Hamburg. Die Kiezkicker überzeugen gegen Fortuna Düsseldorf spielerisch, vergessen aber das Toreschießen – und ärgern sich über eine Entscheidung.
Es hat nicht sollen sein. Trotz klarer Überlegenheit kam der FC St. Pauli im Topspiel der Zweiten Liga gegen Fortuna Düsseldorf nicht über ein 0:0 hinaus. Die Chance, doch noch die Relegationsspiele um den Bundesliga-Aufstieg zu erreichen und den HSV unter Druck zu setzen, wurde letztlich auch mit einigem Pech vertan. Gleiches gilt für die punktgleichen Düsseldorfer.
"Wir haben 0:0 verloren", sagte nach dem Spiel Stürmer Lukas Daschner treffend. Die Punkteteilung hatte angesichts der Tabellenkonstellation tatsächlich die Wirkung wie eine Niederlage. "Die Enttäuschung ist riesengroß heute", pflichtete Mittelfeldspieler Marcel Hartel bei. "Es hätte einen Gewinner geben müssen. Das hat leider nicht funktioniert."
Nach zwei Spielen Verletzungspause konnte St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler wieder auf Eric Smith setzen und brachte ihn auch gleich wieder in die Startelf, obwohl ihn zuletzt Adam Dzwigala bei den Siegen gegen Bielefeld (2:1) und beim Tabellenführer Darmstadt 98 (3:0) überzeugend vertreten hatte. „Es war eine enge Entscheidung, die letztlich für Eric ausgefallen ist. Es war aber keine Entscheidung gegen Adam. Ich bin sehr froh, dass ich ihn im Kader habe“, hatte Hürzeler vor dem Spiel bei Sky gesagt.
St. Paulis Smith zwingt Düsseldorfs Torwart Kastenmeier zur Glanzparade
Fast hätte sich Smiths Rückkehr auch früh im Spiel ausgezahlt. Sein Kopfballaufsetzer (14. Minute) nach einer Ecke von Manolis Saliakas war so gefährlich, dass Düsseldorfs Torwart Florian Kastenmeier den Ball in höchster Not gerade noch mit einer Glanzparade über die Torlatte lenken konnte.
Es war die Phase, in der St. Pauli nicht nur das Spiel komplett im Griff hatte, sondern auch zu mehreren gefährlichen Situationen vor dem Fortuna-Tor kam. So verfehlte der Linksschuss von Lukas Daschner vom rechten Strafraumeck das Tor nur knapp (15.).
Nach einer halben Stunde standen 10:0 Torschüsse für St. Pauli zu Buche. Besser konnte die klare Überlegenheit nicht dokumentiert werden. Wäre es nach dem Willen der St. Paulianer und ihrer Fans gegangen, hätte Torschuss Nummer elf ein Strafstoß sein sollen.
St. Paulianer fordern Handelfmeter nach Saads Torschuss
Nach einem Dribbling und Torschuss von Außenstürmer Elias Saad sprang Fortuna-Verteidiger André Hoffmann der Ball an den ausgestreckten Arm. Allerdings war der Ball zunächst an Hoffmanns Bein geflogen und von dort abgefälscht worden, bevor er den Arm berührte. Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck ließ weiterspielen und zeigte unmittelbar danach St. Paulis Abwehrspieler Karol Mets wegen eines Fouls Gelb.
Damit ergab sich die Chance zur Überprüfung der vorherigen Szene. Videoassistent Nicolas Winter hatte gegen die Entscheidung, dass es kein strafbares Handspiel war, nichts einzuwenden.
- St. Pauli oder Düsseldorf: Es kann nur einen HSV-Jäger geben
- Wechsel perfekt: Timo Schultz unterschreibt beim FC Basel
- Ex-Präsident Orth greift FC St. Pauli an: „Alles eine Suppe“
Torschuss Nummer zwölf hätte es hingegen völlig regulär verdient gehabt, ins Netz zu fliegen. Eine sehenswerte Kombination vor dem Strafraum schloss Marcel Hartel mit einem Strich von Schuss ab, doch statt in die Maschen klatschte der Ball ans rechte obere Toreck (45.).
In diesem Duell mit Endspielcharakter um die Chance, weiter im Rennen um Platz drei zu bleiben, ließ St. Paulis sogar bis zur Pause nicht einen Torschuss zu. Allerdings war den Braun-Weißen eben trotz klarer Dominanz kein Treffer gelungen.
"Auch wenn wir kein Tor geschossen haben, war mit der Leistung meiner Mannschaft in der ersten Halbzeit sehr zufrieden. Wir haben so gut wie gar nichts zugelassen", kommentierte St. Paulis Trainer Hürzeler später. In der zweiten Halbzeit habe sein Team dann aber Probleme mit dem mannoriertierten Pressing des Gegners gehabt. "Da müssen wir bessere Lösungen finden."
Düsseldorfs Niemiec trifft die Unterkante der Latte
Hatte sich das einseitige Geschehen auch in den ersten 15 Minuten der zweiten Hälfte fortgesetzt, so sorgte ein Wechsel von Fortuna-Trainer Daniel Thioune für helle Aufregung im St.-Pauli-Strafraum. Der für den Ex-St.-Paulianer Daniel Ginczek ins Spiel gekommene Jona Niemiec setzte den Ball nur Sekunden nach seiner Einwechslung an die Unterkante der Latte (67.).
Dies blieb der einzige Schreckmoment im eigenen Strafraum. Doch ein Tor wollte St. Pauli danach trotz allen Bemühens auch nicht mehr gelingen. Völlig erschöpft ließen sich die Spieler beim Abpfiff auf den Rasen fallen. Letztlich hatte beiden Teams der Mut gefehlt, in der Schlussphase bedingungslos Risiko zu spielen und so den Sieg erzwingen zu wollen.