Hamburg. Permanenter Rauch aus den Blöcken gefährdete das Derby. St. Paulis Geschäftsführer Andreas Rettig war stinksauer, der DFB ermittelt.

Derbyheld Pierre-Michel Lasogga war genervt, die Trainer in Sorge und St. Paulis Führung regelrecht wütend: Die permanente Pyro-Zündelei beider Fanlager während des Hamburger Zweitliga-Derbys HSV vs. FC St. Pauli wird ein Nachspiel haben. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) leitete am Montag Ermittlungen ein, wie der Verband bestätigte.

„Ich habe nichts gegen Pyro, aber das ging zu weit“, sagte St. Paulis Geschäftsführer Andreas Rettig: „Das war eine Selbstinszenierung von einigen, diese Leute haben sich klar über den Verein gestellt. Sie haben uns einen Bärendienst erwiesen, wir werden das aufarbeiten.“

"Die Vorfälle stellen eine Zäsur beim FC St. Pauli dar"

Für den 55-Jährigen fühlte sich die deftige 0:4-Niederlage gegen den Erzrivalen doppelt bitter an. Rettig hatte sich in den vergangenen Monaten immer wieder dialogbereit gezeigt und sich auch gegen drastische Bestrafungen bei Gebrauch von Pyrotechnik ausgesprochen. Nun stellte er eine „tiefe Narbe“ fest, die einige Anhänger dem Verein zugefügt hätten. Klub-Präsident Oke Göttlich entschuldigte sich bei den übrigen Zuschauern: „Es war nicht nur eine Niederlage auf dem Feld, sondern auch drumherum.“

In einem am Montag veröffentlichten gemeinsamen Statement von Präsidium, Aufsichtsrat und Geschäftsführung des FC St. Pauli werden die Aktionen als "Grenzüberschreitung" bezeichnet, die weder zu billigen, noch zu dulden sei. "Die Vorfälle stellen eine Zäsur beim FC St. Pauli dar, spiegelt zum Beispiel das Präsentieren von Fanutensilien des Gegners in keiner Weise den Umgang wider, den wir hier in unserem Stadion in der Vergangenheit gepflegt haben. Auch die Menge an gezündeter Pyrotechnik und das Abfeuern von Leuchtkugeln auf das Spielfeld gehen weit über ein akzeptables Maß hinaus. Aufgrund der Vorfälle werden Form und Inhalt des weiteren Umgangs miteinander und Konsequenzen kritisch diskutiert."

Erste Pyro-Zündeleien kurz nach dem Anpfiff

Schon kurz nach dem Anpfiff kokelten die ersten Leuchtfackeln im Millerntorstadion. Fans beider Klubs hatten trotz verstärkter Kontrollen offenbar problemlos die verbotenen Gegenstände ins Stadion geschmuggelt. „Ich weiß gar nicht, wo die das immer alles reinstecken“, sagte Doppel-Torschütze Lasogga. Schiedsrichter Felix Brych musste die Partie mehrmals unterbrechen. „Wenn ich die Mannschaften in die Kabinen schicke, ist das die letzte Warnung und mein letztes Mittel“, sagte er bei Sky.

Anhänger riskieren Spielabbruch

Den Störern in den Blöcken fehlte komplett das Gespür für das Spiel. Als St. Pauli nach der Pause Druck aufbaute, sorgte der Rauch im braun-weißen Fanlager für eine störende Unterbrechung. Als der HSV das Spiel für sich entschieden hatte, riskierte ein Anhänger im Gästeblock einen Spielabbruch. Nicht nur Trainer Hannes Wolf hatte große Sorge in diesem Moment.

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Um ähnliche Szenarien zukünftig zu vermeiden, müssen neue Ansätze im Umgang mit der Problematik weiter geprüft werden. HSV-Vorstandsboss Bernd Hoffmann hatte jüngst einen Vorstoß in Sachen „kontrollierter Pyrotechnik“ gewagt, auch die sogenannte „kalte Pyrotechnik“ könnte ein Thema sein. Doch die Deutsche Fußball Liga (DFL) betonte zuletzt ihre klare Position: „Pyrotechnik in den Stadien ist nach den DFL-Statuten verboten.“

Fakt ist: Auch die nächste hohe Geldstrafe wird nicht dazu führen, das lästige Thema in den Griff zu kriegen. Einer Legalisierung der gefährlichen Zündelei sind die Fans mit ihren Aktion ganz sicher nicht näher gekommen.