Hamburg/Kiel. Warum Kiels Rechtsaußen bei allen Fans seiner ehemaligen Vereine so beliebt ist und was sich in 18 Jahren Profifußball verändert hat.

„Wir wollen im Sommer nicht sagen, dass wir etwas bereuen“, sagt Fabian Hürzeler – aber ob er wirklich noch daran glaubt? Egal, im Fußball ist bekanntlich alles möglich. Also flirtet der Cheftrainer des FC St. Pauli vor dem Auswärtsspiel bei Holstein Kiel am Freitag (18.30 Uhr/Sky) offiziell durchaus noch mit dem Relegationsplatz drei, von dem sein Team nach dem 0:0 gegen Düsseldorf sechs Punkte und acht Tore entfernt ist: „Solange die Chance noch besteht, egal wie gering die Prozentzahl auch ist, wollen wir sie auch ergreifen.“ Immerhin kann man am Freitag den Rückstand auf den HSV auf drei Zähler halbieren.

Tatsächlich geht es in dem ausverkauften Duell der beiden Nordclubs eher um Prestige, Platzierung (und damit Geld aus der TV-Rangliste) sowie einen anständigen Saisonausklang. „Die Jungs wissen, dass wir noch viel gewinnen können“, sagt Hürzeler, „wir müssen das Spiel sehr seriös angehen. Wir können nicht mit nur 99 Prozent nach Kiel fahren.“

St.-Pauli-Gegner Kiel: Zehn Abgänge

Bei den „Störchen“ kommt neben dem Saisonfinale vor heimischem Publikum auch noch das „Tschüs“ für zehn Spieler hinzu, die vor dem Anstoß ab 17.35 Uhr verabschiedet werden. Darunter sind Torwart Robin Himmelmann, Kapitän Hauke Wahl (29), der wohl den Weg ans Millerntor finden wird, und Stürmer Fin Bar­tels (36). „Er zeigt die Liebe zum Spiel und die Leidenschaft für den Fußball“, sagt Kiels Trainer Marcel Rapp, „das merken die Leute, und deshalb ist er so beliebt.“

Was auch bei den Anhängern des FC St. Pauli gilt, für den Bartels zwischen 2010 und 2014 spielte. Die rund 1500 mitgereiste Hamburger werden den Rechtsaußen deshalb mit freundlicher Anerkennung verabschieden. „Vergangenheit trifft auf Gegenwart. Es ist ein perfektes Ende, das ich genießen werde“, sagt Bartels dem Abendblatt, „gerade mit meinem persönlichen Hintergrund und der Zeit, die ich dort verbracht habe.“ Bartels hat immerhin bei St. Pauli erlebt, was seinen Nachfolgern im braunen Trikot bislang verwehrt wurde: Bundesliga.

Nach dem Aufstieg 2010 wechselte er von Hansa Rostock ans Millerntor, bestritt 31 Erstligaspiele für die Kiezkicker. „Das Highlight war natürlich der 1:0-Derbysieg beim HSV im Februar 2011“, erinnert er sich. der Abstieg war trotzdem nicht zu vermeiden. Der, wie er selbst sagt, „bodenständige“ Bartels blieb dennoch weitere drei Jahre.

Fin Bartels blickt auf tolle Karriere zurück

Mit dem Wechsel zu Werder Bremen feierte er seinen persönlichen Bundesligaaufstieg und kickte weitere sechs Jahre erstklassig, bevor er sich 2020 zum Karriereende wieder seinem Heimatverein in Kiel anschloss und für Furore sorgte: Beim sensationellen 6:5 n.E. in der zweiten DFB-Pokal-Runde 2021 traf er gegen Bayern München doppelt. In der Relegation zur Bundesliga verlor Kiel in jener Saison gegen den 1. FC Köln – „leider fehlte das Happy End“.

Trotzdem war es eine erfüllte Karriere. „Alles in meinen 18 Jahren im Profifußball ist jetzt viel professioneller. Wir haben heute ein riesiges Funktionsteam um uns herum“, sagt Fin Bartels, „aber meine Schuhe putze ich immer noch selber.“

  • Holstein Kiel: Dähne – Becker, Wahl, Thesker, Kirkesov – Sander, Holtby – Bartels, Skrzybski, Reese – Pichler.
  • FC St. Pauli: Vasilj – Medic, Smith, Mets – Saliakas, Irvine, Hartel, Paqarada – Afolayan, Daschner, Saad.