Hamburg. Obwohl ein hoher Anteil der Spieler im Kader einsatzfähig war, blieb der Erfolg für den Kiezclub in der Hinserie aus. Woran das liegt.

Es ist ein Thema, das für St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann seit Beginn seiner Amtszeit im Sommer 2019 eine hohe Priorität genießt: Verfügbarkeit. Gemeint ist damit, zu welchem Anteil die Spieler des Kaders einsatzfähig sind. In diesem Punkt hat die Mannschaft des Millerntor-Clubs in der abgelaufenen Zweitliga-Hinserie im Vergleich zur vergangenen Saison eine klare Verbesserung zu verzeichnen.

„Wir haben die Verfügbarkeit von 80 auf knapp 88 Prozent gesteigert“, hat Bornemann ausgerechnet. Der personelle Aufwand, den der Verein dafür mit James Morgan als Leiter für Reha, Physio und Prävention, den Athletiktrainern Christoph Hainc Scheller und Karim Rashwan sowie dem Osteopathen Florian Lechner und nicht zuletzt den Physiotherapeuten Alexander Blase und Dominik Körner betreibt, lohnt sich offensichtlich.

FC St. Pauli: Nemeth verpasste elf Pflichtspiele

Ein Irrglaube ist allerdings, dass diese hohe Verfügbarkeit zwangsläufig zum sportlichen Erfolg führt. Dies mussten die St. Paulianer gerade in der Hinserie erfahren. Es ist nämlich ein gravierender Unterschied, ob sich die durchschnittlich zwölf Prozent nicht einsatzfähiger Akteure, was beim 28-Mann-Kader 3,36 Spieler ausmacht, über alle Mannschaftsteile verteilen oder es in einem Bereich eine Häufung gibt.

Letzteres erwischte St. Pauli heftig. In der Innenverteidigung verpasste David Nemeth, der mit 1,3 Millionen Euro Ablöse teuerste Einkauf im vergangenen Sommer, gleich elf von 19 Pflichtspielen – erst mit einem Muskelfaserriss und seit dem 8. Oktober mit einer Schambeinentzündung. Dabei war der 21 Jahre alte Österreicher als feste Größe vorgesehen gewesen.

FC St. Pauli: Auch Jakov Medic fehlte

Dass neben Nemeth zuletzt auch Jakov Medic wegen einer Schulterverletzung fehlte, die eine Operation notwendig machte, erschwerte die Situation zusätzlich, ebenso wie die Rotsperre von Betim Fazliji. So musste Trainer Timo Schultz in den letzten Spielen vor der Winterpause mit Adam Dzwigala und Marcel Beifus die Innenverteidiger vier und fünf in der Startelf aufbieten.

„Wir haben in Sachen Verfügbarkeit einen großen Schritt nach vorn gemacht. Die Zahl von 88 Prozent ist aber auch trügerisch, wenn die zwölf Prozent Verletzten die Falschen sind“, muss Bornemann zugeben. Zudem berücksichtigt die Statistik nicht, wenn einzelne Spieler zwar grundsätzlich einsatzbereit, aber so außer Form sind, dass sich eine Berufung in die Startelf praktisch verbietet. Dies war im Spätsommer bei Stürmer Johannes Eggestein der Fall.