Hamburg. Immer mehr Fußballprofis wollen finanziell helfen. Technischer Direktor des FC St. Pauli prangert Ungleichheit in der Gesellschaft an.
Immer mehr Spieler und auch Funktionäre der Fußballbundesliga und der Zweiten Liga kündigen angesichts der finanziellen Folgen der Coronakrise für ihre Clubs an, Teile ihres Gehalts abzugeben. Am Dienstag wurde bekannt, dass beim FC Bayern München Spieler, Vorstand und Aufsichtsrat auf 20 Prozent ihrer Bezüge verzichten. Die Personalkosten beim FC Bayern in der Saison 2018/19 beliefen sich bei allen Beschäftigten auf 336,2 Millionen Euro.
Zuvor hatten auch die Spieler von Mönchengladbach, Schalke 04 und Werder Bremen einen Gehaltsverzicht angeboten, bei Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund laufen entsprechende Gespräche. In der Zweiten Liga sind die Profis und das Trainerteam des VfL Bochum mit dem Angebot an die Vereinsführung herangetreten, ihrem Club mit einem freiwilligen Beitrag zu helfen.
Lienen: Spielern keinen Nachhilfeunterricht geben
Nationalspieler Timo Werner von RB Leipzig unterstützt derweil die von Leon Goretzka und Joshua Kimmich ins Leben gerufene Spendeninitiative „We kick Corona“. Die beiden Nationalspieler des FC Bayern hatten selbst den Startbetrag von einer Million Euro gespendet.
Unterdessen hat Ewald Lienen, technischer Direktor des FC St. Pauli, die öffentlichen Forderungen kritisiert, dass Fußballprofis in der aktuellen Lage auf Gehalt verzichten sollen. „Es steht niemandem zu, so etwas einzufordern und dabei nur auf den Fußball zu gucken. Wir können uns generell mal fragen, ob die Einkommensverteilung bei uns gerecht ist. Die Ungleichheit in unserer Gesellschaft wird immer größer und größer“, sagte Lienen im Podcast „Kicker meets DAZN“. Zudem könne man ja jetzt sehen, dass Spieler auch von sich aus ihrer Verantwortung gerecht werden. Da müsse man ihnen keinen Nachhilfeunterricht geben.
Corona-Krise: Sommerspiele auf 2021 verschoben
„Es gibt hoch bezahlte Anwälte, Schauspieler, Unternehmensführer und Leute in Banken, die ohne Rücksicht auf Verluste spekuliert und unsere Wirtschaft an den Rand des Kollapses gebracht haben. Die aber fragt keiner öffentlich, was sie tun, um solidarisch zu sein“, sagte Ewald Lienen weiter. „Das wird immer nur bei Fußballprofis gemacht, weil die jeder kennt und es sich gut verkaufen lässt.“
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Die zehnte Auflage der Millerntor Gallery, die für Anfang Juli geplant war, ist am Dienstag abgesagt und auf Sommer 2021 verschoben worden. An der Veranstaltung nehmen jährlich mehr als 200 Künstler teil, die vor allem die Umläufe des Millerntor-Stadions mit ihren Werken neu gestalten. Zuletzt waren an den Öffnungstagen rund 18.000 Besucher gekommen. Die frühzeitige Absage erfolgte auch deshalb, weil zum vorgesehenen Zeitpunkt im Stadion möglicherweise noch Punktspiele ausgetragen werden.