Hamburg. Trotz Defizite hat der FC St. Pauli noch immer eine Chance auf Platz drei. Wie zwei Jungs mit dem Nationalspieler kicken.

Wenn der sportliche Alltag schon trist ist, sind es manchmal die kleinen Begebenheiten, die für Freude sorgen. Am Sonnabendvormittag, am Tag nach dem 0:0 des FC St. Pauli gegen Abstiegskandidat MSV Duisburg, besuchten die Nachwuchskicker Rafael und Gabriel aus Berlin mit ihren Eltern St. Paulis Trainingsanlage an der Kollaustraße in Niendorf. Ihre Hoffnung auf ein Autogramm und Foto mit ihrem Lieblingsspieler Mats Möller Daehli wurde nicht nur erfüllt, sondern sogar weit übertroffen.

Kicken mit dem Nationalspieler

Der norwegische Nationalspieler, am Abend zuvor noch einer der besseren Akteure seines Teams, nahm sich Zeit, um vor allem mit den zehn Jahre alten Rafael auf dem Kunstrasenplatz zu kicken und zu tricksen. Später setzte sich der Offensivakteur noch mit den beiden Jungs hin und hörte ihnen interessiert zu, als sie erklärten, wie man wieder aus der Krise kommt.

Dass Hoffnungen übertroffen werden, kommt bei den Profis des FC St. Pauli seit dem Jahreswechsel nur noch selten vor. Es würde ja schon reichen, wenn sie wenigstens erfüllt werden. Das war aber beim 0:0 gegen Duisburg nur in den Anfangsminuten mit drei Torchancen und in einigen Szenen gegen Ende der Partie der Fall, als Christopher Buchtmann und der eingewechselte Jan-Marc Schneider die Partie hätten entscheiden können. Ansonsten aber bekamen die Zuschauer im erneut ausverkauften Millerntor-Stadion spielerische Magerkost, ungenaue Zuspiele, unnötige Ballverluste und nur wenige Ideen gegen den defensiv diszipliniert, aber offensiv äußerst harmlosen Gegner zu sehen.

Der letzte Punch habe gefehlt, kritisiert der Sportchef

Es mag ja psychologisches Kalkül dahinterstecken, dass die sportlich Verantwortlichen ein enttäuschendes 0:0 im Heimspiel gegen eines der schwächsten Teams der Zweiten Liga als „Schritt in die richtige Richtung“ (Kauczinski) titulieren, nachdem es zuvor zwei 0:4-Niederlagen gesetzt hatte. Angesichts von 18 Gegentoren in den neun Spielen seit der Winterpause ist ein Zu-null-Match fast ein Feiertag. „Wenn man den Rucksack von zwei 0:4-Spielen mit sich schleppt, ist es erst einmal wichtig, hinten zu null zu spielen“, sagte denn auch St. Paulis Sportchef Uwe Stöver dazu.

„Zudem ist es aber auch wichtig, die Möglichkeiten zu Toren zu nutzen. Der letzte Punch im letzten Drittel hat uns gefehlt“, kritisierte er immerhin auch. Auch Trainer Kauczinski, der inzwischen bei vielen Anhängern in der Kritik steht, merkte einige negative Punkte an. „Es ist unbestritten, dass wir aus unserem Ballbesitz mehr Chancen herausarbeiten müssen. Vier, fünf gute Möglichkeiten müssen normalerweise reichen, um ein Tor zu machen. Wir müssen uns vorwerfen, dass wir nicht zielstrebig genug waren.“

Es geht um sehr viel

Fakt ist, dass der FC St. Pauli im Vergleich zur Hinrunde sechs Punkte weniger aus den Spielen gegen dieselben zehn Gegner erzielte. Fakt ist auch, dass das Team im Schneckenrennen um den dritten Tabellenplatz weiter reelle Chancen hat. Insofern ist Kauczinskis Aussage, sein Team habe „nichts zu verlieren“ zu relativieren. Vielmehr kann die Mannschaft die immer noch vorhandene Chance auf die Relegation gegen den Bundesliga-16. verspielen und die Chance auf eine der punktemäßig erfolgreichsten Spielzeiten der vergangenen Jahre herschenken. Daher geht es in den verbleibenden sieben Spielen für St. Pauli sogar noch um sehr viel.