Hamburg. Trotz des großen Kaders könnte der Kiezclub in der Winterpause auf dem Transfermarkt aktiv werden. Wird Zehir verliehen?
St. Paulis Trainer Jos Luhukay geriet geradezu ins Schwärmen, als er nach dem befreienden 3:1-Sieg gegen Wehen Wiesbaden über die beiden jungen skandinavischen Leihspieler sprach. Sowohl der Schwede Viktor Gyökeres (21) mit seinen beiden Treffern und einer Torvorlage als auch der Norweger Leo Östigard (20) hatten eine überzeugende Vorstellung geboten und damit unterstrichen, dass der Club auf sie auch im Kampf um den Klassenerhalt, um den es weiterhin nur geht, setzen kann. „Es ist nicht selbstverständlich, dass sich Leihspieler so sehr mit dem Club identifizieren“, sagte Luhukay.
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„Was die Jungs hier auf St. Pauli erleben, ist ja schon gewaltig in positiver Hinsicht. Vorher haben sie in der U-23-Mannschaft von Brighton nur vor 500 Zuschauern gespielt“, sagte Luhukay weiter. „Wenn ein Spieler das Vereinsemblem auf dem Trikot küsst, ist er meist ein halbes Jahr später weg. Bei Leo aber habe ich nicht das Gefühl. Wir sind aber nicht Herr der Lage. Beide sind trotz ihres geringen Alters schon wichtige Spieler für uns, und sie entwickeln sich noch immer weiter.“ Aus diesen Worten ist der Wunsch herauszuhören, beide möglichst über das Leihende hinaus an St. Pauli zu binden.
Gyökeres selbst aber gibt sich noch sehr bedeckt, wenn es um einen möglichen Verbleib am Millerntor geht. „Meine Leihe geht bis zum Sommer. Jetzt ist es noch zu früh, darüber zu sprechen, was danach ist. Das wird erst nach der Saison ein Thema“, sagte er jetzt. Der Stürmer gehört ebenso wie Östigard dem englischen Premier-League-Club Brighton & Hove Albion.
Personelle Veränderungen kurzfristiges Thema
Während der Kampf um eine Weiterverpflichtung von Östigard und Gyökeres noch ein wenig Zeit hat, sind personelle Veränderungen in der anstehenden Winterpause ein kurzfristiges Thema. Dabei ist die rein quantitative Betrachtung, dass der Profikader mit offiziell 32 Spielern zu groß ist, nicht differenziert genug.
Zum einen gehören zum Kreis derer, die in dieser Saison schon regelmäßig mit der ersten Mannschaft mittrainiert haben und zu Einsätzen gekommen sind, noch einige mehr wie etwa Christian Conteh, Niklas Hoffmann oder zuletzt Mert Kuyucu. Zum anderen aber fällt auf, dass es neben einem deutlichen Überangebot auf einigen Positionen auch faktische Unterbesetzungen auf anderen Posten gibt.
Überangebot im zentralen Mittelfeld
Insbesondere die personelle Ballung im zentralen Mittelfeld mit Marvin Knoll, Finn Ole Becker, Mats Möller Daehli, Christopher Buchtmann, Waldemar Sobota, Johannes Flum, Rico Benatelli, Ersin Zehir und Youba Diarra verlangt geradezu nach einer Entzerrung. Zehir berichtete kürzlich darüber, dass für ihn eine Ausleihe etwa zu einem Drittligisten denkbar sei.
Andererseits bieten sich aktuell für die Besetzung der offensiven Außenbahnen nur wenige Akteure an, die Luhukays Anforderungsprofil entsprechen. Spieler mit überragenden Sprintfähigkeiten wie Ryo Miyaichi und Christian Conteh, die mit Steilpässen geschickt werden können, möchte der Coach hier sehen. Das aktuelle Problem dabei ist, dass Miyaichi derzeit zwar nicht Topform ist, aber mangels echter Alternative seinen Platz rechts vorn praktisch sicher hat.
Auf der linken Seite steht Conteh seit Wochen nicht mehr zur Verfügung. Aufgrund seiner Anfälligkeit ist das Talent ohnehin nicht für eine ganze Halbserie fest einzuplanen. Der ähnlich flinke Luis Coordes ist bisher keine Option auf einen Startelfeinsatz, und Kevin Lankford hat seine Zweitligareife noch nicht wirklich nachweisen können. Zumindest ein weiterer Profi, der sofort helfen kann, ist hier gefragt.