Hamburg. Fototermin des FC St. Pauli mit unvollständigem Team. Talent Coordes am Sprunggelenk verletzt. Stürmer Dursun zu Gast.
„Bitte recht freundlich“ hieß es für die Fußballprofis des FC St. Pauli am Montagvormittag auf ihrem Trainingsplatz an der Kollaustraße. Der offizielle Fototermin vor dem Saisonstart der Zweiten Liga stand auf dem Programm. Dass bei der Aufstellung zu den Porträtaufnahmen auch mal eine Lücke blieb, war zwar Zufall, konnte aber durchaus auch sinnbildlich verstanden werden. Schließlich fehlen im Zweitligakader weiterhin die mindestens drei in Aussicht gestellten qualitativ hochwertigen Verstärkungen.
Auch die derzeit sechs noch nicht wieder zur Verfügung stehenden Profis Philipp Ziereis, Henk Veerman, Johannes Flum, Luca Zander, Boris Tashchy und Rico Benatelli ließen sich ablichten. Einer, der bestens in die beschriebene Lücke beim Fotoshooting und noch besser in den Kader des FC St. Pauli passen würde, war später beim Training nur Zuschauer – Torjäger Serdar Dursun vom Zweitliga-Konkurrenten SV Darmstadt 98.
Gespräch zwischen Dursun und Luhukay
„Ich schaue hier nur meinem Bruder zu. Wir sind gestern aus dem Trainingslager in Innsbruck zurückgekommen und haben jetzt zwei Tage frei“, erzählte der aus Hamburg stammende 27 Jahre alte Stürmer, der in der vergangenen Saison 33 von 34 möglichen Punktspielen bestritt und dabei elf Treffer erzielte und zudem sieben Torvorlagen gab. Auf diese Werte kam beim FC St. Pauli kein einziger Akteur. Kein Wunder, dass Serdar Dursun inzwischen Erstligaangebote erhalten hat. Da sein Vertrag noch bis Juni 2021 läuft, könnte Darmstadt mit einer stattlichen Ablösesumme rechnen.
Nach dem Training plauderte der Torjäger noch angeregt mit St. Paulis Trainer Jos Luhukay, auch Torwart Robin Himmelmann und Innenverteidiger Christopher Avevor gesellten sich dazu. Man kennt sich eben.
Dursuns jüngerer Bruder Serkan, Stürmer in St. Paulis U-19-Bundesligamannschaft, mischte am Montag im Training der Profis eifrig mit. Beim Vierer-Turnier auf verkleinertem Feld profilierte sich der 18-Jährige mit vier Treffern – zur großen Freude seines neun Jahre älteren Bruders. So könnte zumindest ein Dursun demnächst für St. Pauli in der Zweiten Liga auflaufen.
Die Chance, sich weiter im Profiteam zeigen zu können, wuchs im Laufe des Trainings noch, weil sich Stürmertalent Luis Coordes am Sprunggelenk verletzte. Nach seinem Solo und Zweikampf mit Jan-Philipp Kalla trat der schnelle Außenbahnspieler so unglücklich auf Daniel Buballas Fuß, das er aus vollem Lauf umknickte. Coordes schrie laut auf und schlug mit der Hand auf den Rasen. Die Sofortbehandlung durch die Physiotherapeuten brachte keine Linderung, schließlich wurde Coordes auf beiden Seiten gestützt vom Rasen geführt. Den ersten Eindrücken zufolge dürfte der 20-Jährige der nächste längere Ausfall sein. Jedenfalls erscheint sein Einsatz im vorletzten Testspiel vor Saisonbeginn an diesem Dienstag (19 Uhr) beim Regionalligateam des SC Weiche Flensburg 08 ausgeschlossen.
Himmelmann geht in die achte Saison beim FC St. Pauli
In dieser Partie dabei sein soll hingegen der 19 Jahre alte Norweger Leo Östigard als Testspieler. Der 1,85 Meter große Innenverteidiger, der bisher dem U-23-Team des englischen Premier-League-Clubs Brighton & Hove Albion angehört, nahm am Montag bereits am Training teil.
Bereits in seine achte Saison beim FC St. Pauli geht unterdessen Torwart Robin Himmelmann. Auch wenn er am Montag berichtete, dass Trainer Luhukay mit ihm und den anderen Keepern Svend Brodersen und Leon Schmidt noch nicht über deren Status gesprochen habe, besteht kein ernsthafter Zweifel darüber, dass er weiter die Nummer eins sein wird.
Damit wird er ziemlich häufig den pinkfarbenen Torwartdress tragen, der zur neuen Saisonkollektion gehört. „Als im März oder April die ersten Fotos damit gemacht wurden, war ich zunächst gar nicht so begeistert. Je öfter ich es anziehe, desto besser gefällt mit die Farbe“, sagte Himmelmann am Montag. „Wichtiger ist ohnehin, dass nicht so viele Bälle daran vorbeifliegen. Mit einem rosa Trikot wie damals Tim Wiese hätte ich dagegen Probleme.“ Die Alternativfarbe zu Pink ist im Übrigen Gelb. Grün und Orange, wie zuletzt von den Torhütern getragen, sind hingegen erst einmal Vergangenheit.
Positiv bewertet Himmelmann unterdessen die neue, offensivere Ausrichtung der Mannschaft, die Trainer Jos Luhukay täglich mit dem Team einstudiert. „Wir erarbeiten uns gerade einen eigenen Spielstil und wollen unsere Taktik weniger an dem jeweiligen Gegner ausrichten. Der Stil ist mutig, aggressiv und laufintensiv und erfordert eine hohe Konzentration und Bereitschaft. Es ist besonders wichtig, als Kollektiv zu agieren“, sagt der Torwart. „Aber den Mutigen gehört die Welt.“