Hamburg. Marcel Beifus überzeugt mit 19 Jahren in der Innenverteidigung des Hamburger Kiezclubs. Schon früh zeichnete sich sein Talent ab.
Wie einen Hund haben sie Marcel Beifus in fremden Stadien bislang behandelt. „Bei Fuß“ rufen die Stadionsprecher den 19-Jährigen in schöner Regelmäßigkeit bei der Mannschaftsvorstellung. Vielleicht ist etwas dran, denn der Innenverteidiger reagiert äußerst bissig auf Postboten, die Gegentore an den FC St. Pauli zustellen wollen.
Einfach mal bei Philipp Hofmann nachfragen. Es war die Selbstverständlichkeit, mit der Beifus sich Karlsruhes Topstürmer annahm, die beeindruckte. Und die noch eine Woche zuvor keine Selbstverständlichkeit gewesen wäre. Denn bis dahin war sein Zweitliga-Minutenkonto mit nur 14 Minuten gefüllt. Eine verletzte Defensivabteilung des FC St. Pauli später folgten Startelf-Einsätze im DFB-Pokal bei Union Berlin und in der 2. Bundesliga gegen den KSC. Aus dem Nichts in die Verantwortung, als hätte er nie etwas anderes gemacht.
FC St. Pauli: „Marcel wollte sich immer verbessern"
„Mich hat überhaupt nicht überrascht, wie gut er das gemacht hat. Marcel wollte sich immer verbessern, hat schon als Jugendlicher ständig individuelle Videoanalysen angefordert“, sagt Henning Bürger (52). Der Ex-St.-Pauli-Profi (1999 bis 2002) und heutige Leiter der Nachwuchsabteilung von Carl Zeiss Jena trainierte Beifus in der U 17 und U 19 des VfL Wolfsburg und erinnert sich: „Marcel war der talentierteste Innenverteidiger, den wir hatten. Ein kompletter Spieler, physisch überlegen, technisch versiert und spielstark, wenn es brenzlig wurde.“
In puncto Spielstärke hält St. Paulis Trainer Timo Schultz sein Talent noch an der kurzen Leine: „Manchmal will er zu schön spielen, da wünsche ich mir mehr Klarheit. Aber das macht ihn dank seiner unbekümmerten Art auch unberechenbarer.“
Junge Innenverteidigungen sind erfolgversprechend
Unberechenbar war Beifus schon früher. „Wir haben ihn auch als Stürmer eingesetzt“, so Bürger. In der B-Junioren-Bundesliga erzielte er zehn Saisontore. Für St. Pauli gelang der Debüttreffer bereits im zweiten Einsatz – gegen den kommenden Gegner Dynamo Dresden. Gegen Karlsruhe kam die erste Vorlage dazu, das 3:0 von Simon Makienok legte Beifus mustergültig auf. „Wie im Training eingeübt, total cool gemacht von ihm“, so der Torschütze.
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Zusammen mit Jakov Medic bildete Beifus gegen den KSC die drittjüngste Innenverteidigung, die in dieser Zweitliga-Saison in einer Startelf stand. Jünger waren nur Darmstadts Clemens Riedel (18) und Patric Pfeiffer (22) sowie Jonas David (22) und Mario Vuskovic (20) vom Hamburger SV. Auffällig: Die Youngster-Duos spielen jeweils bei Spitzenmannschaften. Ein Trend, der sich durchzusetzen scheint. In der vorigen Spielzeit setzten die Aufsteiger Greuther Fürth mit Paul Jaeckel (damals 22) und Maximilian Bauer (21) sowie VfL Bochum mit Maxim Leitsch (22) und Armel Bella-Kotchap (19) ebenfalls erfolgreich auf junge Beine in der Innenverteidigung.
FC St. Pauli: Beifus ein „kritikfähiger Kerl“
In der Betrachtungsweise des Talents gibt es Unterschiede. Bürger beschreibt Beifus als „ruhigen, reflektierten und kritikfähigen Kerl“, der das gelassene Gemüt seiner russischstämmigen Eltern geerbt habe. Schultz hingegen spricht von einem „lauten Jungen“, der immer am Dirigieren seiner Mitspieler sei und sich nicht verstecke. Ein echter Rudelführer.
Der FC St. Pauli soll sich mit einer Verpflichtung des griechischen Rechtsverteidigers Manolis Saliakas befassen. Der Vertrag des 25-Jährigen bei PAS Giannina läuft im Sommer aus.