Hamburg. Der erfahrene Innenverteidiger soll im Sommer ablösefrei ans Millerntor wechseln. Ein Verkauf von Jakov Medic wäre damit möglich.

„Ein Spieler von der Qualität eines Hauke Wahl ist vermutlich für viele Vereine interessant, noch dazu, wenn er ablösefrei auf den Markt kommt.“ Das sagte St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann bereits vor knapp fünf Wochen, als der Kapitän von Holstein Kiel erklärt hatte, dass er seinen Vertrag bei den „Störchen“ nicht verlängern wird. Inzwischen hat Bornemann nach Abendblatt-Informationen Nägel mit Köpfen gemacht: Der FC St. Pauli und der ab Sonnabend 29 Jahre alte Innenverteidiger sollen sich über einen Wechsel ans Millerntor grundsätzlich einig sein. Unterschrieben ist allerdings noch nichts, auch wurde noch kein Medizincheck durchgeführt.

FC St. Pauli: Wahl soll kommen, geht Medic?

In Wahl würde sich der FC St. Pauli mit einem der besten zentralen Abwehrspieler der vergangenen Jahre verstärken. Den gebürtigen Hamburger soll vor allem ein Gespräch mit Trainer Fabian Hürzeler überzeugt haben, der bekanntlich besonders viel Wert auf gute Abwehrarbeit legt. Mit der Verpflichtung von Wahl könnte der FC St. Pauli einen möglichen Abgang von Jakov Medic (24) kompensieren, der schon im vergangenen Sommer von einigen Bundesligisten, vor allem dem VfB Stuttgart, umworben war.

St. Pauli hatte den Wechselabsichten des Kroaten damals eine Absage erteilt. Dessen Wunsch in der ersten Liga zu spielen bleibt jedoch bestehen. Sein Vertrag bei St. Pauli endet 2024. Im Sommer wäre also die letzte Chance, noch eine anständige Ablöse für Medic zu kassieren, der 2021 für 400.000 Euro von Wehen Wiesbaden kam. Aktuell wird sein Marktwert vom Portal „Transfermarkt“ auf zwei Millionen Euro geschätzt.

Ablösefreier Kiel-Kapitän sucht „neue Herausforderung“

Hauke Wahl gilt als absoluter Führungsspieler, der neben seiner Erfahrung und Zweikampfstärke auch in der Spieleröffnung große Stärken hat. Allerdings ist er nicht der schnellste Spieler auf seiner Position. Wahl hat bislang insgesamt 212 Zweitligaspiele für Kiel, den SC Paderborn, den 1. FC Heidenheim und den FC Ingolstadt 04 bestritten und dabei zehn Tore erzielt. Seit 2018 spielt Wahl wieder in Kiel. Dass er die KSV verlässt, sei „rein der Wunsch nach einer neuen Herausforderung“, erklärte Wahl, als er seinen Abgang Anfang März öffentlich machte.

Neben dem FC St. Pauli sollen sich auch der 1. FC Nürnberg und Hannover 96 um den 1,89 Meter großen Verteidiger bemüht haben. Der HSV hatte sich auch mit Wahl beschäftigt, sich aber gegen eine Verpflichtung entschieden, weil er vom Spielstil Kapitän Sebastian Schonlau zu ähnlich sei und mit seinem Alter kein Perspektivspieler mehr ist. An der Förde rechneten die Beobachter sogar eher mit einem Wechsel in die US-Amerikanische Major League Soccer. Wahl ist großer Amerikafan, den es immer wieder im Urlaub über den „Großen Teich“ treibt.

Bornemann kennt Wahl aus gemeinsamen Jahren in Kiel

Stattdessen hat jetzt offenbar der FC St. Pauli das Rennen gemacht. Wahl, der in der Jugend des Witzhaver SV und des TSV Trittau seine fußballerischen Anfänge machte, wohnt in seiner Geburtsstadt Hamburg. Bornemann kennt Wahl außerdem bereits aus den Jahren 2013-15 als er Sportchef in Kiel war. Wahl schaffte damals den Sprung von der Kieler U19 in die Drittliga-Mannschaft, bevor er nach Paderborn ging. St. Paulis Sportchef greift bei seinen Verpflichtungen gerne auf Spieler zurück, die er bereits auf früheren Stationen kennengelernt hat. Das war bei Medic ebenso wie bei Torwart Nikola Vasilj oder Guido Burgstaller der Fall.

Wenn Hauke Wahl einen Vertrag beim FC St. Pauli unterschreibt, würde sich ein Roulette in der Innenverteidigung der Braun-Weißen in Gang setzen. Dort stehen in Medic, Adam Dzwigala, Betim Fazliji, Marcel Beifus, dem vom FC Zürich ausgeliehenen Karol Mets und dem langzeitverletzten David Nemeth aktuell sechs Innenverteidiger unter Vertrag, dazu kommt noch Eric Smith, der unter Hürzeler zentral in der Dreierkette spielt.

Selbst wenn Medic gewinnbringend veräußert wird, sind das eigentlich zu viele Profis für die gleiche Position. Es ist daher wahrscheinlich, dass der 20 Jahre junge Beifus keinen neuen Vertrag erhält. Fazliji (23), der erst im Sommer für 450.000 Euro aus St. Gallen gekommen war, konnte sich bislang keinen Stammplatz erspielen und denkt an eine Rückkehr in die Schweiz. Möglicherweise verzichtet St. Pauli sogar darauf, die Kaufoption für Mets (29) zu ziehen, obwohl der Este in der Rückrunde jetzt eine absolute Bank ist. Das könnte davon abhängen, ob Nemeth seine Schambeinverletzung komplett auskurieren kann.