Der Kiezclub muss auf gestiegene Kosten reagieren. Sportchef Bornemann: „Suchen keinen Knaller, Kracher oder Knipser“.
Er kann eigentlich die Uhr danach stellen. Wann immer Carsten Rothenbach im Urlaub ist, tut sich etwas beim FC St. Pauli auf dem Transfermarkt, und der 42-Jährige hat Pause von der Pause.
Als Referent der sportlichen Leitung gibt es nun mal keine richtigen Ferien. Und da Rothenbach noch bis zum Wochenende mit seiner Familie auf Fehmarn ist, könnte der ohnehin nach Transfernachrichten dürstende Teil der Fangemeinde des Kiezclubs in Habachtstellung sein.
FC St. Pauli wird keine Unsummen auf dem Transfermarkt ausgeben
Auf dem Papier erscheint es ja auch logisch: Die Hamburger haben in diesem Sommer vier ablösefreie Akteure verpflichtet und im Gegenzug Jakov Medic für knapp drei Millionen plus spätere Boni an Ajax Amsterdam sowie Betim Fazliji für gut 450.000 Euro an den FC St. Gallen verkauft. Warum nicht also mit geöffneter Schatulle auf den Markt gehen?
Vor allem ein Stürmer müsse doch her, fordert das Fanvolk. Einer wie Luca Pfeiffer, über den Gerüchte über einen Wechsel ans Millerntor kursierten, an denen nach Abendblatt-Informationen nichts dran war. Der 26-Jährige geht stattdessen auf Leihbasis innerhalb der Bundesliga vom VfB Stuttgart zurück zum SV Darmstadt 98.
Medic-Millionen fließen nicht ins Transferbudget
Doch so einfach ist die Rechnung nicht. In den Sportetat von gut 24 Millionen Euro für diese Saison, in dem allerdings auch Bereiche wie das Nachwuchsleistungszentrum, Scouting und Rasenpflege eingepreist sind, fließen die Medic-Millionen nicht mehr mit ein.
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„Der FC St. Pauli plant seinen Sportetat bereits Monate vor der Transferperiode“, sagt Präsident Oke Göttlich. Vor allem werde das eingenommene Geld aber benötigt, um während der Corona-Pandemie erhaltene Hilfsgelder zurückzuzahlen und auf gestiegene Kosten zu reagieren.
St. Pauli schätzt Kader bereits sehr stark ein
„Wir planen trotz der schwierigen weltwirtschaftlichen Situation mit Inflation und Energiekostensteigerungen nach einer Pandemie, die die Veranstaltungswirtschaft nahezu lahmgelegt hat, seriöse Budgets, die auch unsere Mitarbeitenden bestmöglich durch diese schweren Zeiten bringen. Deswegen kann und will der FC St. Pauli nicht Millionen Euro in einzelne Spieler investieren“, sagt Göttlich. Die so mitunter empfundene Zurückhaltung auf dem Spielermarkt hat also eine finanzielle Komponente.
Sie hat allerdings auch eine sportliche. Denn die Verantwortlichen bei St. Pauli sind überzeugt, bereits einen starken Kader zusammengestellt zu haben, der nur gegebenenfalls punktuell verstärkt werden müsse. Das System von Cheftrainer Fabian Hürzeler sei nicht abhängig von einem klassischen Mittelstürmer, wie die herausragende Rückrunde mit Lukas Daschner als mitspielendem Angreifer in dieser Rolle bewiesen hat.
Hürzeler: "Werden niemals einen Star verpflichten"
„Wir sind nicht abhängig von einem einzelnen Ausnahmespieler, sondern können flexibel auftreten und die Aufgaben auf verschiedene Schultern verteilen – sowohl defensiv als auch offensiv“, sagt Hürzeler, der am Donnerstag bei der Pressekonferenz vor der Auswärtspartie bei Greuther Fürth am Sonnabend (13 Uhr/Sky) noch deutlicher wurde: „Wir werden niemals einen Star verpflichten.“
Dennoch ist davon auszugehen, dass St. Pauli – jedoch erst zum Ende der Transferperiode am 1. September hin – noch in geringerem Umfang tätig werden wird. „Wir haben kontinuierlich Dutzende Spieler im Blick und werden alles daran setzen, um aus den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten den maximalen sportlichen Erfolg zu generieren.
Bornemann: "Suchen keinen Knaller, Kracher oder Knipser"
Und dies umfasst weit mehr als die Suche nach einem ,Knaller, Kracher oder Knipser’“, sagt Sportchef Andreas Bornemann. In diesem Sinn: Einen entspannten Urlaub, Herr Rothenbach.