Düsseldorf. Der Kiezlcub manövriert sich im bekannten Muster zum 0:1 in Düsseldorf und auf den Relegationsplatz. An Kommunikation mangelt es nicht.

Es war eigentlich wie immer nach einem Auswärtsspiel des FC St. Pauli in dieser Saison. Oder noch dramatischer: Wie fast schon generell nach einer Begegnung, völlig ungeachtet des geografischen Standorts. „Sehr schwierig zu erklären, der Gegner hatte Glück, wir keines. Wir müssen weiter arbeiten, damit sich das ändert.“ (Nikola Vasilj)

„Es kotzt mich an. Wir können uns wieder von der Leistung her nichts vorwerfen, unsere Schüsse müssen nur aufs und ins Tor, egal wie.“ (David Otto) „Das ist scheiße, und es wiederholt sich, wir machen ein vernünftiges Spiel, aber belohnen uns nicht.“ (Leart Paqarada). So gaben sich die Kiezkicker in der Mixedzone der Merkur Spiel-Arena die rhetorische Klinke in die Hand.

FC St. Pauli war spielerisch überlegen

Einer nach dem anderen, immer der gleiche Tenor. Irgendwie war ja auch alles wie immer. Die Hamburger waren spielerisch überlegen, den Erfolg heimste beim 0:1 (0:1) am Sonnabendnachmittag bei Fortuna Düsseldorf aber der Gegner ein. Seit Monaten geht das so. Manchmal aber wirkt es, als scheine St. Pauli das Risiko zu übersehen, dass nicht alles gut ist, solange alles – optische Überlegenheit hin, statistische Überlegenheit her – gleich bleibt.

Permanent Ähnliches zu tun und auf Resultate zu hoffen ist in etwa so, wie immer wieder Bahn zu fahren und eine pünktliche Ankunft zu erwarten. Passenderweise verspätete sich die Rückkehr der Mannschaft nach Hamburg mit dem Zug um mehr als eine Stunde. In der Tabelle wiederum ist die Mannschaft von Trainer Timo Schultz seit Sonntagnachmittag auf einem Abstiegsrelegationsplatz angekommen. Von Entwicklungsschritten ist zu wenig zu sehen.

Kritische Themen werden im Team angesprochen

Das Plus an Torschüssen beispielsweise, das sich die Braun-Weißen regelmäßig herausspielen, ist in erster Linie ein numerisches. Wirklich klarste Torchancen waren auch in Düsseldorf anteilig wenige dabei. Und wenn es zwingend wird, sind die Stürmer, deren Knoten von Woche zu Woche platzen soll, nach wie vor nicht in der Lage zu treffen. „Es wäre schlimmer, wenn wir uns diese Situationen nicht erspielen würden“, sagt zwar Paqarada, versichert aber auch, dass zu beanstandende Themen hinter verschlossenen Türen sehr wohl angesprochen werden.

„Wir sitzen viel zusammen. Intern wird einiges auf den Punkt gebracht und sehr kritisch gesehen“, sagt der Co-Kapitän, den Düsseldorfs Trainer Daniel Thioune als besten Vorbereiter und Ballbesitzspieler der Zweiten Liga bezeichnete.

Bislang ist kein Effekt zu beobachten

Der Effekt der Krisenkommunikation ist bislang ausgeblieben. Auch defensiv gibt es wiederkehrende Abstimmungsprobleme. Vor dem 0:1 waren sich Eric Smith und Adam Dźwigała einen Moment zu lange uneins darüber, wer welchen Gegenspieler im Zweikampf übernimmt. Es war nur die folgenschwerste von einigen Situationen dieser Art. „Das ärgert mich am meisten, dass dieses Thema wieder auftritt. So etwas ist ein Kommunikationsproblem. Dabei haben wir die klare Regel, dass sich beide Spieler fallen lassen, wenn etwas unklar ist. Das war zu einfach“, sagte Schultz.

Hinzu kommen individuelle Aussetzer. Der ansonsten herausragende Vasilj ließ das Tor des Tages durch den Bad Oldesloer Rouwen Hennings in seinem Torwart­eck einschlagen. „Ich war nicht bereit für den Schuss, hatte keine gute Position bezogen. Der Fehler tut mir sehr leid für mein Team“, sagte Vasilj.

Betim Fazliji wohl für zwei Spiele gesperrt

Weniger aus der Kategorie „kann mal passieren“ kam der Platzverweis für Betim Fazliji. Die komplette Partie hatte sich der Kosovare schon mit Dawid Kownacki beharkt. Nach einem Foul und anschließender Rudelbildung ließ er sich dann zu einem zwar sanften, aber rotwürdigen und – verzeihen Sie die Deutlichkeit – auch absolut dämlichen Kopfstoß gegen seinen Rivalen hinreißen.

Eigentlich untypisch für das sanftmütig-zurückhaltende Naturell des 23-Jährigen, der voraussichtlich für zwei Spiele gesperrt werden dürfte. Zugegeben, Kownacki ging theatralisch zu Boden. Dass sich Teile der St.-Pauli-Spieler und -Verantwortlichen redselig über die Schauspieleinlagen der Fortunen beschwerten, steht allerdings sinnbildlich dafür, dass der Blick auf bedeutsamere Probleme mitunter leicht getrübt zu sein scheint.

FC St. Pauli hat kein Mentalitätsproblem

Immerhin I: Der Verlust des nächsten Innenverteidigers erzwingt beinahe eine taktische Veränderung. Die Rückkehr der Raute steht am Dienstagabend gegen Holstein Kiel bevor. „Wir hatten schon vor dem Spiel gegen Düsseldorf darüber nachgedacht“, sagte Schultz, der außerdem die Möglichkeit einer Dreier-/Fünferkette mit Lars Ritzka anstelle von Fazliji auf den Tisch brachte.

Immerhin II: Ein Mentalitätsproblem ist St. Pauli nicht zu unterstellen. Insbesondere nach dem Gegentor und der Roten Karte sei „ein Ruck“ durch die Mannschaft gegangen, sagte Schultz und ergänzte: „Wir bleiben dran.“ Wie immer.

Fortuna Düsseldorf: Kastenmeier – Zimmermann, Klarer, Oberdorf – Peterson (67. Klaus), Karbownik, Hendrix, Iyoha (90.+2 Hoffmann) – Appelkamp (78. Bodzek) – Hennings, Kownacki (67. Baah).FC St. Pauli: Vasilj – Saliakas (69. Zander), Dźwigała, Smith, Fazliji, Paqarada – Aremu (69. Metcalfe) – Irvine, Hartel (82. Matanovic) – Daschner (69. Otto), Amenyido (82. Eggestein).Tor: 1:0 Hennings (22.). Schiedsrichter: Willenborg (Osnabrück). Zuschauer: 36.430. Gelbe Karten: Klarer (4), Hennings (3) – Metcalfe (2). Rote Karte: Fazliji (58./Tätlichkeit). Mannschaftsstatistiken: Torschüsse: 13:14. Ecken: 5:10. Ballbesitz: 44:56 Prozent. Zweikämpfe: 105:110. Laufleistung: 115,9:115 Kilometer.