Hamburg. Auch zu Hause gegen einen Abstiegskandidaten enttäuscht der Kiezclub seine Fans. Der Aufstieg hat sich damit wohl erledigt.

Pfiffe und aufmunternde „St. Pauli“-Rufe begleiteten die Mannschaft des FC St. Pauli am Freitagabend, als sie den Rasen des Millerntor-Stadions verließ. Das 0:0 gegen den MSV Duisburg hatte die Fans nach den beiden 0:4-Niederlagen zuvor nicht wirklich versöhnen können. Unter dem Strich war das Unentschieden gegen den Tabellenvorletzten der 2. Bundesliga eine erneute Enttäuschung.

"Vom Spiel her war das gut. Wir hatten genügend Torchancen. Nur leider haben wir diese nicht genutzt", sagte St. Paulis Mittelfeldspieler Marvin Knoll: "Man kann der Mannschaft heute nichts vorwerfen. Auch die Unterstützung der Fans war super. Wir wollten unbedingt das Tor machen. Normalerweise muss man sich für so ein Spiel belohnen."

Überraschend hatte sich Trainer Markus Kauczinski für Ersin Zehir als zweiten zentral-defensiven Mittelfeldspieler neben Knoll entschieden. Dafür musste Jeremy Dudziak ebenso zunächst auf der Bank Platz nehmen wie der nominelle Kapitän Johannes Flum und auch sein Stellvertreter Sami Allagui. Als rechten Außenverteidiger und damit als Ersatz für den an der Schulter operierten Luca Zander bot Kauczinski den gelernten Innenverteidiger Florian Carstens auf.

St. Pauli spielt zu ungenau

Unabhängig von diesen Personalentscheidungen zeigte sich das Team in den ersten Minuten wild entschlossen, sich für die Pleiten gegen den HSV und in Sandhausen zu rehabilitieren. Schon in der ersten Spielminute verpasste der als alleiniger Stürmer aufgebotene Alexander Meier einen Schrägschuss von Ryo Miyaichi nur knapp am hinteren Pfosten. Nur wenig später hätte Meier sein sechstes Saisontor erzielen müssen, als er von Mats Möller Daehli per Querpass bedient wurde, aber den Ball knapp über die Latte schoss.

Danach allerdings ließen die St. Paulianer nach und die Duisburger deutlich besser ins Spiel kommen. Mitte der zweiten Halbzeit wies die Livestatistik eine Ballbesitzquote von 65 Prozent für den MSV aus. Wirklich Kapital konnte das Team von Trainer Torsten Lieberknecht daraus aber auch nicht schlagen, zumal Havard Nielsen bei der besten Gelegenheit aus rund sechs Metern vor dem Tor den Ball nicht traf. Und was kam noch von St. Pauli? Ein Torschussversuch per Hacke von Meier nach einem Zuspiel des aufgerückten Carstens (38.) war praktisch schon alles vor der Halbzeitpause.

Auffällig war hingegen, wie viele ungenaue Zuspiele und Ballverluste sich die Profis leisteten. Einigermaßen ernüchtert entließen die Zuschauer ihr Team in die Kabinen, weil der Abfall nach der starken Anfangsphase Sorge bereitete, es könnte wieder nicht zu einem Sieg reichen. Sonderlich einfallsreich zeigten sich die St. Paulianer auch nach dem Wiederanpfiff nicht, auch wenn sie nun versuchten, wieder etwas druckvoller zu spielen. Als das Spiel nach rund einer Stunde wieder einmal im Mittelfeld vor sich hin plätscherte, kamen von den Rängen erste Pfiffe gegen das eigene Team.

Kiel und Paderborn können vorbeiziehen

Kauczinski reagierte und versuchte mit der Einwechslung von Waldemar Sobota für den zunehmend nachlassenden Miyaichi (61.) einen offensiven Impuls zu setzen. Der frühere polnische Nationalspieler führte sich allerdings mit einem taktischen Foul nach nur 35 Sekunden ein. Die Gelbe Karte war die logische Folge. Immerhin kam nun Christopher Buchtmann offensiv besser ins Spiel. Seine gerade noch zur Ecke abgeblockten Torschüsse brachten wenigstens einen Hauch von Torgefahr vor der Südkurve. Für die letzten 15 Minuten schickte Kauczinski mit Jan-Marc Schneider den Siegtorschützen des jüngsten Testspiels gegen den dänischen Erstligisten Vejle BK (1:0) ins Rennen. Für ihn musste Meier weichen, der damit im dritten Spiel in Folge ohne Treffer blieb. Zuletzt hatte er für den 1:0-Auswärtssieg beim SC Paderborn Anfang März gesorgt.

Doch wenn Meier nicht trifft, kann St. Pauli offenbar auch nicht mehr gewinnen. Dabei hatte Schneider den Siegtreffer auf dem Fuß (87.), als er sich an der Strafraumgrenze in Position brachte, doch sein Schuss landete genau in den Armen des Duisburger Torwarts Felix Wiedwald. Es war die letzte Torchance in einem insgesamt enttäuschenden Heimspiel. Das Team zeigte sich gegen einen ebenfalls harmlosen Gegner zu einfallslos, um nach den beiden herben Niederlagen eine echte Wende herbeizuführen. Immerhin fiel die Mannschaft diesmal nicht auseinander, hat jetzt aber bereits seit 279 Minuten kein Tor mehr erzielt. Da gleichzeitig auch der 1. FC Heidenheim in Magdeburg nicht über ein 0:0 hinauskam, blieb St. Pauli Tabellenvierter, kann aber an diesem Wochenende vom nächsten Gegner Holstein Kiel und vom SC Paderborn überholt werden..

Keine Tore auch in Magdeburg

Auch der 1. FC Heidenheim hat den Anschluss an die Aufstiegsplätze in der 2. Bundesliga verpasst. Der Viertelfinalgegner von Bayern München im DFB-Pokal kam bei Abstiegskandidat 1. FC Magdeburg nicht über ein 0:0 hinaus und liegt vier Punkte. Magdeburg vergab in der 90. Minute durch Felix Lohkemper, der am FCH-Torwart Kevin Müller scheiterte, einen Foulelfmeter und hängt nach dem fünften Spiel in Folge ohne Sieg im Tabellenkeller fest.

Vor 17.517 Zuschauern waren die Gäste zwar über weite Strecken der ersten Hälfte die bessere Mannschaft, konnten sich aber nicht entscheidend durchsetzen. Zweimal Maximilian Thiel (10., 11.) und dann Marnon Busch (19.), der nur die Unterkante der Latte traf, verpassten in der Anfangsphase die Führung für die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt.

Magdeburg hielt kämpferisch dagegen, war vor allem nach der Pause tonangebend und hatte durch Philip Türpitz (83.) auch noch eine große Gelegenheit. Das Team von Coach Michael Oenning spielte nach einer Gelb-Roten Karte gegen Norman Theuerkauf wegen wiederholten Foulspiels (72.) in Überzahl, konnte diesen Vorteil aber nicht nutzen und scheiterte dann sogar noch vom Punkt.