach durchschnittlicher Leistung ausgewechselt wurde, ist St. Paulis Allrounder. Metcalfe kam bei den Braun-Weißen im zentralen wie defensiven Mittelfeld zum Einsatz, spielte unter Hürzeler häufig als Rechtsaußen und absolvierte vergangene Saison im DFB-Pokal in Freiburg sogar 120 starke Minuten als Rechtsverteidiger.

Hürzeler verfügt also durchaus über Optionen. Aber ein Irvine ist nicht eins-zu-eins zu ersetzen. Dem Trainer dürften schlaflose Nächte bevorstehen.