Hamburg. Hamburger Kiezclub beginnt mit der Saisonvorbereitung: „Wir fangen nicht bei null an“. Neuzugang Nemeth machte Eindruck beim Training.
Von einem auf den anderen Tag war Timo Schultz nicht mehr der gefragte Mann. Ausgerechnet Co-Trainer Loic Favé hatte sich ein junger Fan nach dem Sonntagstraining als Selfieobjekt der Begierde ausgesucht, während sein Chef grinsend in Richtung Kabine lief. Aber was sollte man ihn auch noch fragen? Schließlich hatte der Trainer des FC St. Pauli zum Trainingsauftakt am Sonnabend vor rund 200 Fans, die erstmalig seit Pandemiebeginn wieder auf dem Gelände an der Kollaustraße zugelassen waren, zu so ziemlich allem und jedem ausführlich Rede und Antwort gestanden.
Die Neuzugänge Manolis Saliakas (25/PAS Giannina), David Nemeth (21/FSV Mainz 05) und Carlo Boukhalfa (23/SC Freiburg)? „Das sind junge Spieler, die wollen die nächsten Schritte mit uns gehen. Wir haben sie intensiv angeschaut, jetzt bin ich gespannt, wie sie sich im Training präsentieren. Ich bin sicher, dass sie charakterlich gut zu uns passen.“
Der neue, erst wenige Stunden vor Trainingsbeginn verkündete Torwarttrainer Marco Knoop (43), zuvor beim FC Nordsjaelland, Fenerbahce Istanbul sowie dem Nachwuchs von Borussia Dortmund, RB Leipzig und dem VfL Bochum tätig?
„Man bekommt ja Tausende Bewerbungen, wir kannten uns vorher nicht, haben uns hier im Sommer getroffen, und es passte auch menschlich“, sagte Schultz, „Marco ist jemand, der viel mit Aufmerksamkeitstraining und Überforderung arbeitet, und jede Veränderung ist ja auch eine Chance.“
Burgstaller nicht dabei – Wechsel?
Zu Daniel-Kofi Kyereh, der sich nicht blicken ließ, weil er unmittelbar vor einem Wechsel steht? „Noch ist er bei uns unter Vertrag, aber ich kenne das Geschäft und weiß, welche Kräfte im Hintergrund wirken.“ Am Sonnabend hatte Sky zunächst vermeldet, St. Paulis Spielmacher sei sich mit Bundesligaaufsteiger Werder Bremen einig, Stunden später ruderte der TV-Sender wieder zurück.
So weit, so erwartbar. Überraschender hingegen Schultz’ Aussagen zu Guido Burgstaller. Offiziell verletzt fehlend, inoffiziell wegen fortschreitender Vertragsgespräche mit Rapid Wien. Doch der Trainer rechnet fest damit, dass der Stürmer demnächst wieder einsteigt. Wie lange das so bleibt, ist unklar. Die familiäre Situation bleibt schwierig, weil Frau und Kinder seit einem halben Jahr wieder in Österreich wohnen.
St. Pauli lässt Paqarada nicht gehen
Klare Ansage auch in Bezug auf den von Bundesligisten umworbenen Leart Paqarada, dem nominell stärksten verbliebenen Akteur. „Ich habe mich gefreut, dass Paqa da war, und ich hoffe, das bleibt auch so.“ Beim Linksverteidiger will St. Pauli hart bleiben.
So absolvierten 19 Feldspieler und zwei Torhüter die Einheiten, Innenverteidiger Marcel Beifus am Sonntag nur dosiert. Sein neuer Positions- und Teamkollege Nemeth vermittelte auf Anhieb einen starken Eindruck als überzeugender Zweikämpfer. Der Australier Connor Metcalfe (22/Melbourne City) hat noch Urlaub, da die Saison in Australien später zu Ende ging. Metcalfes Landsmann Jackson Irvine fehlte, weil er am Montag mit der Nationalmannschaft gegen Peru das finale WM-Qualifikationsspiel bestreitet. Auch die Nationalspieler Nikola Vasilj (Bosnien-Herzegowina) und Igor Matanovic (Kroatien U 21) waren nicht dabei.
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Die Frage nach einem angepassten Spielstil wiederum beantwortete Luca Zander, der dienstälteste St. Paulianer: „Wir fangen nicht bei null an, unsere Philosophie wurde uns allen eingeimpft, und wir werden auch weiter mutige Optionen nach vorne suchen.“ Wie das im Detail aussehen wird, ist wiederum eine Aufgabe für Taktikfuchs Favé. Eine, die komplizierter ist, als für ein Foto zu posieren.