Hamburg. Mindestens einen Umzug will der junge Außenverteidiger des FC St. Pauli in diesem Sommer bewältigen. Lieber wären ihm aber zwei.
Die derzeit größte Herausforderung für Luca Günther befindet sich nicht auf dem Platz, sondern auf dem Hamburger Wohnungsmarkt. Ein Endgegner sozusagen, mit dem sich der noch im Raum Bargteheide lebende 21-Jährige gemeinsam mit seiner Freundin gerade im Kampf um einen neuen Lebensmittelpunkt befindet.
Wie gut, dass Günther immerhin seine sportliche Heimat beim FC St. Pauli bereits seit sechs Jahren gefunden hat. Doch demnächst könnte der Rechtsverteidiger nicht nur die Schlüssel seines neuen Apartments, sondern auch für einen festen Platz im Zweitligakader in der Hand halten.
Günther dauerthaft Kandidat fürs Zweitligateam
Zumindest Zweites war in diesem Sommer noch nicht zwangsläufig geplant. Zwar hat sich Günther in der vergangenen Saison zum unumstrittenen Leistungsträger in der U-23-Mannschaft St. Paulis in der Regionalliga Nord entwickelt, doch sein Aushilfsplatz während der Saisonvorbereitung im Profiteam von Cheftrainer Fabian Hürzeler sollte nur einer zur Zwischenmiete sein. Aber Günther richtete es sich gemütlich ein, indem er insbesondere im Südtirol-Trainingslager in St. Leonhard in Passeier überzeugte und seinen Gegenspielern eine ziemlich ungemütliche Zeit bescherte.
Die Konsequenz: Der Gedanke darüber, den Rechtsfuß dauerhaft in die Mannschaft zu integrieren, wohnt mietfrei in Hürzelers Kopf. „Luca auf der rechten Seite macht riesige Fortschritte, hat sich angepasst und ist in jedem Training da. Wir haben richtig gute Außenverteidiger und eine gesunde Konkurrenzsituation. Das ist genau das, was wir wollen“, sagte Hürzeler in Italien.
St. Pauli hat nur drei Außenverteidiger für zwei Positionen
Entgegen kommt Günther, der einen Teil seiner Ausbildung im Jugendbereich des VfB Lübeck genoss, dass in dem unantastbaren Manolis Saliakas sowie Philipp Treu und Lars Ritzka lediglich drei Außenverteidiger für zwei Positionen im Team stehen. Eine der wenigen Planstellen St. Paulis, die nicht tief besetzt ist.
„Behalten wir ihn bei den Profis?“, fragte Hürzeler, um sich selbst die Antwort zu geben: „Das werden wir in Ruhe besprechen nach dem Trainingslager. Aber im Moment spricht nichts dagegen. Er ist wissbegierig, brutal lernwillig und hat Potenzial nach oben. Luca kann auf jeden Fall noch stärker werden. Das suchen wir bei St. Pauli.“
Stärken in der Adaptionsfähigkeit
Worin Günther Luft nach oben besitzt, weiß Carsten Rothenbach, der ihn als sportlicher Leiter der U 23 genau kennt: „In der Intensität besteht noch Potenzial, das ist aber nicht ungewöhnlich für einen Spieler seines Alters. Auch im defensiven und offensiven Eins-gegen-eins kann er sich noch verbessern.“
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Allerdings hebt Rothenbach in erster Linie hervor, was seinen Schützling schon jetzt auszeichnet. „Seine Stärken hat er in der Dynamik nach vorn, sowie der Fähigkeit, schnell neue Situationen zu adaptieren. Luca ist technisch sehr gut und schlägt gefährliche Flanken“, sagt der 42-Jährige.
Vertrag bei St. Pauli wurde verlängert
Überrascht ist Rothenbach keineswegs vom potenziellen Umzug Günthers von der zweiten in die erste Mannschaft. Das notwendige Zweitliganiveau haben ihm die Verantwortlichen schon länger zugetraut, den Vertrag nicht grundlos erst im vergangenen Juni verlängert.
Es war keine Frage des Ob, sondern des Wann, dass Günther, der in der U 23 auch regelmäßig rechts in der Mittelfeldraute gespielt hat, in höhere Ligen aufsteigt. „Die ersten Trainingswochen mit der Lizenzmannschaft haben nun gezeigt, dass Luca körperlich in der Lage ist, bei den Profis mitzuspielen“, sagt Rothenbach.
Günther ist ein bodenständiger Typ
Quervergleiche vom sportlichen Aufstieg zur Wohnungssuche bieten sich allerdings nicht an. „Luca versteht es, seine Karriere über einen längeren Zeitraum zu planen, keine Stufen zu überspringen. Aber er geht den jeweils nächsten Schritt immer relativ schnell, sieht ihn als Herausforderung an“, sagt Rothenbach über den abseits des Platzes eher zurückhaltenden Charakter.
„Luca ist ein sehr klarer, bodenständiger und dankbarer Typ“, meint sein Förderer. Ein Vorteil auch bei der Wohnungssuche: Hochparterre ist einfacher zu finden als Loft.