Hamburg. Obwohl der Anteil ausländischer Spieler im Kader noch nie so hoch war, läuft die Kommunikation reibungslos.

Co-Trainer Fabian Hürzeler feuerte in der intensiven Trainingseinheit am Mittwoch die Spieler immer wieder energisch an, versuchte, noch das letzte Körnchen Energie aus ihnen herauszukitzeln an diesem frühsommerlich heißen Vormittag. „Ganz stark, Rico“, rief er Richtung Benatelli nach einem gewonnenen Zweikampf. „Be a warrior, Afeez“, rief Hürzeler aber auch: Der junge Nigerianer soll ein Krieger sein.

Es ist ein Sprachgemisch beim FC St. Pauli. „Offizielle Sprache ist natürlich Deutsch“, sagt Sportchef Andreas Bornemann, „aber der englische Anteil ist schon sehr hoch.“ Das ist kein Wunder. Noch nie war der Anteil ausländischer Spieler in St. Paulis Kader so hoch. 31 Spieler umfasst das Profiaufgebot, davon haben elf Spieler ausschließlich einen deutschen Pass, zwölf Profis stammen aus dem Ausland, acht Spieler haben neben der deutschen noch eine weitere Staatsangehörigkeit.

Strategiewechsel beim FC St. Pauli?

Diese große Zahl ausländischer Profis ist deshalb auffällig, weil es in der jüngeren Vergangenheit auch mal Vereinspolitik war, vor allem junge, deutsche Spieler mit Perspektive zu verpflichten. Philipp Ziereis, Christopher Buchtmann und Daniel Buballa sind die letzten „Überlebenden“ aus dieser Zeit. Hat es einen Strategiewechsel gegeben? „Nein“, sagt Bornemann, „das ist Zufall. Wir suchen nach Profilen für die einzelnen Positionen. Da geht es nur nach definierten Qualitäten und ob ein Spieler verfügbar und bezahlbar ist.“

„Bezahlbar“ scheint jedoch ein Stichwort zu sein. „Einen Unterschied beim Preis gibt es allein durch die Herkunft des Spielers nicht – das wäre ja auch schlimm“, sagt Bornemann. Der Marktwert sei jedoch niedriger, wenn ein Spieler nicht in einer der „großen“ zweiten Ligen wie Deutschland oder England tätig ist.

Gelungene Integration

„Ein Spieler mit den Fähigkeiten und Eigenschaften von Aremu, der schon in einer großen Liga gespielt hat, hätte vermutlich eine andere Bewertung. Da hätten wir eventuell keine Möglichkeit gehabt, ihn zu verpflichten“, räumt Bornemann ein.

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Aremu hat er in Norwegen entdeckt, ebenso Tore Reginiussen. Eric Smith spielte wie James Lawrence in Belgien, Adam Dzwigala war in Portugal aktiv, Sebastian Ohlsson in Schweden – passt schon. Das eigentlich Erstaunliche jedoch ist, wie gut offenbar die Integration all dieser Spieler aus aller Welt geklappt hat.

Homogene und offene Mannschaft

„Wir sind eine homogene und offene Mannschaft, bei uns ins Team zu kommen ist nicht schwer“, sagt Mannschaftskapitän Ziereis. „Die Jungs haben sich super integriert, und irgendwo ticken wir alle ja auch ähnlich.“ Fußball ist wirklich eine internationale Sprache, so sieht es auch Ryo Miyaichi: „Die neuen Spieler sind gute Jungs, da ist die Kommunikation einfach.“

Der Club legt aber auch Wert darauf, dass die Spieler ihren Deutschunterricht absolvieren, dass sie Pressetermine möglichst auf Deutsch absolvieren. Teammanager Jonas Wömmel hält den Neuen bei allen Behördenangelegenheiten und Ähnlichem praktisch 24 Stunden am Tag den Rücken frei.

James Lawrence hilft mit seiner Erfahrung viel bei der Integration

Und dann ist da noch ein Spieler wie James Lawrence, der mit seiner Erfahrung viel bei der Integration hilft und auch dem Mannschaftsrat angehört. „Er ist ein integrativer Typ, eine Führungspersönlichkeit“, sagt Bornemann. Und so steht da gerade eine kunterbunte, internationale Truppe auf dem Platz, die viel Spaß macht. Nur darauf kommt es an und nicht, woher einer kommt. Irgendwie halt typisch St. Pauli – auch wenn es nur Zufall ist.