Hamburg. St. Paulis Mittelfeldspieler gibt zu, dass die Erfolglosigkeit seiner Mannschaft zu einer Verkrampfung geführt hat.
In der maßlosen Enttäuschung über das Ergebnis und den Auftritt der eigenen Mannschaft hatten am vergangenen Sonnabend beim 0:1 gegen Hannover 96 die wenigsten Zuschauer im Millerntor-Stadion das Novum bemerkt. Marvin Knoll trug in der Schlussphase der Partie die regenbogenfarbene Kapitänsbinde des FC St. Pauli an seinem linken Arm.
Dies ist deshalb bemerkenswert, weil der 28 Jahre alte Mittelfeldspieler vor Saisonbeginn als Favorit auf das Kapitänsamt gehandelt worden war, er dann aber, als Trainer Jos Luhukay die Besetzung bestimmte, leer ausging. Stattdessen wurde bekanntlich Christopher Avevor zum neuen Kapitän ernannt, sowie Daniel Buballa und Jan-Philipp Kalla zu seinen Stellvertretern erklärt. Dieses Trio bildete dann auch den Mannschaftsrat.
Avevor seit dem zweiten Spieltag verletzt
Doch plötzlich stand gegen Hannover keiner des Trios mehr auf dem Platz. Avevor ist seit dem zweiten Spieltag verletzt, Buballa erwischte es in der Länderspielpause im November, dessen Vertreter als Kapitän und Linksverteidiger Kalla wurde gegen Hannover aus taktischen Gründen in der 83. Minute ausgewechselt.
„Es gab da vorher keine Absprache, wer Kapitän wird, falls er ausgewechselt wird. Er hat mir die Binde einfach zugeworfen“, berichtete Marvin Knoll am Dienstag. Er habe dann noch kurz überlegt, ob noch ein anderer Spieler vielleicht älter sei. Dies sei aber nur Torwart Robin Himmelmann gewesen. „So weit nach hinten wollte ich dann aber nicht laufen, nur um ihm die Binde zu geben“, sagte Knoll.
Blick nach vorn ist jetzt wichtig
Letztlich war diese kleine Episode aber auch nebensächlich. Viel wichtiger ist, das weiß auch Knoll, der Blick nach vorn auf die nächste Aufgabe in der Liga. Am Sonntag (13.30 Uhr) müssen die St. Paulianer beim SSV Jahn Regensburg antreten, der in seiner inzwischen dritten Zweitligaspielzeit seit dem Wiederaufstieg 2017 erneut eine stabile Saison hinlegt und als Tabellenachter mit 20 Punkten schon fünf Zähler mehr als der 15. St. Pauli auf dem Konto hat.
„Sie schaffen es immer wieder, Abgänge von Leistungsträgern durch mannschaftliche Geschlossenheit und ihren Teamspirit zu kompensieren“, sagte Knoll, der im Sommer 2018 als einer der Regensburger Topspieler zum FC St. Pauli gewechselt war. Im Sommer dieses Jahres verlor „der Jahn“ die beiden Torjäger Sargis Adamyan (15 Treffer) an die TSG Hoffenheim und Hamadi Al Ghaddioui (11) an den VfB Stuttgart. Und Trainer Achim Beierlorzer (jetzt Mainz) wurde vom 1. FC Köln abgeworben. „Sein Nachfolger Mersad Selimbegovic hat das Spielsystem übernommen. Er war ja vorher Co-Trainer“, weiß Knoll, der die Regensburger Spiele weiterhin intensiv verfolgt, wenn er die Gelegenheit dazu hat.
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Wie unterschiedlich es aber sein kann, ein und dasselbe Spiel auf dem Platz und am Bildschirm zu erleben, hat Knoll jetzt gerade wieder mit dem Match gegen Hannover 96 erfahren, das er sich daheim noch einmal komplett angeschaut hat. „Auf dem Feld hatte ich das Gefühl, dass Zug und Aggressivität drin waren, wir gut in den Zweikämpfen waren und ein Wille zu erkennen war“, sagte er.
„Ich muss zugeben, dass es am Fernseher nicht so ausgesehen hat. Dazu war es von beiden Mannschaften kein gutes Spiel. Es war alles verkrampft. Das Spielerische ist uns abhandengekommen“, analysierte er. Dies äußerte sich, so Knoll, im Spiel darin, dass eher der sichere Pass gewählt wurde als der riskante, der aber zu einer Torchance führen kann. Wenn er denn ankommt...