Hamburg. Torhüter des FC St.Pauli blickt nach dem ersten Teamtraining auf Liga-Neustart voraus. Welche Herausforderungen auf das Team zukommen.
Von Berührungsängsten war bei den Profis des FC St. Pauli am Donnerstagnachmittag nichts zu spüren. Stürmer Dimitrios Diamantakos grätschte Talent Luis Coordes um, der wiederum brachte Rechtsverteidiger Sebastian Ohlsson zu Fall und klatschte anschließend lachend mit ihm ab. Die Profis wirkten nach dem ersten Mannschaftstraining seit der Corona-Pause wie kleine Kinder, die nach langem Hausarrest endlich wieder draußen spielen durften. Knapp 90 Minuten ließ Trainer Jos Luhukay seine 27 Spieler schwitzen. Lediglich Christopher Buchtmann, der sich einer Operation am Achillessehnenansatz unterziehen musste und mehrere Wochen pausieren wird, sowie Philipp Ziereis und Christian Conteh (beide Muskelprobleme) fehlten.
Neun Tage haben die Kiezkicker nun Zeit, um sich auf das erste Spiel des Zweitliga-Neustarts gegen Nürnberg (17. Mai, 13.30 Uhr, Millerntor-Stadion) vorzubereiten. Von Montag an zieht St. Pauli für sieben Tage in ein Quarantäne-Hotel. Welches das sein wird, will der Club nicht verraten. Für alle Beteiligten wird es eine Herausforderung.
Spieler des FC St. Pauli haben wieder ein sportliches Ziel
„Ich glaube, dass alle, die sich das DFL-Konzept durchgelesen haben, vor allem die Bereiche über häusliche Hygiene, wissen, dass dies ein sehr strikter Fahrplan ist mit sehr vielen Auflagen. Das Haus sollte man idealerweise nur zum Training und zu den Spielen verlassen, darauf gilt es jetzt natürlich sein Leben auszurichten“, sagt Torhüter Robin Himmelmann. „Der Spielplan ist eng mit den neun Spielen, die wir noch zu absolvieren haben, sodass da viel Reiserei dabei sein wird. Da wird die Zeit, die man ,weggesperrt‘ ist, mehr oder weniger gering sein, weil dann die Spiele wieder im Fokus stehen. Das lässt sich alles schon einrichten.“ Zumal der 31-Jährige nicht glaubt, dass die St.-Pauli-Profis bis zum Saisonende von ihren Familienmitgliedern isoliert sein werden. „Seine Frau, seine Kinder oder seine Freundin wird man nach wie vor sehen. Was dann Eltern, Geschwister und andere Verwandte angeht, muss man sich wohl bis zum Ende der Saison noch ein bisschen länger gedulden“, sagt Himmelmann.
Immerhin haben die Spieler wieder ein sportliches Ziel, auf das sie hintrainieren können. „Am Ball haben wir in den vergangenen Wochen sehr gut gearbeitet. Vielleicht werden wir da den einen oder anderen technischen Genuss mehr sehen als vorher“, blickt Himmelmann auf das Kleingruppentraining mit vielen Pass- und Schussübungen zurück. Die größte Herausforderung werde nun sein, schnell wieder taktische Abläufe zu verinnerlichen und ein Timing für Zweikämpfe zu entwickeln. Dass Spieler womöglich zögerlich in direkte Duelle gehen werden und die Abstandsregelungen im Hinterkopf haben, glaubt Himmelmann nicht. „Alle Spieler und Menschen aus unserem Umfeld sind negativ auf Covid-19 getestet worden. Da hat niemand eine Sperre im Hinterkopf“, sagt Himmelmann, der eher die Geisterkulisse als mentale Herausforderung sieht.
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Der Keeper hatte sich im März die Spiele von Borussia Dortmund bei Paris Saint-Germain (Champions League/0:2) und Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Köln (2:1), die bereits unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden, im Fernsehen angeschaut. „Das war nicht so prickelnd“, sagt der Führungsspieler. „Trotzdem glaube ich, dass man die Atmosphäre, die ohnehin merkwürdig ist, nicht noch absurder gestalten sollte durch künstlichen Torjubel, Fangesänge oder Ähnliches.“
Der FC St. Pauli hat seine Dauerkartenpreise für die Saison 2020/21 um bis zu acht Prozent erhöht. Dafür entfällt die Bearbeitungspauschale von 10 Euro für alle Abonnenten (Dauerkarten-Abovertrag) sowie für Bestellungen, die online und telefonisch erfolgen. Somit beläuft sich die Erhöhung je nach Kategorie auf von 2 bis 4 Euro (Stehplatz) bis zu 32 Euro (Sitzplatz). Für alle Fans, die bisher nicht die Abo-Variante oder den Ticketonline-Shop genutzt haben, ist die Preissteigerung demzufolge um 10 Euro höher.