Bielefeld. Eine Woche nach dem 3:0 gegen den HSV gab es für das Team von Trainer Schultz einen herben Rückschlag auf der Alm.

Wieder einmal hat sich der FC St. Pauli als idealer Aufbaugegner für verunsicherte und zuletzt erfolglose Mannschaften erwiesen. Beim 0:2 (0:0) im Abendspiel bei Arminia Bielefeld verpasste es das Team von Trainer Timo Schultz, die Spielkontrolle in der ersten Halbzeit zu einem oder zwei Treffer zu nutzen.

Stattdessen wusste die Mannschaft im zweiten Abschnitt keine Mittel mehr gegen eine stärker werdende Arminia und wurde durch zwei Treffer von Janni Serra geschlagen. St. Pauli wartet weiter auf den ersten Auswärtssieg der Saison. "Wenn wir in der ersten Halbzeit, eine unserer Chancen ausnutzen, wären wir mit einer Führung in die Pause gegangen und es hätte hier anders ausgesehen. Hinten raus hatten wir nicht die Körner, noch einmal zurückzukommen. Es fehlte die letzte Energie. Wir haben die Bälle zu schnell verloren, mussten hinterherrennen, und das haben die Bielefelder ausgenutzt", sagte Schultz.

Auch die Spieler waren nach frustriert, dass es in der Fremde wieder nichts zu holen gab. "Mir ist es eigentlich egal, ob wir auswärts oder daheim spielen. Es ist ein Fakt, dass wir in der Fremde straucheln. Ich glaube, wir müssen mental stärker sein, wenn die heimischen Fans nicht hinter uns stehen", kritisierte Mittelfeldspieler Connor Metcalfe.

FC St. Pauli: Trainer Schultz verzichtete auf Rotation

St. Paulis Trainer Timo Schultz hatte seine Startformation gegenüber dem Pokalspiel beim SC Freiburg (1:2 n.V.) nur auf einer Position verändert. Anstelle des Australiers Connor Metcalfe übernahm wie erwartet der Grieche Manolis Saliakas wieder seine angestammte Position des rechten Außenverteidigers, nachdem er im Pokal noch wegen einer Rotsperre fehlte.

Spannend gestaltete sich dennoch die Frage, welche Rolle Eric Smith diesmal einnehmen werde. Der Schwede hatte beim 3:0 im Stadtderby gegen den HSV als auch in Freiburg als zentraler Innenverteidiger der Dreier-/Fünferabwehrkette überzeugt. Zuvor hatte er in aller Regel als Sechser im defensiven Mittelfeld gespielt. Schon in den Sekunden nach dem Anpfiff wurde klar, dass Trainer Schultz es bei der Formation aus den beiden vorherigen Spielen beließ, auch wenn die Arminia als Schlusslicht der Zweiten Liga weniger offensivstark als der HSV und Freiburg einzuschätzen war.

Aber Schultz hatte nicht zu Unrecht eine „höchst motivierte“ Bielefelder Mannschaft erwartet, die nach drei Niederlagen in der Liga und dem 0:6 am Mittwoch im Pokal beim VfB Stuttgart Wiedergutmachung betreiben wollte. „Wir wollen euch kämpfen sehen“, skandierten die Arminia-Fans sogar schon vor dem Anpfiff.

Den ersten Torschussversuch des Heimteams gab es aber erst nach rund einer Viertelstunde zu sehen, als der frühere St. Paulianer Bastian Oczipka den Ball aber hoch auf die Tribüne drosch. Sein zweiter Versuch (26.), der nur knapp über das kurze Toreck strich, war schon deutlich besser.

Daschner vergab die beste Chance für St. Pauli

Dazwischen hätte St. Pauli in Führung gehen können, oder besser: müssen. Lukas Daschner spielte bei einem Konter den von hinten heranstürmenden Marcel Hartel ideal an, doch der Mittelfeldspieler scheiterte am Bielefelder Torwart Martin Fraisl (19.), der den Ball zur Ecke lenken konnte.

Als auch Daschners Sturmpartner Etienne Amenyido einen scharfen Querpass von Jackson Irvine durch Bielefelds Strafraum knapp verpasste (32.) und kurz danach Daschners 18-Meter-Schuss (35.) ein leichte Beute von Fraisl wurde, mussten die St.-Paulianer einsehen, dass es eine zähe Angelegenheit werden würde, endlich die seit Ende Februar anhaltende Phase ohne Auswärtssieg zu beenden. Das eigene Tor geriet auch ohne die noch lange ausfallenden Stamm-Innenverteidiger Jakov Medic (Schulter-OP) und David Nemeth (Adduktorenverletzung) in der ersten Hälfte praktisch nicht ernsthaft in Gefahr. "Wir hatten ein paar Chancen in der ersten Halbzeit, treffen aber nicht. Das kann dann der Unterschied zwischen Sieg und Niederlage sein. Wir haben Probleme, konstant Tore zu schießen. Wir kreieren Chancen, nutzen sie aber einfach nicht", ärgerte sich Metcalfe.

St. Pauli verlor zunehmend die Kontrolle über das Spiel

Das änderte sich durchaus im zweiten Abschnitt, in dem Bielefeld weitaus mutiger und zielstrebiger auftrat. Den Arminen war offenbar bewusst geworden, dass ihnen ein Unentschieden nicht helfen würde, um den letzten Tabellenplatz zu verlassen. Gleichzeitig verlor das St.-Pauli-Team die Kontrolle über das Spiel und Souveränität, den Ball in den eigenen Reihen laufen zu lassen.

Bezeichnend war Hartels schwacher Pass im Mittelfeld, der von Bielefelds eingewechseltem Stürmer Janni Serra abgefangen und zu einem schnellen Angriff genutzt wurde. Über Robin Hack und Masaya Okugawa kam der Ball zurück zu Serra, der mit einem perfekten Flachschuss ins rechte untere Eck das 1:0 (76.) für Bielefeld erzielte und St. Paulis weitere Auswärtsniederlage einleitete. "Super Laufweg, super Abschluss, schönes Tor. Wir verlieren den Ball in der eigenen Hälfte, das kann man dann noch besser verteidigen", sagte Schultz.

Diese stand fest, als Serra acht Minuten später nach Flanke des ebenfalls eingewechselten Christian Gebauer auch noch seine Freiheit im Strafraum nutzte und das 2:0 (84.) erzielte.

Das St.-Pauli-Team war nicht mehr in der Lage, sich noch einmal aufzubäumen. Wieder einmal hatte man verpasst, die Überlegenheit in der ersten Halbzeit in eine Führung umzumünzen und einen zuvor verunsicherten Gegner in die Knie zu zwingen. "Das tut weh! Es war eine lange Woche für uns. Man konnte definitiv sehen, dass wir müde waren. Es ist enttäuschend, hier nichts zu holen. Ich kann es nur noch einmal sagen. Es fehlt an Konstanz. Es ist eine Achterbahnfahrt in dieser Saison für uns. Wir müssen anfangen, unsere Chancen konsequent zu nutzen", bilanzierte Metcalfe.

Schema:

  • Arminia Bielefeld: Fraisl – Klünter (68. Gebauer), Hüsing, Andrade, Oczipka – Lepinjica, Rzatkowski (90.+1 Prietl) – Hack (90.+2 Ramos), Consbruch (68. Lasme), Okugawa – Klos (59. Serra).
  • FC St. Pauli: Vasilj – Dzwigala (81. Ritzka), Smith, Fazliji – Saliakas, Aremu (81. Metcalfe), Paqarada – Irvine (88. Eggestein), Hartel – Amenyido (64. Otto), Daschner (81. Matanovic).
  • Schiedsrichter: Cortus (Röthenbach a. d. Pegnitz)
  • Videoschiedsrichter (VAR): Storks (Velen)
  • Tore: 1:0 und 2:0 Serra (76. und 84. Minute)
  • Zuschauer: 21.000