Hamburg. Im letzten Spiel der Hinrunde droht dem Verein der Sturz auf einen Abstiegsplatz. Trotzdem gibt es Grund zur Freude.

Ein wenig Freude in diesen sportlich höchst angespannten Zeiten verspürte der FC St. Pauli am Freitag. Die Technische Universität Braunschweig veröffentlichte bereits zum achten Mal ihre Fußballstudie, in der die 36 Clubs der Ersten und Zweiten Liga auf die Stärke ihrer Marke untersucht werden.

Bei dieser griffig als „Markenmeisterschaft“ bezeichneten Untersuchung, bei der 4169 Personen in Deutschland repräsentativ befragt wurden, verbesserte sich St. Pauli gegenüber dem Vorjahr um einen Rang auf Platz drei – hinter Borussia Dortmund und dem aktuellen Bundesliga-Tabellenführer Borussia Mönchengladbach.

"Markenmeisterschaft": HSV hinter FC St. Pauli

Der FC Bayern München liegt in diesem Ranking als Elfter ebenso weit hinter dem Millerntor-Club wie der Lokalrivale HSV, der immerhin vom 24. auf den zwölften Platz sprang. Bekanntheit, aber auch Sympathie, sportliche Qualität und Attraktivität wurden unter den Teilnehmern abgefragt. St. Pauli profitierte dabei wie gewohnt von seiner bundesweiten Bekanntheit und davon, ähnlich wie der Fünfte SC Freiburg überwiegend als sympathisch eingestuft zu werden und landesweit wenig Gegner zu haben.

Der Champions-League-Platz in der „Markenmeisterschaft“ steht allerdings weiterhin im krassen Missverhältnis zur aktuellen sportlichen Situation vor dem letzten Hinrundenspiel an diesem Sonnabend (13 Uhr, Sky und Liveticker abendblatt.de) im Millerntor-Stadion gegen den um lediglich noch einen Punkt schlechteren Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden. Die entscheidende Frage vor diesem Match ist: Beendet der FC St. Pauli seine seit Anfang Oktober anhaltende Negativserie oder stürzt er erstmals in dieser Saison auf einen Abstiegsplatz?

Neun Pflichtspiele ohne Sieg

Das Ganze besitzt längst nicht nur eine statistische Bedeutung. Vielmehr wäre der Absturz auf einen der letzten drei Ränge eine neue Dimension nach jetzt schon neun Pflichtspielen ohne Sieg und zuletzt drei Niederlagen in Folge. Vielmehr wäre dieses Szenario auch in psychologischer Hinsicht ein Tiefschlag, zumal es eine Woche später im Heimspiel gegen Tabellenführer Arminia Bielefeld noch schwerer werden dürfte, die Wende herbeizuführen.

Die Folge wäre, dass das Team auf einem Abstiegsplatz überwintert, was angesichts der grundsätzlichen Erwartungshaltung, zumindest in der oberen Hälfte der Zweiten Liga mitzuspielen, auch in mentaler Hinsicht eine schwere Hypothek für den Rest der Saison wäre. Trainer Luhukay vertrat am Freitag allerdings die Auffassung, dass erst im März absehbar sei, ob sein Team bis zum Ende gegen den Abstieg spielen müsse.

Voraussetzungen für Erfolg verschlechtert

Die aktuellen Voraussetzungen für einen Erfolg gegen Wehen Wiesbaden haben sich in den vergangenen Tagen allerdings noch einmal verschlechtert. St. Paulis Cheftrainer Jos Luhukay musste am Freitag verkünden, dass neben dem gesperrten Philipp Ziereis auch dessen Innenverteidiger-Kollege James Lawrence wegen erneuter Knieprobleme ausfällt. Am Montag soll entschieden werden, ob der Waliser sogar operiert wird. Und auch Mats Möller Daehli, wichtiger Impulsgeber im Mittelfeld, ist gegen Wehen Wiesbaden nicht einsatzfähig.

„Er hat einen Schlag auf das Sprunggelenk oder die Wade bekommen. Es ist aber nichts Schlimmes, er kann wahrscheinlich am Montag oder Dienstag wieder einsteigen“, sagte Luhukay. Voraussichtlich wird nun Marvin Knoll aus dem Mittelfeld nach hinten rücken, um mit Leo Östigard die Innenverteidigung zu bilden und Wiesbadens Torjäger Manuel Schäffler (elf Saisontreffer) zu stoppen.

„Ich habe sehr großen Respekt vor Schäffler. Wenn ein Stürmer für ein Spitzenteam elf Tore in 16 Spielen schießt, ist das schon ein guter Wert. Aber er hat das in einem Team geschafft, das unten steht“, sagte Luhukay.

Coach Luhukay vermisst Torjäger

Dabei schwang beim Coach auch ein bisschen Neid mit, selbst keinen solchen Torjäger in seinen Reihen zu haben. Sein bisher treffsicherster Spieler, Dimitrios Diamantakos mit sechs Toren, steht zudem weiterhin nicht zur Verfügung. „Ansonsten kommen alle unsere Offensivspieler auf höchstens zwei Tore. Das ist zu wenig“, klagte er und bemängelte erneut mit Recht die in dieser Saison eklatant schlechte Chancenverwertung.

Um sich auch im kommenden Jahr wieder über eine gute Platzierung in der „Markenmeisterschaft“ der TU Braunschweig freuen zu können, ist ein erfolgreicher Kampf um den Klassenverbleib zwingend erforderlich. In ihrer Studie berücksichtigt die TU Braunschweig nämlich nur die Vereine der beiden höchsten deutschen Ligen.