St. Leonhard in Passeier. Dem 23-Jährigen wird zugetraut, der neue Spielmacher des Hamburger Kiezclubs zu werden. Für dieses Vertrauen leistete er Vorarbeit.

Das Wochenende hält einige Höhepunkte für Lukas Daschner bereit. „Aufs Wimbledon-Finale freue ich mich besonders“, sagt er in der Hoffnung auf einen Triumph des Australiers Nick Kyrgios. „Und Formel 1 ist auch noch, gleich hier um die Ecke in Österreich. Da wird es wohl wieder auf einen Sieg von Max Verstappen hinauslaufen, wobei Mercedes die Lücke etwas geschlossen hat.“

War sonst noch was? Ach ja, Fußball. Der FC St. Pauli trifft zum Abschluss des Trainingslagers in Südtirol am Sonnabend um 15 Uhr auf den kroatischen Erstligisten NK Istra. Und wenngleich bei Daschner im TV neben Tennis, Formel 1 und Darts vor allem Fußball rauf- und runterläuft, soll es auf dem Sportplatz in Moos in Passeier umgekehrt sein: dass man ihm beim Sport zuschaut.

FC St. Pauli: Daschner soll Spielmacher werden

Diese Erfahrung hat der 23-Jährige in der vergangenen Saison nämlich viel zu selten gemacht. Nur 328 Minuten, um genau zu sein. Das Interessante an der Personalie Daschner ist jedoch nicht allein, dass seine Einsatzzeit in der anstehenden Serie steigen sollte, sondern dass sie signifikant anwachsen dürfte. Denn Daschner soll dafür sorgen, dass hier und jetzt an dieser Stelle letztmalig über Daniel-Kofi Kyereh geschrieben wird. St. Pauli hat bewusst keinen neuen Spielmacher unter Vertrag genommen, weil es Daschner zugetraut wird, sukzessive mehr, kreativer und besser Regie im offensiven Mittelfeld zu führen.

Weil er das Vertrauen in ihn rechtfertigen will, hat der gebürtige Duisburger, der in sein finales Vertragsjahr geht, Vorarbeit geleistet. In den Wochen vor dem Trainingsauftakt pendelte Daschner regelmäßig von seinem Elternhaus nach Köln, um mit Olaf Schüler zu schuften. Kein gewöhnlicher Personaltrainer, sondern einer, der dem deutschen Mittel- und Langstreckenstar Konstanze Klosterhalfen zu neuen Rekorden verhilft. „Wir haben speziell an meiner Kraft gearbeitet, ich war aber auch viel laufen. Hier im Trainingslager hole ich mir jetzt die zweite Luft“, sagt Daschner, dessen Patellaluxation des linken Knies, die ihn vergangene Saison lange außer Gefecht gesetzt hatte, vollständig auskuriert ist.

Daschners Qualitäten liegen in der Offensive

Durch die dazugewonnene Kondition soll ein neues Element sein Spiel bereichern: „Ich werde jetzt auch defensiv richtig Druck machen können.“ Klar ist aber auch, dass Daschners Qualitäten in erster Linie in der Offensive liegen, wo der beidfüßig gut ausgebildete Zehner gefährliche Situationen für seine Mitspieler kreieren, aber auch selbst den direkten Abschluss suchen kann. „Ich möchte öfter vor das Tor, bei Standards vorn drin sein“, so Daschner. Besonders im Wechselspiel mit Etienne Amenyido dürfte dies funktionieren, da beide auf der Zehn sowie im Sturm auflaufen können. „Wir werden in dieser Saison unberechenbarer sein“, verspricht Daschner.

Dafür spricht, dass Trainer Timo Schultz zuletzt auch intensiver ein flaches 4-4-2 einübte – und damit neue Anforderungen an Daschner stellte. „Er gibt mir regelmäßig Tipps, wie ich anlaufen soll. Zuletzt, dass ich den Gegner in den Deckungsschatten stellen muss. Oder, wenn der Gegner mit zwei Sechsern spielt, dass ich den näheren der beiden binden soll“, so Daschner. Das Vertrauen der sportlichen Führung helfe ihm dabei, trotz der gestiegenen Verantwortung den Kopf frei zu haben.

FC St. Pauli: Daschner fliegt zurück nach Hamburg

Einen Arbeitstag frei haben wird Daschner am Sonntag, der ausschließlich zur Regeneration genutzt werden soll. Der Rückflug nach Hamburg ist erst am Abend – und somit Daschners schönste Belohnung für eine harte Trainingswoche in den italienischen Dolomiten. Denn sowohl das Wimbledon-Finale als auch das Formel-1-Rennen laufen bereits am Nachmittag.

Ersatztorwart Sören Ahlers spulte am Freitag ein weitgehend individuelles Programm ab. Die verletzten Etienne Amenyido und David Nemeth steigerten ihre Laufintensität.