Hamburg. Neuer Trainer und Präsident Göttlich leisten sich Spitzen gegen Kauczinski. Rettig spricht über Sportchef. Die PK zum Nachlesen.
Diese Nachricht war ein Paukenschlag: Der FC St. Pauli hat am Mittwoch die am Abend zuvor beschlossene Trennung von Sportchef Uwe Stöver sowie Trainer Markus Kauczinski publik gemacht.
Als dessen Nachfolger wurde Jos Luhukay installiert, den Posten des Sportchefs beim Fußball-Zweitligisten übernimmt bis zum Saisonende der etatmäßige Geschäftsführer Andreas Rettig.
In einer Pressekonferenz im Millerntorstadion wurde der neue Cheftrainer Jos Luhukay am Donnerstag offiziell vorgestellt. Außerdem bezogen die Verantwortlichen des FC St. Pauli um Präsident Oke Göttlich Stellung zu den personellen Vorgängen beim Kiezclub.
Die wichtigsten Aussagen der Pressekonferenz zum Nachlesen:
Luhukay über das kommende Spiel: "Arminia Bielefeld spielt eine sehr starke Rückrunde." Als zweitbestes Rückrundenteam seien die Ostwestfalen schwer zu schlagen. "Sie haben unheimlich viel Selbstbewusstsein." Das Spiel sei eine "reizvolle" Aufgabe.
"Über die Aufstellung habe ich mir noch keine Gedanken gemacht." Andreas Rettig werde Luhukay allerdings nicht in die Aufstellung reinreden. Es sei für ihn selbst aber eine "spannende Aufgabe", in nur zwei Tagen die Mannschaft kennenzulernen.
In den nächsten sechs Wochen will Luhukay nur die jeweils letzten beiden Trainingseinheiten vor dem Spiel nicht-öffentlich abhalten.
Rettig über die Schmähungen gegen Jeremy Dudziak: "Das Plakat war sicher keines, das für einen Literaturpreis vorgeschlagen wird. Wir sollten aber einen Haken dahinter machen. Ich habe heute auch noch einmal mit Jerry darüber gesprochen. Er ist ein großartiger Spieler, der seinen Weg machen wird. Er wird bis zu seinem letzten Tag bei St. Pauli mit voller Kraft unterstützt." Bei St. Paulis Spiel in Kiel (1:2) hatten Fans ein Spruchband gegen Dudziak entrollt, der zur kommenden Saison zum Stadtrivalen HSV wechselt.
Luhukay zu ihm bekannte Spieler: "Mit Sami Allagui habe ich sehr erfolgreich bei Hertha zusammengearbeutet." Auch Marvin Knoll kenne er noch aus seiner Berliner Zeit. "Beide sind vom Charakter her gute Jungs, die hierher passen."
Luhukay zu seiner Ausrichtung: In diesem Punkt nimmt Luhukay die Rhetorik Oke Göttlichs auf. Die Fans müssten spüren, dass dort nicht eine Mannschaft spiele, "die versucht, nicht zu verlieren, sondern die gewinnen will." Es müsse Ziel sein, über 90 Minuten eine Balance zu finden und so viele Spiele wie möglich zu gewinnen.
Luhukays erster Arbeitstag bei St. Pauli:
Jos geht's: Luhukays Auftakt beim FC St. Pauli
Rettig über die Zukunft von Alex Meier: Diese Entscheidung werde er nur noch "begleiten" und "moderieren". Ansonsten müssten sich über diese Personalie der Trainer und künftige Sportchef "den Kopf zerbrechen. Stand jetzt sei allerdings keineswegs ausgeschlossen, dass St. Pauli mit Meier weitermachen wollen würde.
Göttlich zu St. Paulis Philosophie: Er selbst würde sich auch eine "Romantik" wie etwa beim SC Freiburg wünschen. "Aber Kontinuität ist kein Selbstzweck." Diese dürfe nicht über den Erfolg gestellt werden.
Rettig über Luhukay: "Er ist immer loyal gewesen, auch in Stress-Situationen." Ihn bringe nichts aus der Ruhe. "Das ist auch eine Qualität in der heutigen Zeit."
Luhukay zum ersten Kontakt mit der Mannschaft: "Ich war begeistert, wie die Jungens aufgetreten sind." Er glaube, dass St. Pauli generell einen "qualitativen Kader" habe. Die Spiele habe er immer wieder verfolgt.
Luhukay zu seiner Aufstiegserfahrung: "Jede Aufgabe, die man aufnimmt, ist nicht einfach." Bei großen Clubs wie Borussia Mönchengladbach oder Hertha BSC sei der Druck besonders groß, aufzusteigen. Am ehesten vergleichbar sei die jetzige Situation mit der beim FC Augsburg, mit dem Luhukay ebenfalls in die erste Liga aufgestiegen war.
Luhukay über Kauczinski: "Ich schätze meinen Kollegen Markus Kauczinski. Er hat hier gute Arbeit geleistet." Seine eigene Philosophie und die entsprechenden Unterschiede zu seinem Vorgänger seien zweitrangig. "Entscheidend sind die Eindrücke der Spieler."
Luhukay zum Aufstiegskampf: "Wenn man die Tabelle schaut, ist alles möglich. Ich glaube, dass man träumen kann. Platz drei ist nicht weit entfernt. Wir müssen aber alles dafür tun, um das nächste Spiel zu gewinnen." Siege seien "die beste Medizin", damit die Mannschaft wieder an sich glaube. "Sie hat ja in der Hinrunde toll gespielt."
Luhukay zum künftigen Trainerstab: "Wir lassen es erst einmal so, wie es ist." Er müsse den Trainerstab und das medizinische Team erst einmal kennenlernen. Co-Trainer André Trulsen kenne er noch aus dem gemeinsamen Lehrgang in Köln.
Göttlich zum künftigen Sportchef: "Wir sind auf gutem Wege, bald eine Entscheidung treffen zu können. Innerhalb der nächsten Wochen werden wir das schaffen."
Luhukay zum Trainerwechsel: "Es war auch für mich unerwartet, dass es so schnell kam." Am Montag sei er von St. Pauli kontaktiert worden mit der Frage, ob ich bereit wäre. Er habe nur einen Tag darüber nachdenken müssen. "Es ist eine fantastische und reizvolle Arbeit. Das erste Training hat Spaß gemacht. Natürlich müssen sich die Spieler an mich gewöhnen." Das gelte aber auch anders herum. Es sei nun die Aufgabe, die "Bindung" zu den Fans wiederherzustellen.
Rettig zu Stöver: "Uwe Stöver ist ein großartiger Kollege." Jos Luhukay habe ihn heute morgen bereits um 7 Uhr kontaktiert. "Ich habe gemerkt, dass die Uhren jetzt anders gehen."
Rettig zur Aufgabe als Sportchef: Das Fundament des künftigen Kaders stehe bereits. Aktuell stünden 27 Spieler unter Vertrag. "Ich sehe meine Rolle darin, den Übergang zu moderieren", sagt Rettig, der bei St. Pauli zum 30. September als Geschäftsführer ausscheidet. Er selbst wolle sich als Sportchef "nicht mehr verwirklichen".
Präsident Oke Göttlich erhebt das Wort. "Es herrscht eine lethargische Stimmung im Verein, als ob wir auf einem Abstiegsplatz stehen", sagt er. Das Grundvertrauen habe gefehlt. Das sei jedoch das "Allerwichtigste", um erfolgreich zu sein. "Uwe Stöver hat sich weiter für Markus Kauczinski stark gemacht, was wir menschlich sehr schätzen, aber nicht zu unserer Analyse passte."
"Wir wollen uns jetzt auf die letzten sechs Spiele konzentrieren und eine Situation schaffen, in der wir Spiele gewinnen wollen und es nicht darum geht, Spiele nicht zu verlieren." Eine eindeutige Spitze gegen Ex-Trainer Kauczinski.