Hamburg/Benidorm. Der Schwede ist St. Paulis einziger Rechtsverteidiger im Trainingslager. Am Montag beendete er das Trainingsspiel vorzeitig

Es ging intensiv zur Sache beim ersten Training des FC St. Pauli auf einem der Rasenplätze des Teamhotels Melia Villaitana in Benidorm. Hatten die Spieler am Vormittag noch im Inneren der weitläufigen, auf einer Anhöhe gelegenen Anlage eine Kraft- und Aktivierungseinheit absolviert, so standen am Nachmittag verschiedene Spielformen auf dem Programm, in denen es um das Zusammenspiel beim Versuch von Balleroberungen ging.

Mittendrin mischte auch Sebastian Ohlsson lange mit. Der rechte Außenverteidiger, der erst im Spätherbst nach einem acht Monate langen Ausfall sein Comeback gegeben hatte, machte es ganz offenbar viel Freude, bei idealen äußeren Bedingungen sich weiter in Topform bringen zu können. Kurz vor Ende der Einheit allerdings kam der Schreckmoment.

FC St. Pauli: Außenverteidiger Ohlsson erneut verletzt?

Nach einem Ausfallschritt fasste sich Ohlsson an die Oberseite des linken Oberschenkels und begab sich an den Rand des Rasens, wo er Physiotherapeut James Morgen die Stelle zeigte, an der es ihm wehtat. Danach kehrte er auch nicht mehr in sein Elferteam zurück und übte hinter dem Tor nur noch einige lange Pässe. Ganz schwerwiegend schien die Blessur also nicht zu sein.

Doch ein erneuter Ausfall Ohlssons, der zwischen dem 21. März und dem 20. November kein Ligaspiel bestritten hatte, träfe den personell grundsätzlich gut aufgestellten FC St. Pauli zu einer absoluten Unzeit, denn für die Position des rechten Außenverteidigers war Ohlsson quasi als Monopolist ins Trainingslager gereist. Luca Zander (26), in dieser Saison bisher unumstrittene Stammkraft auf diesem Posten, befindet sich derzeit in Corona-Quarantäne. Und Jannes Wieckhoff (21), der hier auch schon einige ansprechende Vorstellungen geboten hatte, befindet sich nach einer Knie­operation im Oktober noch in der Reha.

„Im Moment habe ich nicht so viel Konkurrenz. Aber es ist kein Spaß, dass die beiden anderen nicht da sind. Es ist besser, wenn man im Training Mitbewerber hat. Daher hoffe ich, dass sie sehr bald zurückkommen“, hatte Ohlsson am Montag bei einer Gesprächsrunde zwischen den beiden Einheiten zu seiner unverhofften Monopolstellung gesagt.

Ohlsson: Meist unspektakulär, aber zuverlässig

Auf gerade einmal vier Einsätze, davon nur zwei in der Startelf, ist Ohlsson in dieser für St. Pauli so erfolgreichen Saison bisher gekommen. Dabei war er bis zu seiner Adduktorenverletzung, die er sich im März beim 2:1-Sieg in Osnabrück zugezogen hatte, seit seiner Verpflichtung Ende August 2019 fast immer eine feste Größe in St. Paulis Ensemble gewesen. Meist unspektakulär, aber zuverlässig hatte er seinen Dienst als Außenverteidiger mit vor allem defensiven Qualitäten verrichtet.

„Es ist im Fußball das Schlimmste, wenn du nicht spielen kannst. Wenn die Mannschaft nicht gut spielt, willst du ihr helfen. Und wenn sie gut spielt, willst du mit dem Team erfolgreich sein. So lange draußen zu sein, ist kein Vergnügen. Ich bin jetzt hier und will nicht mehr an die acht Monate denken“, hatte er am Montagmittag noch gesagt.

„Ein Traum, in einer der besten Ligen der Welt zu spielen“

In den kommenden Wochen und Monaten wird St. Pauli einen so unauf­geregten und verlässlichen Spieler wie Ohlsson besonders gut gebrauchen können. Spätestens seit der feststehenden Herbstmeisterschaft und angesichts von sechs Punkten Vorsprung auf Platz drei hat sein St.-Pauli-Team etwas zu verlieren. Je mehr seine überwiegend jüngeren Kollegen darüber nachdenken, desto weniger werden sie ihre Unbekümmertheit behalten können. „Es ist jetzt ein bisschen anders, gejagt zu werden, als wenn man andere Teams jagt“, bestätigte auch Ohlsson die neue Rolle. Er stellte aber auch klar: „Wir haben immer noch etwas zu gewinnen und weiter nichts zu verlieren, denn niemand hat erwartet, dass wir so gut dastehen.“

Für ihn wäre es „ein Traum, aufzusteigen und in einer der besten Ligen der Welt zu spielen“. Für den zweiten Teil braucht Ohlsson allerdings einen neuen Vertrag. „Ich liebe es, für St. Pauli zu spielen“, sagte er, erwähnte aber auch, ein paar andere Anfragen zu haben. Das übliche Pokerspiel halt. Aber erst einmal muss er wieder regelmäßig spielen.

Das für Sonnabend geplante Testspiel des FC St. Pauli zum Abschluss des Trainingslagers steht unter keinem guten Stern. Der geplante Gegner KRC Genk entschied sich kurzfristig, auf sein Trainingslager in Benidorm zu verzichten und lieber weiter in der Heimat zu trainieren. Damit braucht St. Pauli einen neuen Gegner.