Hamburg. Jahrelang absolvierte der FC St. Pauli seine Vorbereitung in Maria Alm. Der Wechsel nach Tirol sorgt beim Ex-Gastgeber für Unmut.

„Vier Sterne Superior“ lautet die Kategorie des Elisabeth Hotels in Mayrhofen (Tirol), in dem die Fußballprofis des FC St. Pauli von diesem Mittwoch an bis zum 12. Juli ihr Domizil haben werden. Das 2014 komplett renovierte Haus mitten im Ort erfüllt, so ist auf diversen Portalen zu lesen, höchste Ansprüche. Und doch fragen sich in diesen Tagen viele, warum das Sommertrainingslager nicht mehr in Maria Alm im Salzburger Land stattfindet. Dort war der Tross des Kiezclubs drei Jahre lang in dem Hüttendorf Maria Alm untergebracht und hatte die Anlage für sich allein. Mehr noch.

Zum Abschluss der Trainingslager gerieten die Cheftrainer Ewald Lienen, Olaf Janßen und Markus Kauczinski geradezu ins Schwärmen, wenn sie über die Bedingungen sprachen. Für die Spieler war vor allem die Unterbringung in den für jeweils sechs Personen ausgelegten Hütten eine willkommene Abwechslung zum sonst gewohnten Hotelleben.

Alm-Chef ist von St. Pauli enttäuscht

Die Entscheidung gegen Maria Alm stand bei St. Pauli offenbar schon lange fest, doch der Club tat sich schwer, dies Josch Seyfert so richtig mitzuteilen. Statt im Spätherbst den Vertrag für das kommende Jahr zu verlängern, passierte nichts. Selbst als Seyfert im Wintertrainingslager in Oliva Nova zu Gast war, wurde ihm weder zu- noch abgesagt.

„Uwe Stöver hat mir danach dann auf Nachfrage gesagt, dass sich der Verein erst im Frühjahr entscheiden wolle, wohin das Team im Sommer ins Trainingslager geht“, berichtet Seyfert von einem Gespräch mit dem inzwischen geschassten Sportchef. „Ich kann aber nicht bis März oder länger warten. Wir sind kein Hotel mit 200 oder mehr Betten“, sagt Seyfert.

Seyfert investiert kräftig in die Loge

Die Enttäuschung ist ihm im Gespräch deutlich anzumerken. Auch deshalb, weil er und seine Familie sowie auch viele Mitarbeiter eine emotionale Verbindung zum Club aufgebaut haben. So buchte Seyfert auch seit einigen Jahren ein Separee im Millerntor-Stadion und baute die Loge für 150.000 Euro im Hüttendorf-Stil aus. „Ich habe 100.000 Euro für die neue Saison gerade wieder überwiesen“, berichtet er.

Seine Liebe zum Club ist trotz der Trainingslager-Entscheidung also nicht erloschen. Doch er sagt ernüchtert: „Es ist vielleicht so, dass man es unter Geschäftspartnern so macht. Unter Freunden kann man es sicher geschickter machen. Vielleicht haben auch persönliche Eitelkeiten eine Rolle gespielt. Ich habe es im Leben anders gelernt, wie man miteinander umgeht und bin damit gut gefahren.“

Seyfert hatte einen Sponsor an der Hand

Ein Grund für St. Paulis Entscheidung gegen Maria Alm sind offenbar die Finanzen. Rund 50.000 Euro bezahlte der Kiezclub im Hüttendorf, jetzt soll er rund 25.000 Euro dafür bekommen, dass er ins Zillertal reist. „Ich habe rund zwei Drittel der Kosten für das Trainingslager gesponsert. Nur die eingekauften Waren und zum Beispiel zusätzliche Shuttle-Services habe ich in Rechnung gestellt“, erläutert Seyfert. Für dieses Jahr habe er sogar einen Sponsor an der Hand gehabt, der die 50.000 Euro übernommen hätte.

Rettig erklärt die Entscheidung

„Wir waren in den Jahren mehr als zufrieden mit dem Hüttendorf in Maria Alm. Die Entscheidung, nicht mehr dorthin zu fahren, ist uns schwer gefallen. Gründe für den Wechsel sind in erster Linie, dass man nach den Jahren eine Luftveränderung angestrebt hat, aber auch organisatorisch logistische Vorteile daraus zieht – besonders im Hinblick aus die Reisewege vom Hotel zum Trainingsplatz, die nun deutlich kürzer sind und auch eine Busanreise entbehrlich machen“, erläuterte St. Paulis Geschäftsführer Andreas Rettig auf Nachfrage. „Wirtschaftliche Überlegungen haben eine eher untergeordnete Rolle gespielt.“

Trotz allem kann sich Seyfert künftige Aktionen, etwa erneut mit St. Paulis Rabauken-Club, vorstellen. „Ich bin nicht nachtragend, sondern freue mich schon auf das erste Heimspiel gegen Fürth“, sagt der Hüttendorf-Chef weiter.