Hamburg. Der Trainer des FC St. Pauli zeigt sich vor dem Stadtderby zuversichtlich. Das hat auch mit eigenen Erfahrungen zu tun.

Das bevorstehende Stadtderby (Freitag, 18.30 Uhr/Sky, Liveticker bei Abendblatt.de) verfolgt Timo Schultz bis in den Kindergarten seiner Tochter. "Ihr Erzieher ist HSV-Fan und möchte jetzt natürlich immer wissen, wie es aussieht", erzählte der Trainer des FC St. Pauli in der Pressekonferenz am Mittwoch.

Eine Rivalität wie die zwischen den beiden Hamburger Zweitligaclubs hat Schultz selbst in seiner Zeit als Spieler von Werder Bremen nicht erlebt, als die Duelle mit dem HSV noch sportlich erstklassige waren: "Ich kann mich an einige Nordderbys erinnern, die haben auch ihre Brisanz. Aber es ist nicht vergleichbar. Hier gibt es in den Haushalten teils getrennte Lager. Und man wird überall angesprochen."

Schultz (43) kann bisher vor allem Gutes erzählen. Seine Derbybilanz als Spieler und später als Trainer des FC St. Pauli sei "deutlich positiv. Es sind einfach geile Spiele auf Augenhöhe. Ich habe vorher immer ein gutes Gefühl, und das ist diesmal auch nicht anders."

Schultz erlebte St. Paulis Sieg beim HSV 2011 als Zuschauer

Der Gegner war bisher aber meistens die zweite Mannschaft des HSV. Beim legendären letzten Bundesligaduell der Lokalrivalen 2011 schaffte es Schultz als Spieler nicht in den Kader des FC St. Pauli. "Aber wir durften alle in den Innenraum, und in der zweiten Halbzeit saß ich auf der Bank."

Die Gedanken an den den bis dato letzten Bundesliga-Sieg seines Clubs werde er vielleicht noch einmal hervorholen, wenn er sich am Freitag auf die Bank im Volksparkstadion setze.

Ansonsten wird Schultz nicht viel an damals erinnern. Selbst wenn dem HSV wie in der Vorsaison der Coup gelingt: Eine Feier mit den Fans in der Kurve wird es nicht geben.

Schultz: Fans fehlen beim Derby besonders

"Ohne Zuschauer fehlt der letzte Funke, das Überschwappen der Emotionen, vielleicht auch das Unkontrollierte", sagte Schultz. "Da fehlt ein großer Teil vom Derby auch für uns Spieler." Als ein solcher fühlt sich Schultz auch acht Jahre nach seinem Karriereende offenbar immer noch ein bisschen.

Diesmal ist er eher als Moderator denn als Motivator gefragt. "Es geht darum, die Energie in die richtigen Bahnen zu lenken. Die Spieler brennen nur darauf, endlich auf den Platz zu gehen."

Kommt Lawrence zu seinem Saisondebüt?

Welche das dann auch dürfen, steht noch nicht fest. Innenverteidiger Philipp Ziereis klagte beim 2:2 in Darmstadt über Oberschenkelprobleme. Schultz: "Es ist strukturell nichts kaputt, aber wenn er heute nicht trainiert, wird er auch kein Kandidat fürs Spiel sein."

Dafür habe Kollege und Kapitän Christopher Avevor seine Fußprobleme überwunden und sei wieder voll belastbar. Ob Rückkehrer James Lawrence schon eine Option für die Innenverteidigung ist, da will sich Schultz nicht festlegen: "Ihm fehlt die Spielpraxis, aber er ist auch keine 19 mehr, sondern 28. Es liegt an uns abzuwägen, ob wir ihm das zutrauen."

Die neuerliche Aufholjagd beim 2:2 in Darmstadt am vergangenen Sonnabend habe seiner Mannschaft Mut gemacht und den Glauben gestärkt, beim souveränen Tabellenführer vom Volkspark bestehen zu können: "Wir haben einen Riesenfortschritt gemacht, was den Umgang mit Fehlern und Rückschlägen angeht. Letztes Jahr in Darmstadt kein Aufbäumen erkennbar. Jetzt ist das Vertrauen da, dass wir mit einer guten Aktion zurückkommen können."

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Zum Favoriten macht das den FC St. Pauli nicht. "Wir wissen aber, dass wir für den HSV richtig eklig zu spielen sind", sagte Schultz. "Es ist unser großes Ziel, dem HSV die ersten Punkte wegzunehmen, möglichst drei."

Dem Erzieher seiner Tochter würde er es hinterher erklären müssen.