Das Modell der Fortuna soll eine Revolution des Fußballs bedeuten. Die Meinungen dazu sind aber unterschiedlich.

Es klingt ein wenig wie eine unseriöse Versicherung, soll aber nichts Geringeres hervorrufen als eine „Revolution des Fußballs“. Das „Düsseldorfer Modell“ rief ein gewaltiges Medienecho hervor. Am Sonnabend tritt die Fortuna aus Düsseldorf, die hinter dieser Idee steckt, beim FC St. Pauli an. Hat der Weg der Rheinländer Vorbildcharakter?

FC St. Pauli: Saisonale Ticketerlöse bei rund zehn Millionen Euro

Zur Erinnerung das Düsseldorfer Modell im Überblick: Kommende Saison sollen drei Spiele frei sein, langfristig alle Partien. Die Fans können sich auf einer digitalen Plattform bewerben. Dauerkarten bleiben gültig, die Preise werden anteilig reduziert. Die Hoffnung: Ein volleres Stadion sorgt für mehr Interesse bei Publikum und potenziellen Sponsoren. Bezahlt wird das Konzept zunächst von vier bestehenden Partnern. 45 Millionen Euro für fünf Jahre wurden zugesagt.

Die Fortuna, die vergangene Saison 7,14 Millionen Euro aus dem Ticketverkauf erwirtschaftet hat, möchte diesen Betrag durch höhere Einnahmen aus dem Catering und Merchandising kompensieren. Zum Vergleich: Die saisonalen Erlöse St. Paulis lagen in der Vor-Corona-Zeit bei rund zehn Millionen Euro.

Fans wünschen sich faire Preise statt freien Eintritt

Für die Braun-Weißen ist das Düsseldorfer Modell nicht vorstellbar, da die 29.546 Plätze im Millerntor-Stadion nahezu immer ausverkauft sind. Allerdings zeigt sich der Kiezclub interessiert an den Plänen der Fortuna, mit deren Verantwortlichen sollen offene Fragen besprochen werden.

„Grundsätzlich kommt es für den FC St. Pauli nicht infrage, Ticketing und Sponsoring zu verknüpfen. Dabei geht es um Fragen, wie Tickets eigentlich über wen verteilt werden und was mit den Daten aus einem Bewerbungsportal geschieht. Eine Forderung nach freiem Eintritt ist von Fans auch gar nicht an uns herangetragen worden, sondern es geht um , faire Preise“, teilte der Verein auf Anfrage mit und verwies auf die mehr als 95-prozentige Auslastung des Stadions. Dazu merkte St. Pauli an: „Eine Diskussion darüber, wie Fußball für alle zugänglich sein kann, ist aus unserer Sicht richtig und wichtig – unser Weg aber ein anderer.“

Gefährden Freikarten den Amateurfußball?

Während dieser Weg im Profibereich mit Interesse verfolgt wird, wird er im Amateurbereich gelassen aufgenommen. Welche Auswirkungen hätten kostenlos angebotene Spiele auf den Zuschauerzuspruch in unteren Klassen? Würden die Fans den Sportplätzen dann zu Gunsten der Stadien fernbleiben?

„Diesbezüglich haben wir wenig Sorgen“, sagt Frank Flatau, Spielausschussvorsitzender des Hamburger Fußball-Verbands, in dem das Thema bislang nur Randgespräch war. Die Auslastung beim HSV und bei St. Pauli spreche für sich, sagt Flatau. In Düsseldorf könne dies perspektivisch anders kommen, da die Vereine nach Finanzordnung ihrer jeweiligen Landesverbände dazu verpflichtet sind, einen sogenannten Sportgroschen ihrer Zuschauereinnahmen an den Verband abzutreten, weswegen die meisten Clubs geringfügige Eintrittsgelder ergeben.

Maximal neun Euro pro Ticket in der Oberliga

Im Hamburger Verband sind feste Obergrenzen gesetzt. In der Oberliga beispielsweise darf maximal neun Euro pro Ticket verlangt werden, in den Kreisklassen drei Euro. Der Sportgroschen beläuft sich auf gut fünf Prozent der Einnahmen. „Es steht Vereinen jedoch offen, ihren Zuschauern freien Eintritt zu gewähren“, sagt Flatau.

So revolutionär ist das Modell der Fortuna im Übrigen gar nicht. Oberligist SC Victoria hatte Freikarten für alle Zuschauer bereitgestellt, die ein Sponsor bezahlt hatte.