Hamburg. St. Paulis Leistungsträger fehlt wegen des Afrika-Cups auf unbestimmte Zeit. Welche Optionen sich Trainer Schultz nun bieten.

Wenn sich am Neujahrstag die Profis des FC St. Pauli nach der zweiwöchigen Pause wieder auf dem Trainingsgelände an der Kollaustraße einfinden, wird der Kampf um die Plätze in der Startelf des Zweitliga-Tabellenführers neu eröffnet.

Die beiden schwächeren Spiele zum Jahresabschluss in Düsseldorf (1:1) und vor allem in Kiel (0:3) sind schon Anlass genug, die zuvor nahezu fest gefügte Rangordnung zwischen Startelf-, Einwechselspielern und Dauerreservisten aufzubrechen und alle Akteure aufzufordern, sich zunächst für die ersten Spiele des neuen Kalenderjahres zu profilieren. Dazu werden das Trainingslager vom 2. bis 9. Januar inklusive eines Testspiels sowie die Tage danach in Hamburg einige Gelegenheiten bieten.

FC St. Pauli: Kyereh fehlt wegen Afrika-Cup

Auf einer Position kommt noch eine Besonderheit dazu. Weil Daniel-Kofi Kyereh – aller Voraussicht und entgegen mancher Hoffnungen – mit der Nationalmannschaft Ghanas am Afrika-Cup in Kamerun (9. Januar bis 6. Februar) teilnehmen wird, muss Trainer Timo Schultz mindestens für die Spiele gegen Erzgebirge Aue (15.1.), Borussia Dortmund (18.1./Pokal) und beim HSV (21.1.) auf den 25-Jährigen verzichten.

Sollte Ghana das Finale erreichen, wäre der beste Torvorbereiter der Zweiten Liga (neun Assists) auch im Heimspiel gegen Paderborn noch nicht wieder dabei.

„Es ist ein Spieler weniger. Für mich als Trainer ist es die Aufgabe, dafür eine Lösung zu finden. Wir haben die Möglichkeit, Kofi eins zu eins zu ersetzen“, sagt dazu St. Paulis Cheftrainer Timo Schultz und gibt sich betont gelassen. Konkret nennt er als Alternativen Christopher Buchtmann (29), Lukas Daschner (23), Marcel Hartel (25) und auch Etienne Amenyido (23).

Kyereh weg – die Chance für Buchtmann?

Es wird in den beiden kommenden Wochen also sehr interessant zu sehen sein, wie sich die Spieler in Szene setzen können, die für die von Kyereh meistens bekleidete Zehner-Position in Betracht kommen. „Buchti scharrt seit Wochen mit den Hufen“, sagt Schultz über Mittelfeldspieler Buchtmann, den dienstältesten Akteur des Profikaders, der 2012 ans Millerntor gekommen war.

Nachdem der Linksfuß eine langwierige Achillessehnenverletzung auskuriert hatte, konnte er sich in dieser Saison schon einige Male in Szene setzen und erzielte gegen Ingolstadt und Dresden jeweils einen Treffer. Besonders gut in Erinnerung ist sein Siegtor in der Verlängerung im Pokalspiel in Dresden.

Christopher Buchtmann schoss St. Pauli in Dresden in die dritte Runde des DFB-Pokals.
Christopher Buchtmann schoss St. Pauli in Dresden in die dritte Runde des DFB-Pokals. © dpa | Jan Woitas

Ist Daschner schon bereit für ein Comeback?

Der sechs Jahre jüngere Lukas Daschner hatte sich zuletzt mit guten Trainingsleistungen zurückgemeldet, nachdem ihm im August bei einem Trainingsunfall die Kniescheibe herausgesprungen war. Für einen Platz im Spielkader war er in den jüngsten Zweitligapartien noch nicht wieder berücksichtigt worden. Trainer Schultz geht aber davon aus, dass der im Sommer 2020 vom MSV Duisburg gekommene Offensivspieler jetzt zu einer echten Alternative werden kann.

„Daschi ist ein sehr offensiv denkender Spieler, der gerade auf der Zehner-Position mit sehr viel Risiko spielt. In seiner Verletzungszeit hat er sich körperlich auf ein anderes Niveau gebracht und ist deutlich stabiler geworden“, sagt Schultz über Daschner. Das im Trainingslager vorgesehene Testspiel sei für ihn besonders wichtig. „Seine Torgefahr auch auf engem Raum zeichnet ihn aus. Er findet dort Lösungen, die andere nicht haben“, sagt Schultz weiter über den Offensivspieler, der in der vorvergangenen Saison in der Dritten Liga elf Treffer erzielt hatte.

St. Pauli: Hartel könnte ins Zentrum rochieren

Dritter Kandidat als Ersatz für Kyereh auf der zentralen, offensiven Mittelfeldposition ist Marcel Hartel, der seit seiner Verpflichtung im August alle Punktspiele von Beginn an bestritten hat – und zwar auf der halblinken Position der Mittelfeldraute. Würde der technisch beschlagene Dauerläufer auf die Zehn vorrücken, könnte Jackson Irvine (28) von halbrechts auf halblinks rochieren und damit Platz für Finn Ole Becker (21) machen, der zuletzt mehr ein Reservistendasein fristete.

Ob der von Schultz auch noch erwähnte Etienne Amenyido wirklich eine Startelf-Option als Zehner ist, scheint zumindest fraglich. Nach seinem monatelangen Ausfall wegen einer Achillessehnenverletzung konnte der Sommerzugang aus Osnabrück in seinen bisher vier Ligaeinsätzen noch keine Duftmarken hinterlassen.