Hamburg/Berlin. Während Trainer Jos Luhukay trotz Krise eine Jobgarantie genießt, kritisiert der Kiezclub in Person von Ewald Lienen die Kanzlerin.

Vor dem Keller-Kracher wird es auf dem Hamburger Kiez noch einmal kurz besinnlich. Der FC St. Pauli hat für Freitagabend zu einer Weihnachtslesung am Millerntor eingeladen, es gibt Glühwein, Punsch, eine Feuertonne und natürlich auch Kekse. Ewald Lienen, eine Art Clubmaskottchen, liest eine Geschichte vor und der Verein erwartet "extra viel Spaß in der Vorweihnachtszeit".

Ein bisschen Ablenkung kann auf St. Pauli derzeit sicher nicht schaden, die sportliche Situation ist auch verletzungsbedingt alles andere als kuschelig. Seit neun Pflichtspielen hat das Team von Trainer Jos Luhukay nicht mehr gewonnen, Platz 15 spiegelt die ganze Tristesse eigentlich nur ungenügend wieder, selbst die sonst so treuen Fans verlieren langsam die Geduld. „Aufwachen, aufwachen“, sangen sie zuletzt.

Himmelmann nimmt Kollegen in die Pflicht

Die Talfahrt zehrt an den Nerven der Braun-Weißen. "Es reicht nicht, dass wir Woche für Woche die gleichen Schwächen ansprechen, aber nicht abstellen“, sagte Torwart Robin Himmelmann vor der Partie gegen Wehen Wiesbaden (Sonnabend, 13Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de).

Wenn gegen den Vorletzten wieder kein Dreier gelingt, droht den Hamburgern sogar der Sturz auf einen direkten Abstiegsplatz. Und deshalb fordert Himmelmann die alten Tugenden ein: "Man muss dem Gegner zeigen: 'Hey, pass auf, so einfach gibt es die Punkte nicht'."

Nutzt Luhukay den günstigen Spielplan?

Immerhin meint es der Spielplan gut mit St. Pauli – bis Weihnachten dürfen die Kellerkinder noch zwei Mal zu Hause spielen, auswärts gelang seit neun Monaten kein Sieg mehr. "Wir müssen uns straffen. Da wieder rauszukommen, ist harte Arbeit", sagte Sportchef Andreas Bornemann: "In den beiden Heimspielen müssen wir jetzt einfach versuchen, mit maximalem Einsatz alles zu versuchen und die Punkte unter den Christbaum legen.“

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Die Trainerfrage werde auf St. Pauli in der Krise aber (noch) nicht gestellt. "Selbstverständlich“, sagte Bornemann, werde Luhukay nicht nur gegen Wiesbaden, sondern auch drei Tage vor Heiligabend gegen Arminia Bielefeld auf der Bank sitzen: "Wir wollen das gemeinsam schaffen und aus dieser Situation rauskommen.“

Doch was sind solche Treueschwüre im Falle einer Heimpleite gegen den Vorletzten wert? Luhukay und St. Pauli drohen eine wenig besinnliche Vorweihnachtszeit.

Lienen zeigt Merkel die Rote Klimakarte

Apropos Besinnung: Bevor Ewald Lienen den Vorleser gibt, trat er in anderer Angelegenheit noch einmal als Vorkämpfer auf. In Berlin übergab der Technischer Direktor am Donnerstag gemeinsam mit der Elterninitiative "Parents for Future" mehr als 100.000 Rote Klimakarten an das Kanzleramt.

"Ich schäme mich": Aktivist Ewald Lienen am Donnerstag vor dem Bundeskanzleramt in Berlin. © Reuters

Auf den Karten haben Bürgerinnen und Bürger Botschaften für mehr Klimaschutz verfasst, teilte St. Pauli via Twitter mit. Der politisch schon lange aktive Lienen wandte sich direkt an Kanzlerin Angela Merkel (CDU). "Ich schäme mich, dass unsere Generation nicht eher gehandelt hat. Frau Bundeskanzlerin: Handeln Sie bitte, Deutschland muss Klimaweltmeister werden", sagte der 66-jährige Ex-Profi und frühere Bundesliga-Trainer.

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