Hamburg. Der Kiezclub besiegt den Aufstiegskonkurrenten mit 1:0. Trotz der Corona-Lockerungen war das Millerntor-Stadion nicht ausverkauft.

Der Aufstiegstraum des FC St. Pauli lebt – und wie! 27.433 Fans feierten im nicht ganz ausverkauften Millerntor-Stadion am Freitagabend einen hart erkämpften, aber letztlich verdienten 1:0 (0:0)-Sieg gegen den bisherigen Verfolger 1. FC Heidenheim. "Es ist ein unglaubliches Gefühl. Es war heute sehr wichtig, dass wir zu Null spielen und die drei Punkte holen. Mit diesem Stadion und dieser Atmosphäre ist das unglaublich. Heute war es top und dann haben wir auch noch gewonnen. Die kommende Pause ist sehr wichtig für unseren Kopf", sagt Abwehrspieler Jakov Medic.

Mit nun 51 Punkten ist St. Pauli mindestens bis zum Sonnabendabend wieder Tabellenführer der Zweiten Liga und wird nach dem direkten Duell der heißesten Konkurrenten Werder Bremen und Darmstadt 98 mindestens Zweiter bleiben. Schon jetzt steht fest, dass St. Pauli die beste Saison seit 2011/12 spielt, als das Team insgesamt 62 Punkte gesammelt hatte.

FC St. Pauli: Trainer Schultz setze auf bewährtes Personal

Trainer Timo Schultz hatte die Startformation seines Teams gegenüber dem 1:1 bei Dynamo Dresden am vergangenen Sonnabend nur auf einer Position verändert. Anstelle von Christopher Buchtmann, der in Dresden bereits zur Pause ausgewechselt worden war, spielte Eric Smith wie erwartet von Beginn an und nahm dabei die gewohnte Sechserposition ein. Jackson Irvine, der in Dresden noch als Sechser begonnen hatte, rückte wieder auf seine angestammte Position auf halbrechts in der Mittelfeldraute.

Beim 1. FC Heidenheim reagierte Trainer Frank Schmidt auf St. Paulis Rauten-Formation mit einer Dreier-Abwehrkette. Dabei kam der wiedergenesene Kapitän Patrick Mainka wieder in die Startelf und spielte an der Seite an beiden anderen Innenverteidiger Oliver Hüsing und Tim Siersleben.

FC St. Pauli: Plätze auf der Nordtribüne blieben leer

Seit dem 1. März 2020 hatte St. Pauli wieder Eintrittskarten für alle 29.546 zur Verfügung stehenden Plätze im Millerntor-Stadion anbieten dürfen. Ganz ausverkauft war das Spiel aber dann doch nicht. Rund 600 Karten, insbesondere auf der Nordtribüne konnten nicht abgesetzt werden, sodass genau 27.433 Zuschauende auf den Rängen waren, wie der Verein offiziell bekannt gab.

Erstmals seit Pandemiebeginn konnte der FC St. Pauli wieder alle 29.546 Tickets anbieten.
Erstmals seit Pandemiebeginn konnte der FC St. Pauli wieder alle 29.546 Tickets anbieten. © Witters | Unbekannt

Der Atmosphäre im Stadion taten die gut 2000 leer gebliebenen Plätze jedoch keinen Abbruch, nachdem zunächst mit einer Schweigeminute dem im Alter von 97 Jahren verstorbenen, ehemaligen DFB-Präsidenten Egidius Braun gedacht worden war.

Allerdings hatte das St.-Pauli-Team in der Anfangsphase einige Probleme mit der Aufgabe, ein konstruktives Angriffsspiel zu inszenieren. Die physisch starken und lauffreudigen Heidenheimer konnten immer wieder entscheidend stören. Ein Schussversuch von Innenverteidiger Marcel Beifus weit über das Tor (10. Minute) blieb lange der einzige Abschluss der St. Paulianer.

FC St. Pauli hatte zunächst Probleme mit Heidenheim

Deutlich gefährlicher wurde es dagegen, als Heidenheims Stürmer Stefan Schimmer im Strafraum von Tobias Mohr bedient wurde und am aufmerksamen St.-Pauli-Torwart Nikola Vasilj scheiterte (22.).Insgesamt war beiden Teams anzumerken, dass sie viel Respekt voreinander hatten und Wert darauf legten, sich möglichst wenig Blößen zu geben. St. Pauli gelang dies nicht immer. So musste Torwart Vasilj gegen Christian Kühlwetters Schuss aus spitzem Winkel retten (30.).

Drei Minuten später bot sich St. Paulis Torjäger Guido Burgstaller aus ähnlicher Position die erste große Chance, doch auch er konnte den Torwart, in diesem Fall Kevin Müller, nicht überwinden.

St. Paulis Angriffsspiel war nicht präzise genug

St. Paulis Angriffsspiel war vielfach geprägt von Missverständnissen bei den Pässen auf engem Raum. Und wenn sich einmal etwas Platz auftat, wie zwei Minuten vor der Pause, wurde Daniel-Kofi Kyereh von Dzenis Burnic mit einem taktischem Foul gestoppt. Burnic sah Gelb, doch die Chance war dahin.

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Einen Anlass, zur Pause zu wechseln, sah Trainer Schultz trotz der Probleme seines Teams nicht und konnte sich zu Beginn der zweiten Halbzeit bestätigt sehen, weil sein Team nun deutlich druckvoller spielte. So hatte auch gleich Simon Makienok die bis dahin beste Chance, doch Müller parierte seinen Schuss aus rund zwölf Metern (48.). Kurz danach traf Burgstaller aus guter Schussposition den Ball mit links nicht richtig (53.).

Kyereh erlöste St. Pauli mit seinem Tor zum 1:0

So dauerte es noch bis zur 67. Minute, ehe ein Jubelsturm im Stadion aufbrandete. Eine starke Flanke von der linken Seite ließ Makienok in der Strafraummitte passieren, dahinter aber sprintete Kyereh heran, traf den Ball ideal und erzielte so per Flachschuss das 1:0 für St. Pauli.Danach hatten noch Burgstaller, Marcel Hartel und Makienok gute Chancen, die Führung zu erhöhen, scheiterten aber an Keeper Müller oder zielten zu hoch.

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Aus dem Anrennen auf das Heidenheimer Tor wurde nun plötzlich eine Abwehrschlacht. Jetzt war auch wieder Torwart Vasilj schwer gefordert. Bis zum Schlusspfiff von Schiedsrichter Bastian Dankert kämpften die Braun-Weißen, um den knappen Vorsprung zu verteidigen.  "Ein riesen Lob an die Mannschaft, die viele Sachen gut wegverteidigt hat. Die Jungs haben sich sehr gut abgesichert, sie hatten eine gute Kommunikation auf dem Platz", sagte Trainer Schultz.

Der Rest war Erleichterung, Erschöpfung und vor allem ein riesiger Jubel. Davon machte sich auch Philipp Lahm ein Bild. Der ehemalige Bundesliga-Profi des FC Bayern verfolgte die Partie im Millerntor-Stadion. Er war als Organisationschef der Europameisterschaft 2024 in Hamburg.