Hamburg. Der zweite Vorsitzende des Amateurvorstands ist Mitglied in der Deutschen Polizeigewerkschaft. Dagegen regt sich massiver Protest.

Der „Ehrenamtsempfang“ des FC St. Pauli ist eine seit Jahren gepflegte Tradition, die nichts mit dem Profifußball zu tun hat. Die vielen Helfer in den 23 Abteilungen des Vereins sollen geehrt werden, ohne deren unbezahlte Arbeit der Sportbetrieb von rund 15.000 Mitgliedern nicht möglich wäre.

FC St. Pauli: Offener Brief gegen Polizei-Gewerkschaft

Am 8. Juli haben der Amateurvorstand sowie die Abteilung Fördernde Mitglieder deshalb ins Clubheim am Millerntor-Stadion geladen. Doch genau um diesen Empfang gibt es nun politisch aufgeladenen Ärger.

„Keine Party mit der DPolG“ schreiben nicht weniger als 45 Organisationen, Zusammenschlüsse sowie weitere Einzelpersonen aus dem unmittelbaren Umfeld des Clubs in einem Offenen Brief, in dem sie begründen, „warum wir dieses Jahr dem Ehrenamtsempfang des FC St. Pauli fernbleiben.“

Teile der Fan- und Mitgliederszene boykottieren Ehrung

Grund für den Boykott ist der stellvertretende Vorsitzende des Amateurvorstandes Carsten Balschat aus der Triathlonabteilung. Balschat ist Polizist und vor allem Mitglied in der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). „Die Positionen der DPolG sind unserer Ansicht nach nicht mit den politischen Überzeugungen und Werten des FC Sankt Pauli und seiner Fanszene, wie Antirassismus, Antifaschismus und lebendige Fankultur, vereinbar“, heißt es in dem Schreiben.

Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem der Fanladen, das FC-St.-Pauli-Museum, die Leitung der Marathonabteilung, der Ständige Fanausschuss oder die Rechtsberatung „Braun-Weisse Hilfe“. Das ist ein breites Spektrum der Fan- und Mitgliederszene.

Vorsitzender verteidigt seinen Stellvertreter

Die Unterzeichner des Offenen Briefes bieten Balschat immerhin an: „Carsten, es liegt jetzt an dir, die Vereinbarkeit als stellvertretendem Amateurvorstand und deinem DPolG-Engagement argumentativ darzulegen.“

Es wirkt dennoch so, als gelte die bei St. Pauli oft beschworene Toleranz hier nicht. Schon auf der Mitgliederversammlung am 17. Dezember war es zu Unmut gegenüber Balschat gekommen, den der Vorsitzende des Amateurvorstandes, Jörn Sturm, deutlich kritisierte: „Es gibt Mitglieder, die anderen Mitgliedern den Einsatz für die eben erwähnten Werte pauschal absprechen und nicht ansatzweise den Versuch unternommen haben, den Menschen zu sehen.“