Hamburg. Vergangene Saison war der Mittelfeldspieler in der höchsten polnischen Liga aktiv. Was sich Trainer Timo Schultz von ihm erhofft.
Timo Schultz wusste natürlich, dass da noch etwas in der Mache war. „Mal sehen, wann der nächste Spieler kommt, Andreas Bornemann legt ja eine hohe Schlagzahl an den Tag“, sagte der neue Cheftrainer des FC St. Pauli am Donnerstagmittag nach dem Mannschaftstraining in Bezug auf die Transferaktivitäten seines Sportchefs, „hier läuft ja praktisch täglich ein Neuer auf.“
Knapp viereinhalb Stunden später war es dann Gewissheit: Von Eintracht Frankfurt wechselt der 20 Jahre alte uruguayische Mittelfeldspieler Rodrigo Zalazar Martinez auf Leihbasis bis 30. Juni 2021 ans Millerntor. Als „schnell und wendig mit Offensivdrang und einem guten Abschluss“ beschreibt Schultz den Zugang aus Hessen.
Zalazar spielte vergangene Saison in Polen
Zalazar passt allerdings als erster Sommertransfer nicht ins Schema für die bisherigen Neuzugänge: deutschsprachig und mit der Liga vertraut. Egal. „Es kann auch mal sein, dass man eine Wunderkerze dabei hat, wo man nicht weiß: Funktioniert es oder funktioniert es nicht? Aber auch darauf habe ich Bock“, sagte Schultz.
Der im spanischen Albacete geborene Zalazar war im Sommer 2019 aus Malaga nach Frankfurt gewechselt, wo er einen Vertrag bis 2023 besitzt. In der vergangenen Saison war er an den polnischen Zweitligisten Korona Kielce verliehen. Dort fiel er nach dem Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau allerdings mit einem verstörenden Posting in sozialen Medien auf. „Wir haben bereits das Gespräch mit dem Spieler gesucht und uns mit ihm darauf verständigt, den Dialog in dieser Sache fortzusetzen, um ihn für diese Themen zu sensibilisieren“, teilte der Verein mit.
Neuzugang Paqarada mit martialischem Vergleich
Am Donnerstag feierte der am Dienstag verpflichtete Maximilian Dittgen (25) sein Debüt auf dem Trainingsplatz an der Kollau. „Der hat einen Antritt wie mit einer Rakete im Hintern“, sagte der Coach nach den ersten Eindrücken, „der passt hier mit seinem linken Huf gut rein.“ Was auch für Leart Paqarada gilt, der ebenfalls seine Arbeit hauptsächlich mit seinem linken Fuß verrichtet. „Ich denke, ich kann mit Flankenläufen und bei Standards der Mannschaft helfen“, sagte der 25-Jährige, der ablösefrei aus Sandhausen ans Millerntor gekommen ist: „Was St. Pauli zusammen mit den Fans bieten kann, ist sehr positiv. Ich finde den Verein mega interessant“, sagte der in Bremen geborene Nationalspieler des Kosovo.
Sein Job wurde ihm von Schultz und Bornemann („Wir waren schon länger im Gespräch“) genau aufgezeigt. „Ich habe viel Spaß daran, offensiv zu spielen, aber ich bin linker Verteidiger. Meine Kernaufgabe ist es, unangenehm in der Verteidigung zu sein“, sagt der Vater einer im Februar geborenen Tochter.
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Schultz und Bornemann wollen mit Paqarada nicht nur dessen fußballerische Qualitäten ans Millerntor geholt haben, sondern auch ein Stück weit eine vermisste Mentalität. „Er spielt auch ein bisschen schmutzig“, sagte Schultz und lächelte. Genau das hat oft genug gefehlt in der vergangenen Saison.
„Ich habe in Sandhausen gelernt, jedes Spiel so anzunehmen, als ob es um Leben oder Tod geht“, sagt Paqarada: „Einstellung und Mentalität werden in Sandhausen ganz groß geschrieben. Das übertrifft vielleicht sogar die fußballerische Qualität. Aber man kann davon leben. Ich glaube, dass das etwas ist, was man von Sandhausen lernen kann.“ Und etwas, das eigentlich auch mal ein Markenzeichen des FC St. Pauli war – die Älteren erinnern sich.