Hamburg. In den Planungen spielen überraschend auch Conteh und Hornschuh eine gute Rolle. Carstens und Zehir sind dagegen derzeit außen vor.

Sechs Trainingseinheiten bleiben St. Paulis Trainer Jos Luhukay und seinen Spielern noch, um sich für das erste Zweitligaspiel der neuen Saison am kommenden Montag (20.30 Uhr) bei Arminia Bielefeld in eine möglichst konkurrenzfähige Verfassung zu bringen. Dabei zeichnet sich nach Abschluss der insgesamt sechs Testspiele recht deutlich ab, auf welche Spieler der Niederländer setzt und auf wen er vorerst verzichten wird. Dabei gibt es einige Überraschungen. So spielen Offensivakteur Christian Conteh, der nicht einmal eine Profivertrag besitzt, und der nach zwei Jahren Leidenszeit wieder einsatzbereite Marc Hornschuh eine unerwartet gute Rolle. Insgesamt steht die Startelf für Bielefeld offenbar zu rund 80 Prozent.

Es gibt aber auch immer noch Fragezeichen, und dies auch auf zwei ganz wichtigen Positionen. Wer wird die linke Innenverteidiger-Position als Nebenmann des gesetzten neuen Kapitäns Christopher Avevor einnehmen? Und wer wird als „Sechser“ zentral defensiv vor der Vierer-Abwehrkette spielen? Auf beide Fragen könnte es dieselbe Antwort geben: Marvin Knoll. Da sich der 28 Jahre alte Leistungsträger, der auch erste Wahl für Ecken und Freistöße ist, nicht klonen lässt, muss sich Luhukay für eine der beiden Positionen entscheiden, auf der er Knoll für wichtiger und wertvoller hält.

Knoll handelte sich Kritik des Trainers ein

Um sich die Option offenhalten zu können, Knoll aus der Abwehrkette eine Position weiter vorn aufstellen zu können, befürwortete auch Luhukay die Verpflichtung des 19 Jahre alten Innenverteidigers Leo Östigard. Doch das jüngste Testspiel am Sonnabend zeigte, dass dies nicht zwingend die Ideallösung ist. Knoll spielte auf der Position, die er in der vergangenen Saison ausgefüllt hatte, unter Normalform und handelte sich die Kritik des Trainers ein. „Er war kein Stabilisator und hätte seine Mitspieler mehr coachen müssen“, sagte Luhukay. Gleichzeitig verriet Östigard noch verständliche Abstimmungsprobleme mit seinen Kollegen. Zudem stellt sich die Frage, ob es gerade zum Auftakt in Bielefeld ratsam ist, einen 19-Jährigen gegen Topstürmer wie Fabian Klos und Andreas Voglsammer aufzubieten, oder ob hier ein erfahrener und körperlich robuster Mann wie Knoll die bessere Lösung darstellt.

Da Luhukay aber auch gern einen gestandenen Spieler als „Sechser“ haben möchte, kommt etwas überraschend Marc Hornschuh ins Spiel. Vor knapp zwei Jahren, genau am 16. September 2017, bestritt der 28 Jahre alte Defensiv-Akteur sein bisher letztes Zweitligaspiel, danach stoppte ihn ein Bandscheibenvorfall, der eine lange Leidenszeit nach sich zog. Jetzt ist Hornschuh wieder einsatzbereit, Luhukay schätzt nicht nur seinen Charakter, sondern auch seine fußballerischen Qualitäten.

Christian Conteh ist erste Wahl

Hornschuh rückte zur zweiten Halbzeit in Heerenveen auf die Sechser-Position. Am Sonntag beim Training im Millerntor-Stadion war er Innenverteidiger der mutmaßlichen A-Elf, während Knoll wieder auf der Sechs zu finden war. Nur ein munteres Verwirrspiel? „Marc war in Heerenveen ein wichtiger Faktor, warum wir in der zweiten Halbzeit viel besser waren“, analysierte Luhukay. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass Hornschuh seit Spätsommer 2017 kein Zweitligaspiel über 90 Minuten mehr bestritten hat.

Auf der linken, offensiven Außenbahn ist derzeit Christian Conteh erste Wahl. Er konnte diese Rolle in Heerenveen mit auffälligen Aktionen untermauern. Eine davon führte zu einem Foul an ihm, zum Strafstoß und zum 1:1-Ausgleich. Die beim Foul erlittene Fußverletzung ist offenbar nicht schwerwiegend. „Christian und der noch angeschlagene Luis Coordes sind die schnellsten Spieler im Kader. Die Jungs tun uns gut und sind seriöse Optionen für die Punktspiele“, sagte Luhukay.

Verlierer der Vorbereitungsphase

Zu den Verlierern der Vorbereitungsphase gehören hingegen die ebenfalls noch jungen Florian Carstens (20) und Ersin Zehir (21). Die beiden hatte vor allem Luhukays Vorgänger Markus Kauczinski stark gefördert und ihnen viel Einsatzzeit gewährt. Jetzt gehörten beide trotz des verletzungsbedingten Ausfalls von sieben Feldspielern noch nicht einmal zum 21 Mann starken Kader bei der Generalprobe in Heerenveen – ein deutliches Signal gegen sie.