Hamburg. Der Kiezclub hat sich mit dem 0:0 gegen Fortuna Düsseldorf aus dem Rennen um Platz drei verabschiedet.
Wie er den Auftritt des HSV in Regenburg am frühen Sonntagnachmittag verfolgen wollte, das wusste Fabian Hürzeler schon am späten Sonnabendabend ganz genau. „Ich werde mir das Spiel zusammen mit meinem Trainerteam in unserem Raum an der Kollau anschauen“, verriet der Chefcoach des FC St. Pauli nach dem enttäuschenden 0:0 im Verfolgerduell gegen Fortuna Düsseldorf.
Nach dem Abpfiff im Regensburger Jahnstadion, ja eigentlich schon nach einer halben Stunde, wusste Hürzeler dann ebenso genau, dass die Jagd seiner Mannschaft auf Platz drei und damit auf den Stadtrivalen HSV de facto beendet ist. Bei sechs Punkten Rückstand und der schlechteren Tordifferenz sind die Relegationsspiele gegen den Bundesliga-16. realistisch nicht mehr zu erreichen.
Der FC St. Pauli muss die 13. Saison in Folge in der Zweiten Liga spielen
Der FC St. Pauli, der am Sonntag auch noch vom punktgleichen SC Paderborn von Platz vier verdrängt wurde, wird nach dem Bundesligaabstieg 2011 die 13. Saison in Folge in der Zweiten Liga verbringen.
Dies wäre vor vier Monaten noch eine erfreuliche Nachricht gewesen, nach 37 Punkten aus den bisher 15 Rückrundenspielen aber ist es dann doch eine ernüchternde Erkenntnis. Ab sofort geht es jetzt nur noch darum, die beiden verbleibenden Spiele am Freitag beim Nordrivalen Holstein Kiel und am Pfingstsonntag im ausverkauften Millerntor-Stadion gegen den Karlsruher SC mit Anstand über die Bühne zu bringen.
„Wir sind schon nach den beiden unnötigen Niederlagen zuvor wieder aufgestanden. Da hat die Mannschaft Charakter gezeigt. Das erwarte ich jetzt auch in Kiel“, sagte Hürzeler.
Marcel Hartel verpasste am knappsten das Führungstor
Die Enttäuschung über zwei verpasste Punkte war den Spielern der Braun-Weißen am Sonnabend ins Gesicht geschrieben gewesen. Das lag nicht nur am Ergebnis selbst, sondern noch mehr daran, dass es der Mannschaft trotz einer überragenden Leistung in der ersten Hälfte und einer immer noch guten Vorstellung im zweiten Abschnitt nicht gelungen war, einen weiteren Sieg in dieser so erfolgreichen Rückrunde zu erzwingen. So blieb der fulminante Schuss von Marcel Hartel ans rechte obere Toreck kurz vor der Halbzeitpause die spektakulärste und beste Torszene der St. Paulianer.
Allein die Statistik von 13:0 Torschüssen zur Pause und 20:2 in der Endabrechnung spiegelte recht deutlich wider, wie überlegen die Gastgeber in diesem Spiel gegen die punktgleichen und daher auf Augenhöhe erwarteten Düsseldorfer waren.
Die defensive Organisation und gegenseitige Hilfe funktionierte eindruckvoll, zudem wurde ein überaus sehenswerter Kombinationsfußball nach vorn geboten. Es gab Torabschlüsse aus dem Spiel und nach Standards. Allein, es fehlte eben das, was ein Fußballspiel entscheidet. Zum ersten Mal unter der Regie von Trainer Hürzeler gelang dem Team kein eigenes Tor.
Trainer Hürzeler sah „die beste Halbzeit“ seines Teams
Am Ende war sogar auch noch eine Portion Glück dabei, dass Torwart Nikola Vasilj zum bereits zwölften Mal in dieser Saison und zum achten Mal in der Rückrunde ohne Gegentreffer blieb. Bei Düsseldorfs gefährlichster Aktion war der Schuss des erst Sekunden zuvor eingewechselten Jona Niemiec von St. Paulis grätschendem Verteidiger Karol Mets an die Unterkante der Latte abgefälscht worden. Von dort sprang der Ball zurück ins Spielfeld (67.).
Hürzeler verteidigte später, dass er in der Schlussphase darauf verzichtet hatte, voll auf Offensive zu setzen und beispielsweise den zentralen Innenverteidiger Jakov Medic in den gegnerischen Strafraum zu beordern, auch wenn es gerade keine Standardsituation gibt. „Die Düsseldorfer Hightowers dahinten sind alle über 1,90 Meter groß. Da wäre es auch bei Jakov nur Zufall gewesen, wenn er ein Kopfballtor erzielt. Ebenso gut hätten wir durch gut strukturierten Fußball ein Tor machen können“, sagte Hürzeler.
Und weiter: „Wir hätten uns einfach schon in der ersten Halbzeit belohnen müssen. Für mich war das, seit ich hier bin, die dominanteste und beste Halbzeit, auch wenn wir kein Tor erzielt haben.“
Kapitän Pararada absolvierte sein 100. Pflichtspiel für St. Pauli
Hartel gab zu: „Die Enttäuschung ist riesengroß. Das hat man auch nach dem Schlusspfiff gesehen, als jeder irgendwo auf dem Boden gesessen hat. Es hätte heute einen Gewinner geben müssen, um überhaupt noch mal Druck auf den HSV auszuüben. Es ist am Ende total bitter.“ 17 Stunden später sah er sich in dieser Einschätzung bestätigt, als der HSV schnell und locker zu seinen Treffern kam.
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Für Kapitän Leart Paqarada wurde ein ganz persönliches Jubiläum durch den verpassten Sieg getrübt. Gegen Düsseldorf absolvierte er seinen 100. Pflichtspieleinsatz für den FC St. Pauli, seit er im Sommer 2020 vom SV Sandhausen ans Millerntor gekommen war. „100 Spiele in drei Jahren sind schon eine Hausnummer. Ich bin sehr froh, dass der Körper das mitgemacht hat.“
St. Pauli will trotz allem noch das Maximum von sechs Punkten holen
Nach einem trainingsfreien Montag hat Hürzeler drei Tage Zeit, sein Team moralisch wieder aufzubauen, um schon am Freitag in Kiel die Marke von 40 Rückrundenpunkten zu erreichen. „Es sind noch zwei Spiele, das sind sechs Punkte. Die wollen wir uns holen“, gab Innenverteidiger Mets schon mal als Parole aus.
St. Pauli: Vasilj – Medic, Smith, Mets – Saliakas, Hartel, Irvine, Paqarada – Afolayan (89. Eggestein), Daschner (85. Otto), Saad (77. Metcalfe).
Düsseldorf: Kastenmeier – Klarer, Hoffmann, de Wijs (71. Karbownik) – Zimmermann, Oberdorf – Klaus (86. Peterson), Appelkamp, Iyoha (86. Gavory) – Ginczek (68. Niemiec), Kownacki (86. Hennings).
Schiedsrichter: Jöllenbeck (Freiburg).
Zuschauer: 29.546 (ausverkauft).
Gelbe Karten: Mets (3) – Hoffmann (4), Ginczek (3), Zimmermann (3), Klarer (7).
Statistik: Torschüsse: 20:2, Ecken: 7:0, Ballbesitz: 53:47 Prozent, Zweikämpfe: 99:107, Laufleistung: 119,83:116,09 km.