Hamburg. Trotz Köln: St. Pauli und HSV bereiten den Neustart vor. St. Pauli testete schon eine Woche vorher.

Es dauerte am Sonntag nicht lange, ehe sich das folgenreiche Interview des Kölner Profis Birger Verstraete auch bei den Verantwortlichen vom HSV und FC St. Pauli herumgesprochen hatte. Inoffiziell wurde von einem „schweren Rückschlag“ in den Bemühungen gesprochen, möglichst bald wieder mit einem „normalen“ Mannschaftstraining loszulegen. Offiziell war man dagegen um Schadensbegrenzung bemüht.

Corona beim 1. FC Köln: Wie der HSV reagiert

„Aus unserer Sicht haben die positiven Corona-Testergebnisse beim 1. FC Köln nichts an der Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit des Konzeptes der DFL, das engmaschige Testungen vorsieht, geändert“, sagte St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann. „Im Gegenteil: Die engmaschigen Testungen haben ja gerade das Ziel, frühzeitig mögliche Infektionen zu erkennen.“

Bezüglich eines möglichen Bundesliga-Neustarts einer Meinung: HSV-Sportvorstand Jonas Boldt (l., Archiv) und St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann.
Bezüglich eines möglichen Bundesliga-Neustarts einer Meinung: HSV-Sportvorstand Jonas Boldt (l., Archiv) und St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann. © Witters

Auch HSV-Sportvorstand Jonas Boldt wollte sich durch die Vorkommnisse in Köln, die er nicht kommentieren wollte, nicht aus dem Konzept bringen lassen. „Mir fällt keine andere Berufsbranche ein, die so professionell und einheitlich mit der Corona-Thematik umgeht wie der deutsche Fußball“, lobte Boldt. „36 völlig unterschiedliche Clubs, alles Konkurrenten mit eigenen Interessen, ziehen für die Sache an einem Strang und erstellen ein medizinisches Konzept, das hochprofessionell ist. Das wird auch im Ausland so gesehen.“

Im Inland – auch in Hamburg – gibt es nach den positiv getesteten Profis in Köln aber Vorbehalte. Besonders der Wunsch der DFL-Chefs, dass auch nach positiven Tests nicht die ganze Mannschaft in Quarantäne muss, stößt auf Skepsis. „Es wird schwieriger“, sagte Sportstaatsrat Christoph Holstein dem NDR. „Zumal die Sportminister beschlossen haben, dass wenn ein Spieler positiv getestet wurde, das ganze Team in Quarantäne muss.“

HSV plant Quarantäne vor Spielen

Eine Entscheidung über diese so wichtige Frage soll nun am Mittwoch von der Bundesregierung getroffen werden. Unabhängig davon bereiten sowohl der HSV als auch St. Pauli die einwöchige Mannschaftsquarantäne vor, die das DFL-Gesundheitskonzept vorsieht.

„Die geplante, rund siebentägige Quarantäne der Spieler sowie des Trainer- und Betreuerteams unmittelbar vor der Wiederaufnahme der Punktspiele ist ein Teil des veränderten medizinischen Konzeptes der DFL“, erklärt St. Paulis Sportchef Bornemann. „Diese Anpassung hatte das Bundesarbeitsministerium gefordert.“

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St. Pauli plant die Team-Quarantäne in einem Hotel in Hamburg, das laut Bornemann im besten Fall relativ nahe zum Trainingszentrum liege. „Unser Teamhotel, das SAS Radisson, kommt voraussichtlich nicht infrage, da es geschlossen ist. Das Hotel muss auch den zusätzlichen Hygiene-Anforderungen entsprechen“, sagt er.

St. Pauli testet Spieler seit einer Woche

Beim HSV sind die Überlegungen noch nicht abgeschlossen. Auch die Unterbringung für diese Zeit im HSV-Campus soll überprüft werden. Heute und morgen steht zunächst einmal die nächste Testrunde in Zusammenarbeit mit dem LADR-Labor auf dem Programm.

Offiziell ist es die zweite Testrunde. Was bislang aber noch keiner wusste: Nach Abendblatt-Informationen hat St. Pauli seinen kompletten Kader bereits eine Woche vorher testen lassen. Mit offiziell und inoffiziell ist es in diesen Tagen eben so eine Sache.