Hamburg. Gehaltsverzicht, Spenden, Gassi gehen – wie prominente Sportler spenden, helfen und mit den Fans Solidarität zeigen.
Das Coronavirus wird den Sport teuer zu stehen kommen. Das Aussetzen oder EInstellen des Spielbetriebs stürzt viele Vereine in eine existenzielle Krise, Mitarbeiter bangen um ihre Jobs. Der Schweizer Erstliga-Fußballclub Sion hat vorsorglich seinen Profis fristlos gekündigt.
Doch es geht auch anders: solidarisch, pragmatisch und mutig. Weltweit engagieren sich Spieler und Clubs finanziell im Kampf gegen das Virus, verzichten auf Gehalt, beweisen Solidarität oder organisieren ganz praktische Hilfe. Die besten Beispiele.
DFB: Die DFB-Stiftung Sepp Herberger startet heute mit Unterstützung von Nationalspieler Jonathan Tah ein Hilfsprogramm für Mitglieder der Fußballfamilie, die durch die Corona-Pandemie unverschuldet in Not oder wirtschaftliche Bedrängnis geraten sind. Die älteste deutsche Fußballstiftung stellt als Sofortmaßnahme 100.000 Euro zur Verfügung. Jonathan Tah ist Mitinitiator des Nothilfefonds und beteiligt sich als erster privater Spender an dem Programm. „Unsere Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn wir füreinander da sind. Es geht dabei viel weniger um die Größe oder die Menge, die ein jeder von uns tun oder geben kann, manchmal sind es schon die kleinen Gesten, die Großes bewirken“, sagt der frühere HSV-Profi Tah.
Borussia Dortmund: Der Bundesligaclub wirbt um Unterstützung für die Gastronomen, die durch die im Zuge der Coronakrise ausgefallenen Fußballspiele in wirtschaftliche Notlage geraten. Durch die Solidaritätskampagne, die am Sonntag online über die vereinseigene BVB-App als „digitaler Spieltag“ startet, sollen Kneipen, Büdchen und weitere gastronomische Betriebe gefördert werden. Über eine virtuelle Stadionweg-Karte auf der BVB-App erscheinen alle teilnehmenden Betriebe und ihre Spendenkampagnen. „Die Idee ist, dass unsere Fans am digitalen Spieltag ein bisschen von dem Geld, das sie normalerweise für die Wurst, ihr Bier oder den Kaffee vor oder nach dem Spiel gezahlt hätten, einfach direkt an den jeweiligen Betrieb spenden“, sagte BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer.
Fußballnationalmannschaft: Das DFB-Team hat im Zuge der Coronavirus-Pandemie mehr als zwei Millionen Euro für soziale Zwecke gespendet und ihre Fans aufgerufen, sich ebenfalls zu engagieren. „Wir müssen in solchen Zeiten aufeinander schauen – wir haben uns auch unsere Gedanken gemacht und spenden für einen guten Zweck 2,5 Millionen Euro“, sagte Nationalmannschaftskapitän Manuel Neuer (33) am Mittwoch in einem Instagram-Video der DFB-Auswahl.
FC Bayern München: Die Nationalspieler Leon Goretzka und Joshua Kimmich haben mit einer Eigenbeteiligung von einer Million Euro eine Internet-Plattform zur Bewältigung der Coronakrise ins Leben gerufen. Mit der Initiative „We Kick Corona“ soll karitativen, sozialen oder medizinischen Einrichtungen geholfen werden, die aufgrund der Pandemie auf sofortige Hilfe angewiesen sind. „Corona schlagen wir nur im Team“, teilte Goretzka mit, jetzt sei Solidarität im Kleinen wie im Großen notwendig, ergänzte Kimmich.
Einrichtungen aus „allen gesellschaftlichen Bereichen“, die „auf sofortige Hilfe angewiesen sind“, können umgehend einen Antrag auf Unterstützung bei der Initiative von Goretzka und Kimmich stellen. Gleichzeitig rufen die beiden zu Spenden für ihre Hilfsaktion auf.
Nach nur wenigen Stunden hatten sich unter anderem Mats Hummels oder die Nationalspieler Leroy Sane, Julian Draxler und Jonas Hector der Initiative angeschlossen. „Sehr geile Aktion! Wir als Fußballer wollen versuchen, unserer Vorbildfunktion gerecht zu werden, und vorleben, wie wir Solidarität verstehen“, schrieb Hummels bei Twitter. „Was Joshua Kimmich und Leon Goretzka gemacht haben, ist überragend. Das gibt den Leuten vielleicht Mut, die gerade Panik oder Existenzangst haben. Das brauchen wir“, sagte Nationalspieler Jonathan Tah bei Sky.
Borussia Mönchengladbach: Als erster Fußball-Profiverein in Deutschland hat Borussia Mönchengladbach angekündigt, dass die Spieler freiwillig auf Teile ihres Gehalts verzichten. „Der Trainerstab hat sich dem angeschlossen, genau wie unsere Direktoren und Geschäftsführer“, sagte Sportchef Max Eberl. Nach Informationen der „Rheinischen Post“ soll der Club monatlich deutlich mehr als eine Million Euro einsparen. Spieler und führende Angestellte wollen angesichts der Coronakrise und der Spielpause in der Bundesliga anderen Angestellten des Clubs Jobs und Einkommen sichern.
#Stayathome: Unter diesem Hashtag haben sich viele aktuelle und ehemalige deutsche Top-Athleten wie die Olympiasieger Robert Harting, Markus Wasmeier, Kira Walkenhorst und Julius Brink sowie Handball-Nationalspieler Silvio Heinevetter zusammengetan und in einem Video appelliert, zu Hause zu bleiben. Hintergrund ist, dass offenbar immer noch zu viele Mitbürgerinnen und Mitbürger sorglos mit dem Coronavirus umgehen.
Auch Mike Taylor, Trainer des Basketball-Bundesligaclubs Hamburg Towers, hat bei Instagram dazu aufgerufen, zu Hause zu bleiben.
1. FC Union Berlin: Der Fußball-Bundesligist ist in der Coronavirus-Krise kreativ geworden und hat virtuelles Bier und virtuelle Stadion-Bratwürste an seine Fans verkauft. Da die Begegnung am vergangenen Sonnabend gegen den FC Bayern München genau wie alle anderen Spiele durch die Pandemie nicht stattfinden konnte, veröffentliche der Club zur geplanten Anstoßzeit den selbst produzierten Aufstiegsfilm. Viele Anhänger machten vom "virtuellen Imbisswagen" Gebrauch und kauften virtuell auch Kesselgulasch, Erbsensuppe oder Radler für Preise ab 2,50 Euro. Eine wirkliche Gegenleistung bekamen sie für ihre Spende nicht.
Hannover 96: Fans des Fußball-Zweitligisten haben Menschen Hilfe angeboten, die sich wegen des neuartigen Coronavirus derzeit nicht in der Öffentlichkeit bewegen können oder sollten. „Wenn Ihr in Quarantäne seid, zu einer Risikogruppe gehört oder Ihr Euch aufgrund von Vorerkrankungen nicht außerhalb der Wohnung bewegen solltet, dann organisieren wir für Euch Einkäufe, Botengänge oder auch Gassigehen“, schreiben die Vereinsmitglieder, die aktuell eine Fanabteilung gründen, auf einem in sozialen Netzwerken verbreiteten Flugblatt. Die Gruppe fordert sowohl Hilfesuchende als auch potenzielle Helfer auf, sich bei ihr zu melden.
SV Wehen Wiesbaden: Fußballprofis, Trainer, Sportdirektor und Mitarbeiter des Zweitligisten verzichten in den nächsten Monaten auf einen Teil ihres Gehalts. Dies teilte der Verein am Donnerstag mit. Damit unterstützen sie den SVWW, dem durch die Folgen der Coronavirus-Pandemie Einnahmeverluste drohen. „Das ist ein starkes Signal“, sagte Sportdirektor Christian Hock. „Es zeigt, wie verantwortungsbewusst unsere Spieler, Trainer und Funktionsteam denken und sehen, dass es uns nur gemeinsam gelingen kann, diese Krise zu bewältigen.“
VfL Bochum: Der Zweitligaclub hat auch ohne Publikum die Beleuchtung im Stadion eingeschaltet und sich an einer Solidaraktion für die Helfer in der Coronakrise beteiligt. „Gänsehaut, Stadion beleuchtet, Bochum an“, schrieb der Club auf seinem Twitterkanal und zeigte ein Video vom zwar völlig menschenleeren, aber voll beleuchteten Innenraum des Vonovia-Ruhrstadions, in dem am Donnerstagabend die Stadionhymne „Bochum“ des Musikers Herbert Grönemeyer gespielt wurde.
Viele Menschen im Bochumer Stadtgebiet waren am Donnerstag gleichzeitig ab 21.00 Uhr dem Aufruf einer Initiative gefolgt und hatten in ihren offenen Fenstern und von Balkonen das Lied „Bochum“ gesungen.
Karlsruher SC: In der Coronavirus-Krise zeigen sich auch die Profis des abstiegsbedrohten Zweitligaclubs mit einem Gehaltsverzicht solidarisch. „Für uns als Mannschaft steht es außer Frage, dass wir zurzeit im Verein noch näher zusammenrücken und unseren Teil dazu beitragen wollen, damit der KSC die aktuelle Situation bestmöglich durchstehen kann“, sagte Kapitän David Pisot.
Eintracht Braunschweig: Als Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie hat der Drittligaclub eine Einkaufshilfe für Risikogruppen organisiert. Freiwillige Helfer bringen Menschen in der Region, die an Vorerkrankungen leiden oder über 60 Jahre alt sind, Einkaufsbestellungen direkt vor die Haustür. Die Fahrtkosten übernehmen die Niedersachsen.
FC Carl Zeiss Jena: Die Spieler des Drittligisten haben derweil der Einführung von Kurzarbeit zugestimmt. Das berichtet die „Thüringer Allgemeine“. Alle Spieler und auch alle weiteren Mitarbeiter seien der Entscheidung gefolgt. „Es ist ein wichtiges Zeichen, dass sich alle einverstanden erklärt haben“, erklärte Förster. Die Bundesagentur für Arbeit übernimmt bei Kurzarbeit 60 Prozent des ausgefallenen Nettolohns. Bei Arbeitnehmern mit Kind sind es 67 Prozent.
Spielerberater: Angesichts der Coronakrise und der wachsenden wirtschaftlichen Probleme auch der Klubs in der 3. Fußball-Liga verzichtet die Beratungsagentur Siebert und Backs auf die Hälfte ihrer Provisionen bei den Drittligisten Hansa Rostock und 1860 München. Die Agentur des Bundesliga-Torwarts Alexander Nübel (noch Schalke 04, ab Sommer Bayern München) betreut die Trainer Michael Köllner (1860 München) und Jens Härtel (Hansa Rostock).
England: Der Londoner Premier-League-Club FC Chelsea stellt den Hilfskräften der Nationalen Gesundheitsbehörde NHS für deren Kampf gegen die Corona-Pandemie das vereinseigene Millennium Hotel direkt neben dem Stadion an der Stamford Bridge zur Verfügung. Wie der Club am Mittwoch mitteilte, soll dies für die kommenden beiden Monate gelten. Für die Kosten der Unterbringung und der Verpflegung kommt Chelseas milliardenschwerer Besitzer Roman Abramowitsch auf.
Der FC Chelsea ist selbst vom Coronavirus betroffen, Nationalspieler Callum Hudson-Odoi (19) wurde positiv auf das neue Virus getestet. Die Mannschaft wurde aufgefordert, sich in häusliche Quarantäne zu begeben.
NFL: Die Solidarität im US-Sport mit Bedürftigen angesichts der Coronakrise nimmt immer weiter zu. Am Freitag verkündete Milliardär Arthur Blank, Besitzer der Atlanta Falcons, dass er über seine Familienstiftung knapp 5,4 Millionen Dollar (rund 5,05 Millionen Euro) zur Bekämpfung von kurz- und langfristigen Folgen der Pandemie bereitstellen werde.
Quarterback Jared Goff (25) von den Los Angeles Rams spendet gemeinsam mit seinem Teamkollegen Andrew Whitworth zwei Millionen Mahlzeiten für Bedürftige in LA. Beide stellen jeweils 250.000 Dollar für die Los Angeles Regional Food Bank zur Herstellung der Mahlzeiten zur Verfügung.
Bereits zuvor hatte Russell Wilson, Quarterback der Seattle Seahawks, gemeinsam mit seiner Frau Ciara eine Million Mahlzeiten gespendet. Zudem bezahlte der aktuelle Super-Bowl-Sieger Patrick Mahomes von den Kansas City Chiefs 15.000 Essen. Mit seiner Foundation („15 and the Mahomies“) wird der Spielmacher außerdem 100.000 Dollar an Hilfsorganisatoren spenden.
Schottland: Fußballtrainer Daniel Stendel will wegen der Folgen der Corona-Krise vorerst komplett auf sein Gehalt beim schottischen Erstligisten Heart of Midlothian verzichten. „Auch ich bin kein Millionär und habe Familie. Aber ich will als gutes Beispiel vorangehen. Wir verdienen sehr gutes Geld im Vergleich zu den Angestellten, für die ein Gehaltsverzicht von 50 Prozent viel essenzieller ist“, sagte der Ex-Profi von Hannover 96 der „Bild“-Zeitung. Zuvor hatte Clubbesitzerin Ann Budge am Mittwoch in einem offenen Brief Spieler, Trainerpersonal und andere Mitarbeiter aufgefordert, bis auf Weiteres auf die Hälfte ihres Lohns zu verzichten. Budge reagierte damit auf finanzielle Einbußen durch die Einstellung des Ligabetriebs aufgrund der Coronavirus-Krise.
NBA: Die Basketball-Stars Giannis Antetokounmpo (Milwaukee Bucks) und Kevin Love (Cleveland Cavaliers) spenden den Mitarbeitern ihrer Heimarenen jeweils 100.000 Dollar als Soforthilfe. Wegen der Unterbrechung des Spielbetriebs in der nordamerikanischen Profiliga NBA aufgrund der Corona-Pandemie müssen die Beschäftigen in den 29 Spielstätten mit erheblichen finanziellen Einbußen rechnen.
„In dieser schwierigen Zeiten möchte ich den Menschen helfen, die mein Leben, das meiner Familie und das meiner Teamkollegen einfacher machen“, schrieb Antetokounmpo bei Twitter. „Ich hoffe, dass in Zeiten dieser Krise andere nachziehen, um unsere Gemeinschaft zu unterstützen“, hatte Love zuvor bei Instagram mitgeteilt. Die Cavaliers arbeiten bereits an einem Plan, um die Mitarbeiter in ihrem Heimstadion Rocket Mortgage Fieldhouse entsprechend zu entschädigen. .
Coronavirus: So können Sie sich vor Ansteckung schützen
- Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch, das Sie danach wegwerfen. Ist keins griffbereit, halten Sie die Armbeuge vor Mund und Nase. Danach: Hände waschen
- Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen
- Das Gesicht nicht mit den Händen berühren, weil die Erreger des Coronavirus über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen können
- Ein bis zwei Meter Abstand zu Menschen halten, die Infektionssymptome zeigen
- Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind überflüssig – sie können sogar umgekehrt zu Nachlässigkeit in wichtigeren Bereichen führen