Hamburg. Der Zweitliga-Spitzenreiter stellt fünf Nationalspieler für das Länderspielfenster ab. Ein Profi muss aber auf die Reise verzichten.

Das Coronavirus hat Jackson Irvine eine moralisch schwierige Entscheidung vorerst abgenommen. In dieser Woche sollte der Mittelfeldspieler des FC St. Pauli mit der australischen Nationalmannschaft gegen Japan und in Saudi-Arabien antreten, um sich für die Weltmeisterschaft in Katar zu qualifizieren – ein Turnier, dessen Vergabe der politisch meinungsstarke 29-Jährige kritisch sieht. Sollte. Denn am Sonnabend stoppte Irvine ein positiver Corona-Test.

Bis zum Montagabend vermeldete der Zweitliga-Tabellenführer keine weiteren Ansteckungen. Die Selbsttests, die alle Spieler täglich durchführen, fielen allesamt negativ aus, sodass zumindest fünf Akteure am Sonntag zu ihren jeweiligen Länderspielreisen aufgebrochen sind.

Irvine wollte sich über umstrittenes Turnier informieren

„Kann man an einem solchen Turnier teilnehmen? Ich glaube nicht, dass ein Boykott der WM irgendjemandem hilft. Es ist jedoch ein schwieriges und komplexes Thema und gut, dass die Leute nun aufmerksam auf die Probleme im Land geworden sind“, hatte Irvine noch in der vergangenen Woche gesagt.

Er selbst wollte sich vorab ausführlich über Land und Leute informieren und seinen Anteil dazu beitragen, die Lebens- sowie Arbeitsbedingungen im Wüstenstaat zum Positiven zu beeinflussen, sofern die Qualifikation geschafft wird. Dies müssen die Australier gegen die direkten Konkurrenten Japan und Saudi-Arabien nun ohne Irvine. Sollten die „Socceroos“ auf dem dritten Platz ihrer Gruppe bleiben, gibt es in den Interkontinental-Play-offs eine finale Chance.

Trainer Schultz: „Länderspiele sind super für unsere Jungs“

So ist Daniel-Kofi Kyereh der einzige St.-Pauli-Spieler, für den es mit der Nationalmannschaft um etwas geht. Ausgerechnet. Denn vom Afrika-Cup zu Beginn dieses Jahres kehrte der ghanaische Nationalspieler mit einer Oberschenkelverletzung zurück. Ohne ihren unumstritten wichtigsten Mann holten die Kiezkicker nur zwei Punkte aus drei Partien. Gegen Nigeria stehen am 25. und 29. März nun die entscheidenden Duelle für den leichten Außenseiter Ghana an. Sollte Kyereh spielen, wovon auszugehen ist, dürfte ihm dies eine hohe physische wie mentale Belastung abverlangen.

Trotz der negativen Erfahrungen kein Grund zur Sorge für St. Paulis Trainer Timo Schultz. „Nationalmannschaften trainieren locker, da geht es ums Einstudieren der Taktik. Ich habe keine Bedenken“, sagt Schultz. Im Gegenteil: „Länderspiele sind super für unsere Jungs. Partien auf höchstem Niveau kommen uns in der Liga zugute.“

Torhüter Vasilj für Bosnien-Herzegowina im Einsatz

Insofern dürfte es den Coach freuen, dass mit Torhüter Nikola Vasilj ein weiterer Stammspieler für sein Heimatland Bosnien-Herzegowina abgestellt worden ist. Nach deutlich verpasster WM-Qualifikation empfangen die Bosnier Georgien (25. März) und Luxemburg (29. März) jeweils in Zenica zu Testspielen.

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Für seine starken Leistungen wurde Innenverteidiger Marcel Beifus mit einer Nominierung für die U-20-Auswahl belohnt, die am 24. März in Italien und am 29. März in England testet. Ein straffes Programm erwartet Stürmer Igor Matanovic und Mittelfeldspieler Niklas Jessen bei der U19. Beim EM-Qualifikationsturnier in Finnland geht es gegen Italien (23. März), Belgien (26. März) sowie den Gastgeber (29. März). Irvines Schicksal, pausieren zu müssen, teilt Finn Ole Becker. Der 21-Jährige, der zur kommenden Saison zu Bundesligist TSG Hoffenheim wechselt und seit einigen Wochen in der Krise steckt, wurde für die U 21 diesmal nicht nominiert.