Düsseldorf. Die Hamburger bleiben bei Fortuna Düsseldorf ihrer Auswärtsschwäche treu – auch weil Fazliji die Mannschaft entscheidend schwächt.
Es sollte alles besser werden. Doch es änderte sich: nichts. Der FC St. Pauli bleibt auswärts ohne Erfolg in dieser Saison und damit auch im Tabellenkeller der Zweiten Liga. Bei Fortuna Düsseldorf unterlagen die Kiezkicker trotz anfangs solider Leistung mit 0:1 (0:1). Im zweiten Durchgang war in Unterzahl nichts mehr zu holen. Am Sonntag könnten sie auf den Relegationsplatz zurückfallen.
Tabellenspitze 2. Bundesliga
1. Darmstadt 98 15 / 25:14 / 32
2. HSV 14 / 22:15 / 28
3. Heidenheim 15 / 24:13 / 27
4. SC Paderborn 15 / 34:18 / 26
5. Düsseldorf 15 / 25:16 / 26
6. Hannover 96 15 / 22:17 / 24
7. Kiel 15 / 29:27 / 23
…
14. FC St. Pauli 15 / 19:21 / 15
„Düsseldorf hat es geschafft, ein Tor zu schießen, wir nicht, daher ist der Sieg verdient“, sagte St.-Pauli-Trainer Timo Schultz. Mit seiner Mannschaft sei er nicht unzufrieden, wohl aber mit dem Ergebnis. „Ich kann es nicht mehr hören, dass wir ein gutes Spiel gemacht haben, kann aber meinen Jungs keinen Vorwurf machen.“
Schultz veränderte seine Startelf im Vergleich zum zwar dominanten, aber nicht mit einem Sieg belohnten Auftritt gegen den SV Darmstadt 98 eine Woche zuvor, nicht. Never change a running system – wobei das mit dem Rennen mit laufstarken Kiezclub wörtlich zu nehmen ist.
Aber das war es dann eigentlich schon mit dem, was in dieser Saison so läuft. Die Stürmer treffen nicht, und auswärts gewinnt St. Pauli sowieso nicht. Oder?
St.-Pauli-Kapitän Irvine vergibt die Großchance zur Führung
Erst mal schon. Die Gäste haben mehr Ballbesitz, die Torgefahr kommt vom Gastgeber. Schon nach zwei Minuten gab Fortuna-Kapitän Rouwen Hennings den ersten Torschuss ab. Auch hier alles beim Alten: Nikola Vasilj ohne Schwierigkeiten. Der Bosnier kassiert ja eigentlich immer nur die Unhaltbaren.
Im Angriff? Wie gewohnt: Marcel Hartel spielt Leart Paqarada klug im Rücken der Verteidigung frei, der Linksverteidiger flankt punktgenau auf den Pferdeschwanz seines Kapitänskollegen Jackson Irvine – und dessen Kopfball wird pariert (11.). Ebenso wie der nächste Versuch des Australiers per Kopf bei der darauf folgenden Ecke (12.).
Düsseldorf Hennings lässt Vasilj schlecht aussehen
So ging es munter weiter. Eckball Düsseldorf, strammer Schuss Emmanuel Iyoha, klasse Parade Vasilj (13.). Auffällig dabei: Während die Hamburger ihre Angriffe systematisch aufbauten, kam die Mannschaft von Ex-HSV-Trainer Daniel Thioune deutlich schneller in ihre Offensivaktionen. Noch hatte die stabiler gewordene Defensive der Braun-Weißen aber alles im Griff.
Das Noch hatte bis zur 22. Minute Bestand. Dann verlor Adam Dzwigala nach einem Abstoß ein Kopfballduell mit Adam Kownacki auf Höhe des Mittelkreises, der weitergeleitete Ball landete nahe des linken Strafraumecks bei Hennings, der nicht lange fackelte und ins kurze Eck traf. Dabei sah Vasilj – also der, der normalerweise nur die Unhaltbaren nicht hält – nicht gut aus.
„Das ging zu simpel“, sagte St.-Pauli-Kapitän Jackson Irvine. Fortan musste sein Team noch mehr das Spiel machen. Doch nach jedem Ballverlust sah sich die Schultz-Elf einem blitzschnellen Umschalten des Gegners ausgesetzt, der es immer wieder mit Flanken versuchte.
Fortuna jubelt zu früh über das 2:0
Zwingende Chancen erarbeitete sich keine Mannschaft, dafür viele. Betim Fazliji prüfte nach einer Ecke eher zufällig per Hacke Florian Kastenmeier im Düsseldorfer Tor – die Aktion war als Weiterleitung in die Mitte gedacht (37.). Geplant war hingegen seitens der Fortuna, die Abstimmungsprobleme in den Schnittstellen der St.-Pauli-Defensive auszunutzen. So zischte der nächste Steilpass auf Hennings zwischen Dzwigala und Eric Smith hindurch. Dieses Mal blieb allerdings Vasilj Sieger des Duells (40.).
Die Partie machte Freude. Das linke Doppel aus einem Distanzschuss von Etienne Amenyido sowie dem Nachschuss von Paqarada, brachte Kastenmeier zunehmend auf Betriebstemperatur und die Gästefans zum Verzweifeln (43.). Wie gesagt, zur Halbzeit alles wie eh und je. St. Pauli war spielerisch mindestens gleichwertig und hätte nicht zurückliegen müssen, das Resultat sagte etwas anderes.
Nach Wiederbeginn wurde auf den beiden Leinwänden in der Merkur Spiel-Arena bereits „Tor für die Fortuna“ eingeblendet. Da hatte der Eventtechniker die Rechnung ohne Vasilj gemacht, der den durch Afeez Aremu abgefälschten Schuss von Kristoffer Peterson grandios noch mit dem Fuß hielt (50.). Und seine Mannschaft damit im Spiel.
Fazliji sieht nach sanfter Kopfnuss Rot
Doch die Chancen, dass dies so blieb, schrumpften, als Fazliji, bis dahin häufig ins Aufbauspiel eingebunden, Michal Karbownik foulte. In Folge kam es zu einer Rudelbildung, bei der der Kosovare seinen Rivalen per sanfter Kopfnuss zu Boden drückte. Laut Schiedsrichter Frank Willenborg eine Tätlichkeit und damit Platzverweis (58.).
Schultz war zum Umbauen gezwungen, ließ nun mit einer Viererkette agieren. Dazu schöpfte der 45-Jährige sein komplettes Wechselkontingent aus. Trotz Unterzahl besaß St. Pauli in der Schlussphase noch mehr Spielanteile als zuvor. Das war jedoch zu erwarten, da sich die Hausherren zurückzogen und jeglichen Anflug von Gefahr im Keim erstickten. Nochmal ein Schuss von Irvine, okay, nett, aber vorbei (87.). David Otto schoss kurze Zeit später drüber (90.).
Selbst Vasilj lief beim finalen Eckball noch mit nach vorn. Doch es war nichts mehr drin. Die Anhänger der schwächsten Auswärtsmannschaft der Zweiten Liga feierten ihre Mannschaft am Spielende dennoch lautstark singend. Auch das: wie immer.
Fortuna Düsseldorf – FC St. Pauli: die Statistik