Hamburg. Torjäger Schäffler und der Trend der jüngsten acht Spiele sprechen vor dem Kellerduell für den Aufsteiger.

Es sind alles andere als gute Erfahrungen, die der FC St. Pauli in jüngerer Zeit gegen den Gegner gemacht hat, der an diesem Sonnabend (13 Uhr) zum letzten Spiel der Zweitliga-Hinrunde ins Millerntor-Stadion kommt. Der SV Wehen Wiesbaden beförderte die Hamburger Stadtteilkicker im August 2018 mit einem 3:2 nach Verlängerung schon in der ersten Runde aus dem DFB-Pokal, was für St. Pauli nach zwei Auftaktsiegen in der Liga der Beginn einer kurzen Negativserie war, in der der damalige Trainer Markus Kauczinski schon in Gefahr geriet, beurlaubt zu werden.

Ein knappes halbes Jahr später, Mitte Januar 2019, trafen sich beide Teams im spanischen Oliva Nova zum Testspiel. St. Pauli gewann zwar diesmal seinerseits mit 3:2, verlor aber Innenverteidiger Philipp Ziereis, der sich bei einer Abwehraktion das Kreuzband riss und erst neuneinhalb Monate später wieder ein Zweitligaspiel bestritt. Ihm bleibt das Wiedersehen auf dem Rasen diesmal erspart, weil er nach seiner Gelb-Roten Karte in Regensburg gesperrt ist.

Kultstatus von Manuel Schäffler

An seiner Stelle kommt nun voraussichtlich Leo Östigard und James Lawrence die Aufgabe zu, Wiesbadens torgefährlichsten Spieler zu stoppen: Manuel Schäffler hat in dieser Saison bereits elf Treffer erzielt und damit 57,9 Prozent aller Tore seiner Mannschaft. Wenn er nicht traf, konnte sein Team bisher auch kein Spiel gewinnen. „Cheffe“, wie er sich gern nennen lässt, hat sich in Wiesbaden in den vergangenen dreieinhalb Jahren einen Kultstatus erworben.

Das liegt nicht allein an seinen Toren, sondern auch an der Art, wie fürsorglich der 30-Jährige mit seinen meist jüngeren Mitspielern umgeht. „Er gibt mir viele Tipps. Ich kann mir einiges von ihm abgucken“, sagt etwa sein Sturmkollege Phillip Tietz (22) über Schäffler. Einen Torjäger mit einer solchen Statistik fehlt dem FC St. Pauli in dieser Saison. Der derzeit immer noch verletzte Dimitrios Diamantakos ist bisher immerhin bei sechs Treffern angekommen und damit clubintern weit vorn.

Trend spricht für den Aufsteiger

In der Tabelle steht Wehen Wiesbaden zwar noch zwei Plätze und einen Punkt hinter St. Pauli, doch der Trend der jüngsten acht Spiele spricht vor dem Aufeinandertreffen am Sonnabend für den Aufsteiger, der sich im Mai in der Relegation gegen den FC Ingolstadt durchgesetzt hatte. Während St. Pauli in dieser Zeit sieglos blieb, nur drei Punkte sammelte, gerade fünf Tore erzielte und vom sechsten auf den 15. Tabellenplatz zurückfiel, sammelte Wehen Wiesbaden in dieser Zeit zehn Punkte, schoss acht Tore und verkürzte den Rückstand auf den rettenden Platz 15 von vier Punkten auf einen Zähler.

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Für die Hessen spricht zudem, dass sie auswärts erfolgreicher als in der heimischen Brita-Arena spielen. Dort verlieren sich im Schnitt nur 5541 Zuschauer bei Heimspielen, was der schlechteste Wert der gesamten Liga ist. Entsprechend groß, so ist aus Wiesbaden zu hören, ist die Vorfreude der SVWW-Spieler, am Sonnabend (13 Uhr) im voll besetzten Millerntor-Stadion anzutreten – zumal hier die Kulisse zwar optisch eindrucksvoll, aber bei Spielen zur Mittagszeit die Stimmung eher verhalten als hitzig und gegenüber diesem Gastteam keinesfalls feindselig ist.