Hamburg. Proteste gegen den Maßnahmenkatalog der Vereinsführung bleiben weitgehend aus. Partie gegen Duisburg frei von Feuerwerk.
Auch am Tag nach der Ankündigung des FC St. Pauli, künftig schärfer gegen die Fans auf der Südtribüne vorzugehen, war das Thema in aller Munde. In den sozialen Netzwerken und im Millerntor-Stadion wurde über das Vorgehen des Kiezclubs kontrovers diskutiert. Die Meinungen über den Maßnahmenkatalog, der unter anderem einen Umbau des Eingangsbereichs auf der Südtribüne, eine Verringerung des von Fangruppen selbstbestimmt verwalteten Kartenkontingents sowie intensivere Einlasskontrollen beinhaltet, gehen dabei bei den Anhängern auseinander.
Viele Fans halten die Schärfe des Tons, der in der Stellungnahme des Vereins angeschlagen wurde, für „nicht St.-Pauli-like“, diese habe sowieso nur PR-Gründe, um das Schiedsgericht des Deutschen Fußball-Bundes bei der Bestrafung milde zu stimmen. Darüber hinaus wird angeprangert, dass einige Maßnahmen zu schwammig formuliert wurden. Der Tenor: „Ein fragwürdiges, populistisches Maßnahmenpaket als Beruhigungspille für Wutpaulis, linke Spießer und Medien.“
Ähnlich klingt das auch im beliebten Internetblog „Magischer FC“. „Unser Verein hat heute ein ,Maßnahmenpaket’ veröffentlicht, das in Tonalität und Inhalt nur als kontraproduktiv und lächerlich bezeichnet werden kann. Beinhaltet es doch beinahe ausschließlich Kollektivstrafen, die entweder alle Südbesucher/-innen betreffen oder zumindest eine große Gruppe von Südbesucher/-innen. Dabei wird ausdrücklich keine individuelle Verantwortlichkeit der Süd oder der benannten Gruppen ausgemacht“, hieß es in einem Post. Doch es gibt nicht nur Kritiker des Maßnahmenkataloges. Im Gegenteil: Einige Anhänger bemängeln, dass die Verantwortlichen um Präsident Oke Göttlich und Geschäftsführer Andreas Rettig zu seicht reagiert haben.
Fans gesanglich selten so einig wie am Freitagabend
Proteste gegen das Vorgehen der Verantwortlichen gab es während der 90 Minuten gegen Duisburg kaum. Lediglich ein Plakat mit der Botschaft „Gegen Kollektivstrafe“ war zu sehen. Beim Einlaufen der Mannschaften zeigten die Ultras ein Banner mit der Aufschrift „Pyrotechnik ist für uns ein rotes Tuch“. Und auch die Anhänger auf der Gegengerade waren nach dem Ärger aus dem Stadtderby („Ihr seid scheiße wie der HSV“) versöhnlich unterwegs. Zahlreiche Banner („Still loving Südtribüne“ und „Südtribüne – willst Du mit mir gehen?“) zeigten, dass es vor allem um die Unterstützung der Mannschaft ging. In der Tat waren die Fans sich gesanglich selten so einig wie an diesem Freitagabend. Und außer ein paar harmloser Wunderkerzen zu Beginn der zweiten Hälfte blieb die Partie frei von Feuerwerk. Zumindest ein kleiner Neuanfang in der zuletzt so zerstrittenen Fanszene des FC St. Pauli.