Hamburg. Mit Guido Burgstaller hat der Tabellenführer der 2. Fußball-Bundesliga wieder einen langersehnten Torjäger in seiner Mannschaft.
Sein Blick strahlt maximalen Fokus aus, die Miene volle Entschlossenheit, unter seinem Sakko und dem Hemd prangt auf einem Superheldenanzug ein großes, rotes „S“. Die Worte „Sankt Pauli“ und ein Ausrufezeichen komplettieren den Sticker, der in Hamburgs Straßen an Pfeilern und Stromkästen klebt und auf dem durch die nette kleine Fotomontage nicht etwa die amerikanische 1930er-Comicfigur Clark Kent alias „Superman“ zu sehen ist, sondern der 32 Jahre alte österreichische Stürmer des FC St. Pauli: Guido Burgstaller. Oder, wie er unter dem neuesten Beitrag des Instagram-Profils „stpauliaufkleber“ (mit 22.600 Abonnenten auf Platz zwei hinter dem vereinseigenen Instagram-Profil) genannt wird: „Super Burgi“.
Nur ein Beispiel von vielen, das verdeutlicht, welch hohen Stellenwert der Toptorjäger bei den Anhängern des FC St. Pauli genießt. Doch nicht nur bei den Fans wird der Offensivmann verehrt. Auch für Timo Schultz (44) stellte sich Burgstaller nach dessen Verpflichtung im September 2020 als echter Hauptgewinn heraus. Immer wieder stellt der Trainer Burgstallers Mentalität als einen Mehrwert für die Mannschaft heraus, der sich so auf einer Scorerliste nicht ablesen ließe. „Wie er auf dem Platz auftritt, mit seiner Ausstrahlung auf seine Mitspieler und auf die Gegenspieler, das ist eminent wichtig für uns“, sagte Schultz nach dem 4:2-Auswärtserfolg am Sonnabend in Heidenheim.
FC St. Pauli: Burgstaller traf saisonübergreifend 20-mal
Dass Burgstaller neben seinen Stärken als Führungsspieler aber auch in sportlicher Hinsicht einer der Hauptfaktoren dafür ist, dass St. Pauli mit drei Punkten Vorsprung auf Platz zwei (Regensburg) an der Tabellenspitze der Zweiten Liga steht, bewies er am Sonnabend mit seinem zweiten Doppelpack der Saison.
Für Burgstaller waren es im zehnten Zweitligaspiel dieser Spielzeit bereits die Tore acht und neun, womit er hinter Spitzenreiter Simon Terodde (Schalke/elf) auf Platz zwei in der Torjägerliste liegt. Schon in der vergangenen Saison war „Burgi“ zumindest mannschaftsintern der Spieler, der am häufigsten hatte treffen können. In 20 Partien gelangen dem Kärntener elf Tore, womit er saisonübergreifend bereits auf 20 Treffer in nur 32 Spielen kommt. Ein Topwert für den ehemaligen Schalker Profi, mit dem St. Pauli endlich wieder einen richtigen Torjäger gefunden zu haben scheint.
Daniel Ginczek hält den Bestwert
Denn mit einem Blick zurück auf die vergangenen Jahre hatte St. Pauli genau das gefehlt. Den Bestwert für die meisten clubinternen Saisontore der Kiezkicker seit dem Bundesliga-Abstieg 2011 hält noch immer der damals von Dortmund ausgeliehene Daniel Ginczek (heute VfL Wolfsburg) mit 18 Ligatreffern aus der Saison 2012/2013. Hinter Ginczek folgt Aziz Bouhaddouz (Duisburg) mit 15 Saisontoren 2016/2017, auf Platz drei liegt Max Kruse.
Dem heutigen Union-Berlin-Spieler waren in der Saison nach dem Abstieg 2011/2012 13 Treffer gelungen. Danach kommen bereits die elf Tore Burgstallers aus der vergangenen Saison. Bedenkt man, dass sich der Stürmer dem FC St. Pauli aber erst im September anschloss und er dem Team nach seinem zweiten Einsatz verletzungsbedingt zwei Monate fehlte, ist das eine starke Quote.
Burgstaller schoss St. Pauli aus Abstiegskampf
Kein Zufall also, dass es nach dem schwachen Saisonstart St. Paulis in der vergangenen Saison genau in dem Moment wieder bergauf ging, als Burgstaller aus seiner Verletzung zurückkehrte und er die Kiezkicker erst aus dem Abstiegskampf und später beinahe noch ins Rennen um den Aufstieg schoss.
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Und da Burgstaller in dieser Saison genau da anknüpft, wo er in der vergangenen Saison aufgehört hat, könnte die 18-Tore-Marke von Ginczek in dieser Saison geknackt werden. Und nicht nur das: Macht St. Paulis gefährlichster Angreifer so weiter, ist es nicht unrealistisch, auch die 20 Tore, mit denen Marius Ebbers den FC St. Pauli 2009/2010 in die Erste Liga schoss, zu übertrumpfen – den Bestwert seit Einführung der eingleisigen 2. Liga.
FC St. Pauli: Aufstieg wäre Burgstaller sehr recht
Auch wenn Burgstaller nach dem Heidenheim-Spiel auf die Euphoriebremse trat („Wir können uns nichts dafür kaufen, dass wir Tabellenführer sind“), dürfte es dem Torjäger mehr als recht sein, sollten seine Tore und die eingestellten Saisonbestmarken schließlich dazu führen, dass St. Pauli zwölf Jahre nach Ebbers’ 20-Tore-Saison erneut in die Bundesliga aufsteigt. Den Spitznamen „Super Burgi“ würde er dann so schnell nicht mehr loswerden.