Hamburg. St. Paulis Defensivspieler spricht über seinen langen Weg bis zum erfolgreichen Comeback. Wie er die Luhukay-Schelte bewertet.
Bei seinem Comeback im Profifußball nach 681 Tagen gleich eine Bestmarke aufzustellen ist schon eine ganz besondere Leistung. Marc Hornschuh ist dies am vergangenen Montagabend gelungen. 77 Prozent seiner direkten Duelle mit Gegenspielern gewann der 28 Jahre alte Profi des FC St. Pauli im Saisonauftaktspiel bei Arminia Bielefeld (1:1). Er war damit laut der offiziellen Statistik der erfolgreichste Zweikämpfer auf dem gesamten Feld.
Womöglich wäre St. Pauli der späte Ausgleich und damit der Verlust von zwei Punkten erspart geblieben, hätte der kopfballstarke Hornschuh bis zum Schluss spielen können. Das aber war nach so langer Pause nicht möglich. In der 63. Minute ließ er sich auswechseln. „Ich hatte Krämpfe in der hinteren Oberschenkelmuskulatur“, berichtete der Defensivspieler am Mittwoch. „Ich habe mich darüber geärgert, dass es nicht länger ging. In der Halbzeit hatte ich mich noch super gefühlt.“ Inzwischen fühle er sich aber wieder gut. „Das ist jetzt kein großer Unterschied zu früher am zweiten Tag nach einem Spiel.“
Fehlende Spielpraxis
Als defensiver zentraler Mittelfeldspieler hatte Hornschuh in Bielefeld agiert, also auf einer immens wichtigen und laufintensiven Position, auf der das Abfangen gegnerischer Angriffe als auch der eigene Spielaufbau gefragt sind. Mit Letzterem war er in Bielefeld noch nicht ganz zufrieden. Seine für den schnellen Ryo Miyaichi gedachten Steilpässe hatten nicht immer das richtige Timing. „Es war ein besonderer Tag für mich nach so einer langen, intensiven Zeit. Ich habe mir keinen Druck gemacht, sondern es mit Freude genossen“, erzählt Hornschuh darüber, wie er ganz persönlich sein Comeback empfunden hat.
Bis zuletzt hatte Trainer Jos Luhukay öffentlich noch offen gelassen, ob er Hornschuh schon in die Startelf stellt. Die fehlende Spielpraxis in der Liga sprach dagegen. Die Argumente dafür aber waren offenbar stärker. „Marc hat eine sehr gute Vorbereitung absolviert. Er ist ein Profi, der der Mannschaft guttut. Er ist immer vorbildlich – auf und neben dem Platz. Er hat extrem an sich gearbeitet, um schon eine Alternative für die erste Elf zu sein. Davor habe ich großen Respekt, wenn man so lange immer wieder in die Reha musste“, hatte Luhukay gesagt. Damit sprach er an, dass Hornschuhs Bandscheibenvorfall und die ergriffenen Maßnahmen mit diversen Problemen und Rückschlägen verbunden waren, ehe eine Operation, die er zunächst möglichst vermeiden wollte, am Ende doch den ersehnten Erfolg brachte.
Mitspieler freuen sich für ihn
Auch die Mitspieler teilten mit Hornschuh die positiven Gefühle nach dem Comeback. „Ich habe mich total gefreut für Horni, er hat ein super Spiel gemacht. Es ist ja ganz normal, dass er ein bisschen kaputt ist. Aber nach so langer Leidenszeit so zurückzukommen auf einer Position, die er gar nicht so gewohnt ist und die er in der Vorbereitung auch nicht permanent gespielt hat, ist stark. Er hat es überragend gemacht und so viele Bälle gewonnen“, sagte Kapitän Christopher Avevor.
Hornschuh gab am Mittwoch zu, dass er zwischenzeitlich auch schon mal gezweifelt hatte, dass es mit dem Comeback klappen würde. „Es gab Tage, an denen ich niedergeschlagen war, vor allem, als nach sechs, sieben Monaten nichts besser geworden war. Aber ich hatte nie den Gedanken daran aufzugeben und nicht mehr zu versuchen, neue Möglichkeiten zu finden. Ich kann es auch nicht anders“, stellte er klar.
Umfassende Kritik des Trainers
Als wenig überraschend und dramatisch empfand Hornschuh im Übrigen die am vergangenen Sonntag geäußerte, umfassende Kritik von Trainer Luhukay an den Zuständen im Verein. „Er ist ein sehr ambitionierter Trainer. Ich denke auch nicht, dass er damit jemanden fertigmachen wollte. Für uns Spieler war das auch nicht neu, was er gesagt hat. Wir haben in der Vorbereitung schon viele Gespräche geführt, in denen der Trainer seine Ambitionen sehr deutlich gemacht hat“, berichtete er.