Hamburg. Wortgefecht und Schubserei nach einem Foul im Training. Co-Trainer Gellhaus schickt beide vorzeitig in die Kabine.
Die wenigen Trainingskiebitze auf der Anlage des FC St. Pauli unterbrachen am Montagmittag abrupt ihre Gespräche und hatten plötzlich nur noch das Geschehen auf dem Rasen im Blick. Aufgeschreckt hatte sie ein lautes Wortgefecht. Die Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann und Ersin Zehir waren aneinandergeraten, beschimpften und schubsten sich, ehe sie von den Mitspielern getrennt und einigermaßen beruhigt werden konnten.
Anlass für die handfeste Auseinandersetzung war während des Trainingsspiels der Reservisten offenbar ein Foulspiel, das Buchtmann an Zehir begangen hatte. Dieser fasste sich ans Schienbein, nachdem der Streit auf dem Feld beendet war. Co-Trainer Markus Gellhaus hatte das Geschehen am Spielfeldrand aus nächster Nähe verfolgt und schickte die beiden Streithähne vorzeitig in die Kabine des Trainingszentrums. Zunächst ging der 21 Jahre alte Zehir vom Platz, kurze Zeit später folgte ihm der sechs Jahre ältere Buchtmann. Im Kabinengang setzten beide ihr Wortgefecht fort. Dieses war so laut, dass es durch die geschlossene Metalltür zu hören war.
Weitere Bestrafung ist nicht vorgesehen
„Es passiert häufiger im Fußball, dass zwei Spieler nach einem Foul aneinandergeraten. Ich habe beide reingeschickt, damit sie sich abkühlen und beruhigen können“, sagte später Markus Gellhaus. Dieser leitete am Montag das Training, weil Cheftrainer Jos Luhukay sich auf einem obligatorischen Fortbildungslehrgang befand. „Das Foul war vielleicht ein bisschen überzogen. Das passiert aber auch mal – gerade in einem Spielersatztraining. Es ist jetzt aber auch wieder in Ordnung. Sie haben sich die Hand gegeben“, sagte Gellhaus weiter. Er räumte aber auch ein, dass „sie mit ihrer Situation natürlich nicht zu einhundert Prozent zufrieden“ seien und daher auch ein bisschen Frust dabei sei. „Die beiden wissen, dass es ein Fehlverhalten war. Dafür sind sie reingeschickt worden, und damit ist die Sache erledigt. Ich sehe das nicht so dramatisch“, stellte Gellhaus abschließend klar. Eine weitere Bestrafung sei auch nicht vorgesehen.
Nur Zufall ist es offenbar nicht, dass zwei derzeit extrem frustrierte Spieler und unmittelbare Konkurrenten für eine zentrale Mittelfeldposition aus dem 35 Mann starken St.-Pauli-Kader derart aneinandergeraten. Buchtmann, der seit 2012 für St. Pauli spielt und einen Vertrag bis Sommer 2022 besitzt, hat in dieser Saison erst drei kurze Zweitligaeinsätze (in der Summe 40 Minuten) zu Buche stehen. Dabei hat er den Anspruch, Stammspieler zu sein, was er in den vergangenen Jahren auch regelmäßig war.
Zehir hatte Vertrag bis Juni 2023 verlängert
Ersin Zehir hatte am 4. April dieses Jahres seinen Vertrag sogar bis Juni 2023 verlängert. Nur sechs Tage später wurden Trainer Markus Kauczinski und Sportchef Uwe Stöver, die Zehir als Spieler aus dem eigenen Nachwuchs sehr gefördert hatten, beurlaubt. 16 Punktspiele hatte er unter Kauczinski bestritten, unter Nachfolger Jos Luhukay nur drei in der vergangenen Saison und in dieser Spielzeit nur noch eines – über gerade einmal zehn Minuten.
Stürmer Dimitrios Diamantakos konnte am Montag aufgrund seiner Adduktorenverletzung nicht trainieren. Er droht für das Heimspiel gegen Sandhausen am Sonntag auszufallen.