Dortmund/Hamburg. Alle Zweitligaclubs bestätigen St. Paulis Präsidenten im DFL-Präsidium. Im Winter drohen Spieltagsabsagen.
An seiner erneuten Wahl ins Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) hatte es keine ernsthaften Zweifel gegeben, dass Oke Göttlich mit seiner 100-Prozent-Quote an Zustimmung aber sogar ein Größe wie Borussia Dortmunds langjährigen Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke leicht übertreffen würde, war nicht zwingend zu erwarten. Alle Vertreter der 18 Zweitligaclubs stimmten am Mittwoch bei der Generalversammlung der DFL im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhallen für Göttlich. Der Präsident des FC St. Pauli hatte sich, ganz im Stile eines Konrad Adenauer, also auch selbst gewählt. Watzke musste hingegen bei seiner Wiederwahl als Aufsichtsratsvorsitzender der DFL bei 35 Ja-Stimmen der Erst- und Zweitligisten auch mit einer Enthaltung leben.
FC St. Pauli: Göttlich lobt DFB-Präsident Neuendorf
Dies allerdings war angesichts der zukunftsweisenden Themen, die die DFL in der nun beginnenden Legislaturperiode von drei Jahren zu bewältigen hat, maximal eine Marginalie. Drängend ist beispielsweise die vom Bundeskartellamt geforderte Lösung, wie mit den bisher von der 50+1-Regel ausgenommenen Clubs Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg und TSG Hoffenheim umzugehen ist.
Besonders angetan war Göttlich in diesem Zusammenhang von der Rede des immer noch neuen DFB-Präsidenten. „Bernd Neuendorf hat ein sehr klares und deutliches Statement zum Erhalt der 50+1-Regel abgegeben. Es war eine sehr eindringliche Rede von ihm. Mich stimmt diese richtungsweisende Haltung des Präsidenten des Mutterverbandes froh. Es wird jetzt darum gehen, schnellstmöglich mit den drei Ausnahmen eine Lösung im Sinne der Eingaben des Bundeskartellamtes herbeizuführen, um die Integrität des Wettbewerbs wieder herzustellen“, sagte Göttlich nach der Versammlung dem Abendblatt. „Diese Lösung muss vor den weiteren Wachstumsbemühungen der Liga stehen.“
Bei diesen Plänen geht es vor allem um die Digitalisierung, Internationalisierung und die mögliche Gewinnung externer Geldgeber für Tochterfirmen der DFL. „Allen ist klar, dass die kommenden drei Jahre besonders herausfordernd werden mit einigen Richtungsentscheidungen, die über die normale Verteilung von TV-Einnahmen hinausgehen“, sagte Göttlich und bestätigte den Eindruck, dass unter den 36 Proficlubs eine bemerkenswerte Geschlossenheit herrschte.
Das mag auch daran gelegen haben, dass das Thema Energiekrise und die daraus zu erwartenden, ja zu befürchtenden Konsequenzen alle erheblich betreffen wird. „Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass bis zu drei Spieltage in der kälteren Jahreszeit wackelig werden können“, verriet Göttlich. Konkret könnte dies heißen, dass es zu Komplettabsagen kommt, um den Strom- und Gas- und Benzinverbrauch in dieser Zeit zu reduzieren. „Die Frage ist, wie viel Symbolik stülpen wir dem Profifußball über und wie geht der Fußball damit um“, sagte Göttlich dazu.
FC St. Pauli: Göttlich erwartet unterschiedliche Reglungen beim Energiesparen
Ein Vorteil in dieser speziellen Saison ist dabei, dass wegen der eigentlich ungeliebten Winter-WM in Katar zwischen dem 13. November und 20. Januar der Ligabetrieb ohnehin ruht. „Der Liga und den Vereinen ist bewusst, dass sie bei der Einsparung von Energie gefordert sind, Lösungen zu finden. Im ersten Schritt gab es eine kleine Ist-Analyse, wie sich die einzelnen Clubs mit Energie versorgen und wo sie die größten Einsparpotenziale sehe. Ich erwarte allerdings, dass bei den Einsparvorgaben neben denen der Bundesregierung auch unterschiedliche Regelungen in den Bundesländern gelten könnten, sodass es – wie bei den Corona-Maßnahmen – wohl unterschiedliche Anforderungen geben wird“, sagte Göttlich.
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Unterdessen betonte DFL-Aufsichtsratschef Watzke, dass der Ligaverband für die nähere Zukunft keine Modusänderung für die beiden Topligen plant. Zuletzt war die Einführung von Play-offs ins Spiel gebracht worden, um die in den vergangenen Jahren meist deutlich vorzeitig feststehende Entscheidung um die Meisterschaft zugunsten von Bayern München wieder spannender zu gestalten.