Hamburg. Sportchef muss gehen, obwohl sein Vertrag gerade erst verlängert worden war. Kauczinski-Nachfolger Luhukay startet am Donnerstag.

Doppelter Paukenschlag beim FC St. Pauli: Im Endspurt der Zweiten Fußball-Bundesliga hat der Kiezclub kräftig an der Reißleine gezogen und sowohl Trainer Markus Kauczinski als auch Sportchef Uwe Stöver freigestellt. Damit reagiert der Verein auf die anhaltende Talfahrt in der Liga mit nur 10 Punkten aus den letzten zehn Spielen (bei einem Torverhältnis von 9:20, darunter die schmerzhafte 0:4-Heimniederlage gegen den HSV), wodurch der Aufstieg in die Bundesliga in weite Ferne gerückt ist.

Einen Nachfolger für Kauczinski hat St. Pauli bereits gefunden: Wie der Verein am Mittwoch mitteilte, wird der Erstligaerfahrene Niederländer Jos Luhukay die Mannschaft übernehmen. Interims-Sportchef bis zum Saisonende wird Geschäftsführer Andreas Rettig, der den Verein zum 30. September aber ohnehin verlässt. Schon vor Stövers Amtsantritt im Oktober 2017 hatte Rettig interimsweise als Sportchef gearbeitet.

St. Paulis Trainer seit dem Jahr 2000

Willi Reimann

01.02.1999 - 14.03.2000

Dietmar Demuth

15.03.2000 - 20.08.2002

Joachim Philipkowski

20.08.2002 - 16.12.2002

Franz Gerber

29.12.2002 - 28.03.2004

Andreas Bergmann

29.03.2004 - 20.11.2006

Holger Stanislawski

21.11.2006 - 20.06.2011

André Trulsen

01.07.2007 - 30.06.2008

André Schubert

01.07.2011 - 26.09.2012

Thomas Meggle

28.09.2012 - 07.10.2012

Michael Frontzeck

08.10.2012 - 06.10.2013

Roland Vrabec

07.11.2013 - 02.09.2014

Thomas Meggle

03.09.2014 - 16.12.2014

Ewald Lienen

16.12.2014 - 30.06.2017

Olaf Janßen

01.07.2017 - 07.12.2017

Markus Kauczinski

08.12.2017 - 10.04.2019

Jos Luhukay

11.04.2019 -

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Luhukay stieg dreimal in die Bundesliga auf

Mit Borussia Mönchengladbach, dem FC Augsburg und Hertha BSC gelang Luhukay dreimal der Aufstieg ins Oberhaus, als Co-Trainer des 1. FC Köln sogar zweimal. In der Saison 2016/17 trat er allerdings nach nur vier Saisonspielen beim gerade abgestiegenen VfB Stuttgart entnervt zurück. Auch das letzte Engagement der 55-Jährigen beim englischen Sheffield Wednesday endete im vergangenen Dezember vorzeitig.

Das ist Jos Luhukay

Geboren

13. Juni 1963 in Venlo (Niederlande)

Trainerstationen

07/1998 - 06/2000: SV Straelen

07/2000 - 06/2002

KFC Uerdingen

07/2002 - 06/2005

1. FC Köln (Co-Trainer)

11/2003

1. FC Köln (Cheftrainer für ein Spiel)

07/2005 - 08/2006

SC Paderborn

01/2007 - 10/2008

Borussia Mönchengladbach

04/2009 - 05/2012

FC Augsburg

07/2012 - 02/2015

Hertha BSC

07/2016 - 09/2016

VfB Stuttgart

01/2018 - 12/2018

Sheffield Wednesday

Ab 04/2019

FC St. Pauli

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"Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht, gerade weil wir Uwe und Markus persönlich sehr schätzen", sagte St. Paulis Präsident Oke Göttlich, der die Schritte mit seinen Kollegen aus Präsidium und Aufsichtsrat in einer Krisensitzung am Dienstagabend beschlossen hatte. "Aber im Sinne des FC St. Pauli halten wir diesen Schritt für notwendig, um die Saison sportlich erfolgreich zu beenden und die Weichen für die neue Saison stellen zu können."

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Sperrte sich Stöver gegen Kauczinskis Aus?

Zumindest Stövers Demission erfolgte überraschend, der Vertrag mit dem 52-Jährigen war erst im Februar vorzeitig bis zum 30. Juni 2021 verlängert worden. Möglich, dass Stöver gehen musste, da er sich selbst weigerte, Kauczinski zu entlassen. "Natürlich hätte ich gerne weitergearbeitet, allerdings gab es in der weiteren Vorgehensweise und Ausrichtung unterschiedliche Auffassungen. Diese habe ich zu respektieren", sagte Stöver in einer ersten Reaktion. "Aber ich wünsche dem Verein alles erdenklich Gute für die weitere Zukunft."

Von Kauczinski gab es indes keine Stellungnahme. Die Kritik an dem Trainer war zuletzt wieder stärker geworden. Vorgehalten wurden dem 49-Jährigen auch intern unter anderem eine monotone Trainingsgestaltung, wiederholtes Starkreden des Gegners und eine allgemeine Ratlosigkeit. Erst am vergangenen Sonnabend hatte sich St. Pauli bei der 1:2-Niederlage im Nordderby bei Holstein Kiel trotz einer Halbzeit in Überzahl erschreckend uninspiriert präsentiert.

Bilder von St. Paulis Pleite in Kiel:

FC St. Pauli versagt im Nordderby bei Holstein Kiel

Au Backe: Marvin Knoll und St. Pauli gaben in Kiel das Spiel trotz Überzahl aus der Hand.
Au Backe: Marvin Knoll und St. Pauli gaben in Kiel das Spiel trotz Überzahl aus der Hand. © Witters
Cool, cooler, Alex Meier: Der
Cool, cooler, Alex Meier: Der "Fußball-Gott" brachte St. Pauli gegen Holstein Kiel vom Punkt mit 1:0 in Führung © Witters
Es war der sechste Treffer des 36-Jährigen im zehnten Spiel.
Es war der sechste Treffer des 36-Jährigen im zehnten Spiel. © Witters
Elfmeter-Übeltäter Stefan Thesker musste obendrein mit glatt Rot vom Platz.
Elfmeter-Übeltäter Stefan Thesker musste obendrein mit glatt Rot vom Platz. © Witters
Kurz nach Wiederanpfiff kam Holstein dennoch zurück – auch Alexander Mühling traf souverän per Strafstoß.
Kurz nach Wiederanpfiff kam Holstein dennoch zurück – auch Alexander Mühling traf souverän per Strafstoß. © Witters
Nur drei Minuten später drehte Jae-Sung Lee sogar das Spiel für die dezimierten Schleswig-Holsteiner.
Nur drei Minuten später drehte Jae-Sung Lee sogar das Spiel für die dezimierten Schleswig-Holsteiner. © Imago/Oliver Hardt
Vor allem St. Paulis Youngster Florian Carstens erwischte in der Abwehr einen rabenschwarzen Tag.
Vor allem St. Paulis Youngster Florian Carstens erwischte in der Abwehr einen rabenschwarzen Tag. © dpa
Und so musste sich St. Paulis Trainer Markus Kauczinski ganz schön aufregen.
Und so musste sich St. Paulis Trainer Markus Kauczinski ganz schön aufregen. © Imago/Oliver Hardt
Zieht den Kreis nicht zu klein: Vor dem Anpfiff schworen sich St. Pauli Startspieler gemeinsam auf das Derby ein.
Zieht den Kreis nicht zu klein: Vor dem Anpfiff schworen sich St. Pauli Startspieler gemeinsam auf das Derby ein. © Witters
Für Kiezkicker Jeremy Dudziak war es in Kiel nach dem verkündeten Wechsel zum HSV ein doppelt schwerer Gang.
Für Kiezkicker Jeremy Dudziak war es in Kiel nach dem verkündeten Wechsel zum HSV ein doppelt schwerer Gang. © Witters
Nach Schmähungen aus dem eigenen Fanblock wurde Dudziak von Trainer Markus Kauczinski wieder aufgebaut.
Nach Schmähungen aus dem eigenen Fanblock wurde Dudziak von Trainer Markus Kauczinski wieder aufgebaut. © Witters
Im Spiel war dann erst einmal Kampf Trumpf – wie hier bei Kiels Alexander Mühling und St. Paulis Marvin Knoll.
Im Spiel war dann erst einmal Kampf Trumpf – wie hier bei Kiels Alexander Mühling und St. Paulis Marvin Knoll. © Witters
Auch in dieser Szene ging es eng zu.
Auch in dieser Szene ging es eng zu. © Witters
Kauczinski unter Strom.
Kauczinski unter Strom. © Witters
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St. Pauli: Sieben Trainer in acht Jahren

Nach der Ära von Holger Stanislawski (2006 bis 2011) hat St. Pauli in den vergangenen acht Jahren mit André Schubert, Thomas Meggle, Michael Frontzeck, Roland Vrabec, Ewald Lienen, Olaf Janßen und Kauczinski inzwischen sieben Chef- und Interimstrainer verschlissen.

Ihre Entlassungen wurden Kauczinski und Stöver am Mittwochmorgen mitgeteilt. Auch die Mannschaft wurde noch vor dem Training informiert. Die Vormittagseinheit an der Kollaustraße leiteten die Co-Trainer Markus Gellhaus und André Trulsen. Eine Handvoll Kiebitze und gut zwei Dutzend Journalisten verfolgten das Training, an dessen Ende Trulsen noch eine kleine Extraschicht mit Stürmer Alexander Meier einschob. Das ursprünglich für den Nachmittag angesetzte Training wurde indes abgesagt.

Luhukay wird am Donnerstag vorgestellt

Am Donnerstag wird Luhukay erstmals das Training leiten. Dann soll der neue Mann auch auf einer Pressekonferenz offiziell vorgestellt werden (15 Uhr) – und auch Göttlich und Rettig wollen sich dann wieder erklären. Am Mittwoch war die Führungsspitze nach einem Besuch am Trainingszentrum zunächst abgetaucht.

Beim Heimspiel am Sonntag gegen Arminia Bielefeld (13.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) wird Luhukay erstmals auf der Bank am Millerntor Platz nehmen.