Hamburg. Sportchef Bornemann verspürt fehlenden Fokus in der Mannschaft. Strenge Corona-Auflagen sollen das Duell gegen Schalke garantieren.

Andreas Bornemann hat Wichtigeres zu tun, als Anträge einzureichen. Weder einen auf Spielverlegung bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) noch einen beim Deutschen Patent- und Markenamt. Wobei … „Ich hab’s gelesen und gedacht, das ist das, was ich mir auch mal für mich patentieren lassen wollte: diese gefühlten Wahrheiten, weil die im Fußball extrem ausgeprägt sind“, sagte der Sportchef des FC St. Pauli am Dienstagnachmittag in einer virtuellen Medienrunde.

Angesprochen hatte ihn ein Reporter auf den Kommentar, der am Montag im Abendblatt erschienen war und das Fazit nahelegte, die Saison der Braun-Weißen liege in Trümmern. Es gibt ja auch Gründe, dies anzunehmen: Seit fünf Spielen ist St. Pauli ohne Sieg, den Aufstieg in die Bundesliga hat die Mannschaft nicht mehr in der eigenen Hand, neben den Vertrags- und Prämienquerelen gab es auch noch einen Corona-Ausbruch im Team.

FC St. Pauli: Bornemann verteidigt Mannschaft

Wie triftig diese Gründe sind, wollte Bornemann auch direkt klarstellen. Der 50-Jährige war in die Offensive gegangen, hatte im Vereinsnamen zu einer Medienrunde geladen. Die gefühlte Wahrheit, die sei nun mal zu Recht eine negative, wenn man von Platz eins komme und auf Rang fünf fällt, verglichen zu einem Aufschwung aus dem Tabellenkeller auf dieselbe Endplatzierung. „Aber der überwiegende Teil dieser Mannschaft hat den klaren Wunsch und den Ehrgeiz gehabt, in den vergangenen Wochen bessere Ergebnisse zu erzielen. Gerade die Spiele gegen Darmstadt und Nürnberg halten überhaupt nicht dafür her, dass sie es nicht wollte.“

Faktische Wahrheit. Dass Gefühl gleich Fakt sein kann, offenbart Bornemann kurz darauf. Dass er die „angebliche Unruhe“ im Team zu keiner Sekunde verspüre, relativiert er wenige Sätze später: „Das Timing für die richtigen Themen zur richtigen Zeit führt dazu, dass der Fokus nicht verloren geht. Dann hätten wir vielleicht nicht in der Nachspielzeit den Ausgleich in Sandhausen oder gegen Nürnberg kassiert.“ Er selbst sei sein größter Kritiker, hinterfrage Entscheidungen ständig. Aufgearbeitet werde aber später. „Die Saison ist zu Ende, wenn sie zu Ende ist.“

Und jetzt ist sie eben noch nicht zu Ende, sondern soll durch einen Sieg beim FC Schalke 04 am Sonnabend in einem Aufstiegsfinale enden. Eine Veranlassung, das Match zu verlegen, da nicht genügend einsatzfähige Spieler bereitstehen, sieht Bornemann nicht. „Wir fangen auch keinen Mist an, Spieler von der Berechtigungsliste der DFL zu streichen, um die Mindestanzahl verfügbarer Akteure zu unterschreiten. Wir suchen definitiv nicht nach Lösungen, nicht spielen zu müssen. Das gebührt die Integrität gegenüber allen.“

FC St. Pauli: strenge Corona-Maßnahmen

In puncto Corona-Fälle gab es keine neue Wasserstandsmeldung. Nur so viel: Es könne sein, dass einige der Akteure, die gerade nicht am Training teilnehmen, wegen Blessuren geschont werden und nicht zu den Infizierten gehören. Das könnte Christopher Buchtmann betreffen, der erst Anfang Februar eine Infektion hinter sich hatte. St. Pauli unternimmt jedenfalls alles, um weitere Fälle zu vermeiden und am Sonnabend mit einer konkurrenzfähigen Mannschaft auf Schalke aufzulaufen, geht dafür zu strengeren Corona-Maßnahmen zurück.

Bedeutet: Die Spieler testen sich zu Hause, reisen individuell zum Trainingszentrum an der Kollaustraße an, testen sich dort ein weiteres Mal und kommen direkt auf dem Trainingsplatz zusammen. Gemeinsame Aufenthalte in der Kabine, Küche und im Kraftraum sind tabu. Geduscht werde zu Hause: Nach Ende der Einheit erfolgt direkt die Abreise.

Daumendrücken für negative Tests

Noch besteht die leise Hoffnung, einige der Infizierten könnten sich rechtzeitig freitesten und nach vorheriger kardiologischer Untersuchung in Gelsenkirchen auflaufen. Das Robert-Koch-Institut hat am Dienstag eine Verkürzung der vorgeschriebenen Isolation bei einer Corona-Erkrankung auf fünf Tage empfohlen. Freitesten wird zwar „dringend empfohlen“, ist aber nicht verpflichtend. Allerdings müssten diese Regeln in Hamburg rechtzeitig umgesetzt werden. Zeit für Bornemann, einen Eilantrag einzureichen.